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Integration durch Militarisierung

Der Präsident des Reservistenverbandes, Roderich Kiesewetter, empfiehlt in einem internen Konzeptpapier mit dem Titel „Jahr des Zusammenhalts“, den Freiwilligendienst gezielt auf Bürger mit Migrationshintergrund auszuweiten.

Folglich sollen bis zu 400.000 junge Menschen, vor allem Migranten zwischen 18 und 25 Jahren für Tätigkeiten in Pflege, Sozialdienst und Bundeswehr angesprochen und begeistert werden, heißt es in dem Bericht. Der Fokus liegt hierbei neben einen besseren Versorgung in den Einrichtungen bei der „besseren Integration“ von Einwanderern, Migranten und anerkannten Asylbewerbern, welche durch ihre Arbeit „einen Beitrag zum Zusammenhalt unserer Gesellschaft leisten“ sollen. Auch die Erweiterung auf ein Pflichtjahr solle geprüft und in Betracht gezogen werden, so der CDU-Bundestagsabgeordnete Kiesewetter.
Die Frage, die sich hierbei stellt ist, inwieweit ein Dienst beim Bund den „Zusammenhalt der Gesellschaft“ stärkt und wieso hier spezifisch auf Migranten eingegangen wird. Die Statements von Kiesewetter suggerieren wieder ein Mal das Bild von Sarrazins „Nichtsnutz-Ausländer“, der gefälligst einen „Beitrag zur Gesellschaft“ leisten soll. Es wird außerdem immer deutlicher, wie sehr die Gesellschaft militarisiert werden soll und welche Rolle Jugendliche mit Migrationshintergrund für die Bundeswehr spielen. Bei dieser gesellschaftlichen Militarisierung nimmt das Zivile immer mehr den Charakter des Militärischen an und das Militärische immer mehr den Charakter des Zivilen. Als Beispiel hierfür lässt sich die Verzweigung von militärischen Begriffen im sonst friedlichen Sport und sportlichen Begriffen, die Einsatz im Militär finden. Zum Beispiel ist immer wieder die Rede davon, dass die Armee „gut aufgestellt“ sei und das Deutschland wieder in der „Oberliga“ der Weltmächte spiele und nicht im „Abseits stehen“ dürfe. Mit der Sprache wird der Militarismus beschönigt und in unsere Gesellschaft integriert. Auch junge Migranten sollen jetzt verstärkt in die Bundeswehr, damit also auch in die „Gesellschaft“, integriert werden. Sie sollen vor allem als „Sprachmittler“ in Kriegsgebieten dienen. Im Moment beträgt der Anteil der Bundeswehrsoldaten mit Migrationshintergrund laut Umfrage bei 26%, was den gesellschaftlichen Anteil auch wiedergibt. Jedoch werden diese auch häufig mit Rassismus innerhalb der Bundeswehr konfrontiert. Betroffene Rekruten mit türkischem oder arabischem Migrationshintergrund werden nach eigenen Angaben als „Ali“, “ Monchichi“ oder „Dönermann“ beschimpft. Auch Vorfälle in denen muslimischen Rekruten Schweinefleisch in der Kantine untergejubelt wurde, sind nicht selten. Das, was am meisten empört, ist aber von allem, dass Jugendliche mit Migrationshintergrund die in Deutschland geboren sind, zwar nicht Wählen dürfen, also in der Gesellschaft nicht mal ihre Meinung durch ihre Stimme äußern können, trotzdem aber durch den Freiwilligendienst und Militärdienst ihren „Beitrag zur Gesellschaft“ leisten sollen.

Dogus Ali Birdal

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