Fast eine Million Kinder in der Türkei, deren körperliche und geistige Entwicklung noch nicht abgeschlossen ist, gehen Vollzeit arbeiten. Eine erschreckende Zahl. Von den 15 Millionen Kindern und Jugendlichen zwischen 6-17 Jahren, die 20% der Gesamtbevölkerung ausmachen, sind 893.000 gezwungen, zum Familienunterhalt voll beizutragen. Die seit bereits über 100 Jahren von Arbeiter- und Menschenrechtsorganisationen gestellte Forderung, die Kinderarbeit zu verbieten, wird ignoriert. Kinderarbeit ist eine traurige Realität in der Türkei. Kinder, die noch im Schulpflichtalter sind, arbeiten täglich weitaus länger als 8 Stunden in Ateliers, in Werkstätten und in Fabriken. Kinderarbeit findet insbesondere in den Bereichen statt, in der die Produktivitätsintensität besonders hoch ist, insbesondere in Bereichen der Zulieferung. Dies ist aus Sicht der Arbeitgeber eine Möglichkeit, ihre Kosten zu senken und Profite zu steigern. Aus diesem Grund arbeiten kleine Kinder besonders oft für kleine Werkstätten, die die großen Fabriken beliefern.
5,9 % arbeiten
In 2012 lag die Zahl der 6-14jährigen Kinderarbeiter bei 292.000, in der Altersgruppe 15-17 lag die Zahl bei 601.000. Von diesen arbeitenden Kindern und Jugendlichen gingen 49,8 % nebenbei auch zur Schule, die restlichen 50,2 % besuchten keine Schule mehr. Die Beschäftigungsquote der 6-17jährigen im Wirtschaftsbereich blieb seit 2006 ziemlich unverändert. Nach den Ergebnissen des türkischen statistischen Amtes von 2012 zu Kinderarbeit arbeiten in der Altersgruppe 6-17 Jahren 66,5 % in Städten, 33,5 % in ländlichen Gegenden. Von den arbeitenden Kindern sind 68,8 % Jungen, 31,2 % Mädchen.
Was ist Kinderarbeit?
Kinderarbeit ist eine durch Gesetzte und Gewohnheiten definierte Beschäftigung von Kindern unter einer bestimmten Altersgrenze. Dieses Phänomen wird von Menschenrechtsverteidigern als eine Form der Ausbeutung von Menschen eingestuft. Im Verlauf der Geschichte haben Kinder immer gearbeitet. Die grausame Ausbeutung von Arbeitern und Kinderarbeitern im 19. Jahrhundert schuf eine breite gesellschaftliche Reaktion gegen Kinderarbeit. In einigen Ländern wurde Kinderarbeit verboten. In einigen Ländern wurde die Kinderarbeit indirekt durch die Schulpflicht aufgehoben. Trotz dieser Verbote findet in der ganzen Welt und in der Türkei Kinderarbeit weit verbreitet statt.
Mit 13 Jahren gestorben
Der 13-jährige Ahmet Yildiz, der für wöchentlich 100 TL in einer Plastikfabrik arbeitete, um seine Schulausgaben finanzieren können, starb, als er zwischen eine Pressmaschine geriet. Der Arbeitgeber behauptete, dass der Junge bei einem Verkehrsunfall gestorben sei, später geriet die Wahrheit ans Tageslicht.
Der Siebtklässler Yildiz, fing ca. 3 Monate vor seinem Tod in der Fabrik an. Seine Tätigkeit war die Sauberkeit der Räumlichkeiten und die Verpflegung der Mitarbeiter. Sein Tätigkeitsbereich blieb jedoch nicht damit begrenzt. Der Arbeitgeber Ali Koc behauptete am Unglückstag, dass Ahmet von einem Auto angefahren worden sei, dessen Kennzeichen er sich nicht notieren konnte und brachte den Jungen in ein Krankenhaus. Die Ärzte teilten den Krankenhauspolizisten mit, dass der Schädel des Jungen aus beiden Seiten beschädigt sei, und dass solch eine Verletzung bei einem Autounfall nicht passieren könne. Daraufhin wurde Ali Koc verhört. Koc sagte dann aus, dass der Junge ausnahmsweise Reste aus der Maschine entfernt habe und dass dabei sein Kopf eingequetscht worden wäre. Später fand man auf dem Handy des Jungen Fotos, die ihn an der Maschine zeigten.