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Kultusministerkonferenz – Bildungsbericht 2012

Der neue Bildungsbericht von Bund und Ländern hat ein widersprüchliches Fazit gezogen. Denn auf der einen Seite gibt es immer mehr höhere Bildungsabschlüsse, mehr Abiturienten und Studierende, auf der anderen Seite beobachten die Forscher „einen stabilen Sockel der Abgehängten“, wie es einer der Autoren, Andrä Wolter, von der Berliner Humboldt-Universität formulierte.

Der Präsident der Kultusministerkonferenz, Ties Rabe, erklärte, dass auf Grund der Zunahme von Qualität und Umfang im Bildungs- und Betreuungssystem, das Bildungsniveau unter anderem besser geworden sei. Es gibt inzwischen vier Prozent mehr Abiturienten im Vergleich zu 2006: Das soll heißen, die Hälfte der Jugendlichen erreicht heute die Hochschulreife.

Aus dem Bildungsbericht 2012 geht hervor, dass in Deutschland immer mehr junge Menschen studieren. Ebenfalls besagt der Bericht, dass die Anzahl der Schulabbrecher verringert wurde. Doch bei den Hochschulen, wo ein erfreulicher Zuwachs an Studierenden zu begrüßen ist, gibt es Probleme. Derzeit beginnen rund 500.000 Studierende jedes Jahr ein Studium neu, dieses Hoch hält bis 2014 an, beschrieb Andrä Wolter, der auch am Hochschulinformations-System in Hannover arbeitet. Allerdings fehlen, wenn diese Prognose hält, satte 300.000 Studienplätze bis 2015. Das heißt, der Hochschulpakt ist zu gering dotiert.

Zudem sollen  Jung-Akademiker auf dem Arbeitsmarkt gute Chancen haben und die Lage auf dem Lehrstellenmarkt habe sich langsam entspannt. Laut Ties Rabe hätten die Schulreformen zur positiven Entwicklung beigetragen. Denn die Schulreformen haben „die Flexibilität und Durchlässigkeit des Schulsystems im Hinblick auf höhere Schulabschlüsse verbessert“.

Doch in fast allen Bundesländern steigt die Zahl der Förderschüler: In Bayern und Baden-Württemberg kommen fast 4,5 Prozent der Kinder von der Kita direkt in die Sonderschule: in Mecklenburg-Vorpommern sind 11 Prozent der Schüler Förderschüler, in Sachsen-Anhalt 10.

Der vielleicht bedrückendste Teil des Berichts befasst sich mit den Sonderschülern, jenen über 400.000 Kindern, die in einer der verschiedenen Kategorien sogenannter Förderschulen sind. Die Autoren des Berichts bemängeln, dass die Zahl der Sonderschüler sowohl in den Sonderschulen als auch in den allgemein bildenden Schulen steigt. Ein Paradox, dass sich die Forscher nur so erklären können, „dass die Förderschulen ein Interesse an ihrem Fortbestand haben“.

20 Prozent Bildungsverlierer

Gleichwohl gibt es, laut dem Bericht, unter den Jugendlichen immer noch einen harten Kern von bis zu 20 Prozent Bildungsverlierern. Diese 20 Prozent können nicht richtig lesen oder Texte verstehen und die Meisten brechen die Schule oder die Lehre ab und nehmen auch nicht an „Weiterbildungen“ teil. Während auf der einen Seite heute fast jeder zweite junge Mensch die Hochschulreife erwirbt, haben rund 1,5 Millionen von 20- bis 30-Jährigen in Deutschland haben keinen Schul- oder Berufsabschluss.

Laut dem Bericht sei die zentrale Aufgabe des Bildungssystems die Sprachförderung von Kindern, die Deutsch als Zweitsprache erlernen. Schließlich sei etwa ein Viertel der Drei- bis unter Siebenjährigen als sprachförderbedürftig einzustufen. Im Allgemeinen seien sie inzwischen zwar erfolgreicher in den Schulen, es sei aber nicht erkennbar, dass die Unterschiede zu den einheimischen Schülern abgebaut würden, sagte Horst Weishaupt, Professor beim federführenden Deutschen Institut für Internationale Pädagogische Forschung. Dieses Problem dürfte weiter anwachsen, weil der Anteil der Kinder mit ausländischen Wurzeln weiter zunimmt. „Wir brauchen mehr Unterstützung für sie, hier ist noch viel zu tun“, sagte Rabe. Laut Experten sei aus diesem Grund der Besuch einer Kindertageseinrichtung ab einem Alter von drei Jahren inzwischen zur Regel. Die Zahl der Plätze für unter Dreijährige in Kindertagesstätten reicht aber bei weitem nicht, um nächstes Jahr den Rechtsanspruch zu gewährleisten. Nach Angaben der Autoren fehlen 260.000 Plätze. Die Bundesregierung behauptete jedoch, es fehlten nur die Hälfte der Plätze.

 

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