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Ihre Mall, Unser Grab

IG BAU veranstaltet kämpferische Gedenkkundgebung gegenüber des Westfield-Einkaufszentrum

Am 8. April versammelten sich etwa 150 Arbeiter und Studierende vor einem mit Transparenten behangenen Baugerüst inmitten der Hamburger HafenCity. Der Grund: Das gegenüberliegende Einkaufszentrum der Superlative „Westfield“ feierte seine große Eröffnung. Das Westfield verzeichnet neben den mehr als 170 Geschäften und einem eigenen Kreuzfahrtterminal auch sechs Arbeitstode von Bauarbeitern und viele weitere Unfälle. Um an die verstorbenen Kollegen erinnern, auf die menschenfeindlichen Zustände während des Baus aufmerksam zu machen und kämpferisch gegen die Vernachlässigung der Arbeitssicherheit zu protestieren, veranstaltete die IG BAU, voran die Junge BAU, den Tag über eine Mahnwache sowie eine Kundgebung.

Im Verlauf des Vormittags verteilten die Gewerkschafter Handzettel und führten etliche Gespräche mit Passanten, Angestellten verschiedener Läden des Westfield-Komplexes und Arbeitern der umliegenden Baustellen. Ein Bauarbeiter kam während seiner Pause zum Stand der IG BAU und sprach über die Arbeit vor Ort. Solche Zustände hätte er noch nie erlebt. Ob nach der Explosion auf einem Dach oder sogar nach dem Tod der fünf albanischen Arbeiter infolge eines Gerüsteinsturzes: es musste immer unverzüglich weitergearbeitet werden und der Druck bezüglich der Fertigstellung wurde immer weiter erhöht. Darüber hinaus sagt er, dass einige Unfälle überhaupt nicht an die Öffentlichkeit gelangt waren.

Der Konsens bei den vor Ort geführten Gespräche und Diskussionen war eindeutig: die Verantwortlichen der Westfield-Mall müssen für die Nichteinhaltung der Arbeitsschutzbestimmungen zur Rechenschaft gezogen, die hinterbliebenen Familien endlich entschädigt, die mafia-ähnlichen Subunternehmerstrukturen auf dem Bau beendet und ein angemessener Gedenkort mit Denkmal muss errichtet werden. Die vom Westfield-Konzern installierte, kaum sichtbare Metallplakette auf einer Sitzbank inmitten der Kaufhausschlucht ist vielmehr ein Hohn als würdiges Denkmal.

Bei den von einem kleinen Baugerüst aus gehaltenen Redebeiträgen wurde auch klar: alle anwesenden kennen diese Zustände nur zu gut. Es sprachen Bauarbeiter, migrantische Arbeiter, Hafenarbeiter und Studierende der nahegelegenen Universität für Bau und der Stadtentwicklung (HCU). Während bei der Kundgebung also unwürdige Arbeitsbedingungen und menschenfeindliche Stadtplanung angeprangert wurden, zerschnitt der Hamburger Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) zusammen mit dem Westfield-CEO und in Anwesenheit von Aktionären, Prominenz und Presse das rote Seemannstau zur Eröffnung des neuen Glanzstücks des Stadtteils HafenCity.

Wie soll es nun weitergehen?
In Der Abschlussrede betonte ein junger Gewerkschafter: „Die Profiteure dieser Zustände werden uns keine Zugeständnisse machen. Also organisieren wir uns und kämpfen dagegen an. Wir als Gewerkschafter sagen klipp und klar, dass jeder Unfall und jeder Tote einer zu viel ist. Darum wollen wir gemeinsam mit vielen Gewerkschaftern und Werktätigen aus der Stadt den kommenden Workers´ Memorial Day nicht nur als ein Gedenktag an all unsere auf Arbeit verletzten, erkrankten und verstorbenen Kolleginnen und Kollegen begehen, sondern wollen ihn auch zu einem Kampftag der Arbeiter für gute und sichere Arbeitsbedingungen machen! Arbeitssicherheit ist kein Privileg, sondern ein Grundrecht!“

Die IG BAU Hamburg lädt ein: Das Gedenken und Fest zum Workers Memorial Day findet dieses Jahr am Samstag, den 26. April um 13:00 Uhr auf dem St. Annenplatz in der HafenCity statt. Neben Redebeiträgen und einer Schweigeminute wird es auch kulturelle Beiträge und Verpflegung geben.

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