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„Tag der Bundeswehr“ – Krieg ist jetzt salonfähig

Aylin Melis Ayyildiz

Die Bundeswehr ist überall, ob in actiongeladenen Werbespots im Fernsehen oder auf Jobmessen und Arbeitsämtern. Seit der vorläufigen Aussetzung der Wehrpflicht steigen nämlich die Werbeausgaben der Bundeswehr rapide an. Das Ziel: öffentliche Gelder in Millionenhöhe für die Präsentation einer freundlicheren Bundeswehr zu stecken. Die Omnipräsenz erstreckt sich dabei bekanntlich sogar auf Schulen, wo Soldaten mit Broschüren und niedlichen Werbegeschenken frei auf Schülerinnen und Schüler zugehen können. Als sei das nicht schon genug, ist jetzt zusätzlich bundesweit zum ersten Mal der „Tag der Bundeswehr“ eingeführt worden.

Hierzu öffneten 15 Bundeswehrstandorte letzten Samstag ihre Türen der Öffentlichkeit, um offiziell ihr 60jähriges Bestehen zu feiern. Der Zulauf war groß; allein im Standort Fritzlar in Hessen zählte man 70.000 Besucher, sodass die A49 zu Parkplatzzwecken gesperrt werden musste.

Zelebriert wurde passend zur „Attraktivitätsoffensive“ der Verteidigungsministerin von der Leyen unter dem Motto „aktiv, attraktiv, anders“. Mit überdimensionalen Attraktionen wie Kampfhubschrauber-Flugshows und Panzervorführungen lockte die Bundeswehr insbesondere Familien mit Heranwachsenden an.
Ein Spektakel diesen Ausmaßes ist natürlich nicht kostspielig: ganze 2,5 Millionen wurden dafür hingeblättert und das natürlich nicht nur als Wochenend-Entertainment. Die Bundeswehr will vielmehr als Top-Arbeitgeber Deutschlands aufsteigen und scheut dafür keine Kosten.

Das Militär buhlt auf diese Weise schon seit jeher um besonders perspektivlose Jugendliche. So stand am Samstag den jugendlichen Besuchern und Familien stets ein zuständiger „Jugendoffizier“ und „Karriereberater“ zur Seite, die es dank der teuer produzierten Riesenaktionen sicherlich nicht schwer hatten, die Bundeswehr als Karriereweg zu verkaufen und all die „positiven“ Aspekte aufzuzeigen.

Manipulative Werbungen und Aktionen, wie der „Tag der Bundeswehr“, dienen einzig und allein dem Ziel, ansprechend und eben attraktiv für junge Menschen zu wirken und sie für den Militärdienst zu gewinnen. Möglichst viele Heranwachsende und meist arbeitslose Jugendliche sollen hierbei rekrutiert werden. Dabei werden Themen wie Kriegsführung und Tötung von Menschenleben allerdings verschwiegen. Tausende traumatisierte und etwa 60 in Auslandseinsätzen getötete deutsche Soldaten bleiben ebenfalls unerwähnt.

Krieg und Kriegsführung werden verharmlost und verherrlicht. Der Bundeswehr müssten solche trügerische Auftritte untersagt werden, anstatt ihr einen offiziellen Tag im Jahr zu schenken. Eine solche positive Präsentation der Kriegsmaschinerie birgt vor allem die Gefahr, dass die Gesellschaft künftig Kriegseinsätze im Ausland eher hinnehmen wird und sich nicht dagegenstellt.

Ganz zu schweigen von der Tatsache, dass leichtfertig mit der Zukunft aussichtsloser Jugendlicher gespielt wird, die sich ein abenteuerreiches und spannendes Leben erhoffen, nur um später festzustellen, dass sie sich für mindestens 8 Jahre Tod und Zerstörung verpflichtet haben.

Ganz gleich wie eindrucksvoll und showträchtig der Tag der Bundeswehr auch sein mag, er kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Bundeswehr für nichts anderes als die Ausbeutung von armen Ländern und für den Tod unschuldiger Zivilbevölkerungen oder Soldaten steht.

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