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Irmgard Keun: Nach Mitternacht

Roylan Tolay

1933: Sanna Moder zieht aus ihrem Elternhaus aus und beginnt ein neues Leben an der Seite ihrer von Adolf Hitler begeisterten Tante Adelheid. Nach zwei Jahren denunziert diese ihre Nichte, die mittlerweile mit ihrem Sohn Franz verlobt ist. Nach einem noch sanften Verhör gelingt es Sannab aus Köln zu fliehen. Sie fährt nach Frankfurt zu ihrem wohlhabenden Stiefbruder Algin, der einst ein erfolgreicher, nun von den Nazis boykottierter Schriftsteller ist. Der zurückgebliebene Verlobte in Köln gerät in die Fangarme der Gestapo. Nach diesem Geschehen gelingt es ihm, unentdeckt nach Frankfurt, zu seiner Geliebten, zu fliehen. Dort hat Sanna inzwischen viele verschiedene Menschen kennengelernt, wie z.B. jüdische Ärzte, die nicht mehr praktizieren dürfen und gewinnt immer mehr an politischem Interesse. Wieder vereint bricht das Paar nach Mitternacht auf und flieht aus Deutschland.

Dieser Roman erzählt die letzen zwei Tage vor der Flucht mit den dazugehörigen Erinnerungen an die vergangenen Jahre, die die politische Situation Deutschlands in den dreißiger Jahren erhellen. Irmgard Keun bezieht den Faschismus auf die Gesellschaft zurück. Es scheint ausweglos: Das Regime gewinnt an Macht, bürgerlicher Widerstand scheint nicht vorhanden. Jedoch der falsche Ansatz: Die einzige Lösung scheint die Flucht oder der Selbstmord, so der Roman. Das Interessanteste ist die Entwicklung der Protagonistin Sanna, die mit ihrem plötzlichem politischem Interesse, Widerstand leisten möchte. Auch wenn ihr Widerstand nur darin besteht, das Land zu verlassen, nichts mehr mit den Nazis zu tun haben zu wollen und sich in das Fremde zu stürzen.

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