Yekta Doğan
Seit Beginn des Völkermords in Gaza hat Israel sieben Länder bombardiert: Palästina, Libanon, Syrien, Irak, Jemen, Iran – und nun Katar. Der Angriff auf den US-Verbündeten Doha galt der Hamas-Delegation, die sich zu Gesprächen über den US-Friedensplan für Gaza in der Stadt aufhielt, so das israelische Militär. Israel zeigt damit endgültig, wie es sich weigert, diplomatische Bemühungen für ein Ende des Gaza-Kriegs zu akzeptieren. Hamas-Quellen gaben laut Reuters an, dass von der Delegation niemand getötet wurde, allerdings seien sechs Menschen bei dem Angriff ermordet worden. Es ist nicht das erste Mal, dass Israel gezielt Verhandlungsführer ermordet (oder es versucht) und alles dafür tut, Verhandlungen über einen Waffenstillstand zu verhindern. Angriffe auf eine souveräne Nation, die sich als Vermittler einsetzt und den Ort für Verhandlungen stellt, hatte es noch nicht gegeben. Katar kündigte an, die Vermittlungen temporär auszusetzen. Als Reaktion kamen außerdem am 15. September Vertreter von fast 60 arabischen und islamischen Staaten zu einem Gipfel in Doha zusammen. Dort wurde über eine gemeinsame Linie gegenüber Israel beraten.
Währenddessen arbeitet Israels Armee seit zwei Wochen an der vollständigen Zerstörung von Gaza-Stadt und der Vertreibung aller Einwohner. Über 250.000 Palästinenser haben Gaza-Stadt bereits verlassen.
Doch damit nicht genug: Israel versucht alle Bemühungen für einen Frieden um jeden Preis zu verhindern. Letzte Woche wurde eines der Hauptboote der humanitären „Global Sumud Flotilla“ vor dem Hafen von Tunis von einer israelischen Drohne angegriffen. Zwar sind alle sechs Passagiere, wie auch die Besatzungsmitglieder in Sicherheit und unverletzt, doch es „sind Brandschäden auf dem Hauptdeck und im Lagerraum unter Deck entstanden“, heißt es in einer Presseerklärung der Organisatoren der „Global Sumud Flotilla“. „Allen ist bewusst, dass Israel in diesem Ausmaß nur handeln konnte und kann, weil es de facto Rückendeckung aus den USA und Unterstützung aus Deutschland erhält“, so Özlem Alev Demirel, Europaabgeordnete für die LINKE.
Und damit trifft sie den Nagel auf den Kopf. Denn während Staaten wie Irland, Spanien, Schweden und die Niederlande auf starke wirtschaftliche Strafmaßnahmen gegen Israel drängen, etwa die Aussetzung des Freihandelsabkommens, lehnen Länder wie Deutschland, Ungarn und Tschechien solche Schritte ab – sie sehen Sanktionen als „kontraproduktiv“ an. Allerdings sprechen sich zwei Drittel der Deutschen dafür aus, dass die Bundesrepublik die von der EU-Kommission vorgeschlagenen Sanktionen gegen Israel mitträgt. Das ergab eine Meinungsumfrage der Forschungsagentur Verian für den „Spiegel“.