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Gleiche Arbeit – unterschiedlicher Lohn

Liebe Leser_Innen,

ab dieser Ausgabe, werden wir Briefe aus den Betrieben drucken. Diese Briefe werden sowohl in den türkischen wie auch in den deutschen Seiten erscheinen. Wir möchten an dieser Stelle an  alle Kolleg_Innen appellieren, uns weiterhin zu schreiben. Wir sind uns bewusst, dass die „Stimmen“ der Kolleg_Innen verhallen oder bewusst nicht gehört werden, geschweige denn ein Podium für Sie, ihre Meinung und Kritik geboten werden. Dieses Podium, wollen wir gerne unseren Kolleg_Innen bieten.

Neues Leben – Deutsche Seiten Redaktion 

 

Ich arbeite seit Jahren bei der Christian Fleisch GmbH. Die Firma hat deutschlandweit 500 Mitarbeiter davon 40 in Duisburg. Außerdem arbeiten 70 Kollegen bei der Melerski Schlachtvertriebs GmbH, die vor einigen Jahren gegründet wurde und mit der Christian Fleisch GmbH verbunden ist. Als Mitarbeiter zwei verschiedener Firmen bekommen wir unterschiedliches Gehalt, obwohl wir dieselbe Arbeit machen. In der Firma, in der wir arbeiten, werden geschlachtete Schweine je nach Bestellung von Rewe und Edeka für den Verkauf vorbereitet. Die Arbeitszeiten beginnen um 4-5 Uhr morgens und das Ende ist unterschiedlich. So müssen wir an einigen Tagen 11–12 Stunden arbeiten, an anderen nur 3–4 Stunden arbeiten, was dazu führt das wir längerfristig nichts planen können. Trotz der vereinbarten 120 Monatsarbeitsstunden arbeiten wir 220-230 Stunden, bekommen aber die uns zustehenden 25 % Überstunden nicht ausgezahlt. Trotz der massiven Überstunden müssen viele Kollegen staatliche Hilfe in Anspruch nehmen, da der Lohn nicht ausreicht, um den Monat zu überleben. Wir wissen, dass es wichtig ist, gemeinsam zu kämpfen, denn nur so können wir gewinnen. Durch die Bemühungen einer Kollegengruppe konnte vor vier Jahren ein 5-köpfiger Betriebsrat gewählt werden, von denen zwei Kollegen auf unserer Seite stehen. Obwohl die Kollegen in der Unterzahl waren, haben sie es geschafft, dass die Monatsgehälter fristgerecht ausgezahlt wurden. Doch der Arbeitgeber ist nach dem Erfolg des Betriebsrates aggressiver geworden. So wurden die zwei Kollegen schikaniert und ihre Arbeitszeiten wurden zur unmöglichen Stunden verlegt, so dass die Arbeitsbedingungen erschwert wurden, welches zur Folge hatte, dass einer aufgegeben hat und der andere längerfristig krank geschrieben ist. Das Nichtvorhandensein der Kollegen macht sich stark bemerkbar, z.B. wird seitdem die Bezahlung der Krankheitstage mit nur 6 Arbeitsstunden verrechnet. Die Situation der Kollegen, die bei der Merleski Schlachtvetriebs GmbH arbeiten, ist noch schlimmer. In dieser Firma gibt es eine Vertragsvereinbarung von 80 Arbeitsstunden im Monat mit einem Stundenlohn von brutto 5–6 Euro. Auch sie haben dieselben Arbeitszeiten, wie wir und arbeiten auch 220–230 Stunden im Monat und bekommen ihre Überstunden nicht ausbezahlt. Bei Krankheitsfällen bekommen sie am Tag 4 Arbeitsstunden und 4 Euro als Krankengeld bezahlt. Die meisten dieser Kollegen stammen aus Rumänien, Bulgarien und afrikanischen Ländern und sind somit quasi gezwungen, unter diesen Bedingungen zu arbeiten! Weil viele Arbeiter keine Unterkunft haben, vermietet die Firma Betten für 200 Euro, die vom Gehalt abgezogen werden. Darüber hinaus wird die weiße Arbeitskleidung, die in den Schlachthöfen getragen werden muss, von ihrem Tageslohn abgezogen. Unsere Arbeitsbedingungen sind erbärmlich, aber wir werden uns nicht beugen.

 

Ein Arbeiter aus Duisburg

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