Als der damals 14-jährige US Amerikaner Easton Lachapelle ein kleines Mädchen sah, die bedingt durch einen Geburtsfehler nur einen gesunden Arm hatte und deswegen eine Prothese tragen musste, nahm er sich fest vor, nicht nur diesem Mädchen, sondern allen Menschen, die eine Prothese tragen müssen, zu helfen. Nur 5 Jahre später setzt er mit seiner Erfindung einen Meilenstein in der Technik. Darüber hinaus, zeigte Lachapelle mit seiner Tat, dass der Sozialismus nicht nur eine Alternative zu dem zerstörerischen Charakter des kapitalistischen Systems ist, sondern vielmehr eine Notwendigkeit.
Profit durch Eigentum der Produktionswerkzeuge
Die Hilfs- und Entwicklungsorganisation Oxfam hat vor einigen Wochen einen Bericht geliefert, aus dem hervorgeht, dass die 85 reichsten Menschen der Welt ebenso viel besitzen, wie die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung zusammen.
In einer Zeit in denen die weltweiten Konflikte ausarten, Massenarbeitslosigkeit und prekäre Beschäftigung an der Tagesordnung für viele Menschen stehen, machen auf der anderen Seite immer Wenige noch mehr steigenden Profit. Das Wohl weniger auf Kosten der Massen ist nur ein Indiz für die herrschende Ungleichheit und Ungerechtigkeit, die aus dem kapitalistischen System resultiert.
So endet jede Forderung nach etwas mehr Gerechtigkeit in einem Konflikt mit dem kapitalistischen System, welches gerade aus diesen Ungerechtigkeiten wachsen und gedeihen kann. Dieses System, welches sich von Menschlichkeit immer weiter entfernt, ist die professionelle Umsetzung der Instrumente der Industrialisierung und der Ausbeutung. Darunter verbirgt sich wiederum das Eigentum der Produktionswerkzeuge in den Händen weniger, welche versuchen allem und jedem den Charakter einer Ware zu verleihen, den sie dann wiederum versuchen, zu kaufen oder verkaufen. Es ist nicht einmal gewagt zu behaupten, dass es nicht im Interesse der Produktion ist, das Wohl der Menschen zu gewährleisten, sondern vielmehr das Kapital zu vermehren, weshalb auch die dafür benötigten Produktionswerkzeuge, die Technik, das Know-how, selbst die Arbeitskraft der Menschen unter der Kontrolle des Kapitals stehen.
Doch sind wir gefangen im Kapitalismus mit seinen Auswirkungen wie der Ausbeutung und der Ungleichheit?
Gibt es eine Alternative zu diesem Zwang?
Eine klare Antwort auf diese Frage nach einer Alternative kommt aus dem amerikanischen Bundesstaat Colorado. Nach seinem prägenden Erlebnis mit dem Mädchen, deren Eltern gezwungen waren 80000 US Dollar zu bezahlen, um ihrem Kind eine Prothese zu kaufen, erfindet Easton eine Prothese, die es ermöglicht über die Messung von Hirnströmen kontrollierte Handbewegungen auszuführen. Die Senkung der hohen Kosten für solch eine Prothese, die selbstverständlich durch den Wachstumsprozess des menschlichen Körpers auch erneuert werden muss, war eine der Herausforderungen bei seiner eigenen Erfindung. Der inzwischen 19-jährige Teenager, der vor kurzem das Gymnasium beendete, entwickelte in seiner Garage daheim und später im Labor seiner Schule die erwähnte Prothese. In seinem Videoblog kann man die einzelnen Schritte seiner bahnbrechenden Arbeit zurückverfolgen. Darin sagt er an einem Punkt: „Ich möchte die Welt verändern und frage mich gleichzeitig wie?“ um im Anschluss die Frage selber zu beantworten: „Indem ich eine Prothese entwickle, die maximal 1000 US Dollar kosten darf!“. So macht er sich ans Werk, um seine Vision Wahrheit werden zu lassen.
Zunächst gründet er ein Unternehmen, bei dem ihm einige seiner Freunde ihre Unterstützung zusagten. Das Unternehmen könnte keinen passenderen Namen haben als: „Unlimited Tomorrow“ („Für ein Morgen ohne Grenzen“). Gemeinsam entwickelten diese Erfinder im Teenageralter per 3D Druck eine Prothese, die im Bereich der Prothesen seines gleichen sucht. Vergleichbare Prothesen werden auf dem weltweiten Markt zu 60000 US Dollar oder mehr verkauft, während die Kosten für die von Lachappelle entwickelte Prothese bei gerade mal 350 US Dollar liegen. Über einen kleinen Kopfhörer-ähnlichen Aufsatz, welchen der Prothesenträger am Kopf anbringen muss, werden über 12 Kanäle die vom Gehirn gesendeten Signale aufgenommen und weitergeleitet, um letzten Endes die Prothese kontrolliert steuern zu können.
Dienst für das allgemeine Wohl der Menschheit
Auch wenn er mit seiner technischen Errungenschaft definitiv ein wichtiges Zeichen setzt, sendet er ein noch viel wichtigeres Signal bei seiner Rede zur Vorstellung seiner Erfindung auf einer internationalen Konferenz mit renommierten Wissenschaftlern. Als zukunftsweisende Entscheidung hält er hierfür folgende Rede auf der Bühne: „Heute stehe ich hier, weil ich die Welt verändern möchte. Mit der Technologie, die ich in den letzten fünf Jahren entwickelt habe, kann ich einiges machen. Ich kann sie verkaufen, ich kann mich ihr aneignen. Oder ich akzeptiere einfach, dass die Idee viel größer ist als ich. Aus diesem Grund ist es mir eine große Ehre, heute sagen zu können, dass ich das komplette Design und die Software für die 3D gedruckte Handprothese als offene Quelle kostenfrei mit der ganzen Welt teilen möchte.“
Während selbst aus der Krankheit von Menschen immer noch versucht wird, Profit herauszuschlagen, Heilmittel für Krankheiten unerreichbar für viele Betroffene bleiben, weil sie schlichtweg unbezahlbar sind. Während das auf Ausbeutung basierende System versucht, den Konkurrenzkampf untereinander anzufeuern und opportunistische Eigenschaften der Individuen hervorzuheben, um Selbstlosigkeit als unprofitablen Gedanken zu deklarieren, zeigt ein Teenager die schönste Alternative zu alldem. Er klatscht die Profitgier großer Unternehmer an die Wand und stellt alldem seinen Dienst für das allgemeine Wohl der Menschheit entgegen. Wohlwissend dass: „die Welt verändern, ist nichts was ein einzelner vollbringen kann. Dies kann nur erreicht werden wenn man gemeinsam für etwas kämpft. Wenn ich eine Technologie bereitstelle, die ein anderer nehmen und weiterentwickeln kann, um wiederum anderen Menschen zu helfen, dann können wir Hindernisse gemeinsam meistern und würden somit dem allgemeinen Wohle der Menschheit dienen.“
„Wir bereiten ihr Ende vor“
Während der Entfremdung der Menschheit im kapitalistischen System von ihrem eigenen Wesen, wird die Forderung der Sozialisten immer klarer. Erst wenn das Privateigentum über die Produktionsmittel aufgehoben wird, kann von einem Kampf gegen die Ungerechtigkeit und die Ausbeutung der Menschheit die Rede sein. Gerade deshalb liegt das Genie Lachappelles nicht lediglich in der Betrachtung seiner technologischen Erfindung, sondern vielmehr darin, dass von ihm genutzte Wissen als Gemeingut der Menschheit zu betrachten.
So antwortet dieser wundervolle Geist Easton Lachappelles auf die Frage von Journalisten: „Haben sie Angst vor den Großunternehmern?“ mutig: „Selbstverständlich, schließlich bereiten wir ihr Ende vor.“
Aziz Aslan