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Kurzbericht vom Sommercamp der DIDF-Jugend

Am 7.8.16 ging das DIDF-Jugend Sommercamp mit viel Schwung und noch mehr Abschiedstränen zu Ende. Eine Woche ein kollektives Leben organisieren, gemeinsam feiern, kreativ tätig sein, politisch diskutieren, sich kennenlernen, aktiv sein, das schweißt zusammen. Es war großartig mitzuerleben, wie rund 150 Jugendliche verschiedener Herkunft gemeinsam dieses Jugendcamp im Thüringer Wald mit eigener Kraft, Ideen und Energie zum Leben brachten und dabei ausgesprochen erfolgreich waren. Das Camp zeigte, wie toll kollektives Leben sein kann und dass ein Leben ohne Profitstreben, ohne Rassismus und Kampf gegeneinander möglich ist.

In mehreren AGs wie Camp-TV, Camp-Zeitung, Foto, Tanz, Theater, Speckstein gestalten, Musik arbeiteten viele Jugendliche eifrig mit und brachten eindrucksvolle Ergebnisse zustande.

Besuch des DIDF-Sommercamps in Buchenwald

Ein Besuch in Buchenwald und ein Seminar mit Elke Pudszuhn von der VVN, deren Eltern im KZ waren, machten eindrücklich klar, was Faschismus und Rassismus bedeuten. Die Referentin wie auch Jugendliche konnten manchmal ihre Tränen nicht unterdrücken.

Neben vielen weiteren Seminaren hielt auch ein Genosse von „Arbeit Zukunft“ ein Referat über „Imperialismus und Krieg“. In einer Power-Point-Präsentation zeigte er auf, wie der Kapitalismus und Imperialismus immer stärker in ökonomische Probleme gerät und diese auf immer abenteuerlichere Weise zu lösen versucht.

Neben Sozialabbau, Niedriglöhnen, Privatisierung, Staatssubventionen setzt das Kapital dabei zunehmend auch auf Krieg. Denn mit Krieg lässt sich, wie er ausführte, fünfmal Profit machen: 1. Beim Verkauf der Waffen 2. Bei der Finanzierung des Waffenkaufs durch Kredit 3. Beim Wiederaufbau der zerstörten Länder 4. Bei der Kreditfinanzierung dieses Wiederaufbaus und 5. Bei der Rückzahlung der Kredite, wo die armen Staaten die brutalen Bedingungen der Kreditgeber gnadenlos erfüllen müssen – siehe Griechenland. Man müsse gegen Waffenexporte, gegen Auslandseinsätze der Bundeswehr kämpfen. Langfristig müsse jedoch das kapitalistische System beseitigt werden.

Schlimm war der Kampf gegen den Schlamm. Tagelanger Nieselregen hatte den Zeltplatz in großen Teilen aufgeweicht. In der Umgebung wurden alle Gummistiefel, die man bekommen konnten aufgekauft. Doch auch wenn es manchmal hart war, tat dies der guten und kämpferischen Stimmung keinen Abbruch. Bei der Campauswertung gab es neben kleinen Verbesserungsvorschlägen und einigen Scherzeinlagen nur positive Rückmeldungen. Viele freuten sich bereits auf das nächste Jahr.

Bei der Abschlussfete am Samstag präsentierten die AGs unter großem Hallo und Begeisterung die Ergebnisse ihrer Arbeit. Das Fest ging bis tief in die Nacht. Zugleich liefen die ersten Aufräum- und Abbauarbeiten, um den vielen Helfern, die den Abbau endgültig erledigen sollten, ihre Arbeit zu erleichtern.

Antifaschismus auf dem Sommercamp und in unserem Alltag

„Warum soll ich mich schuldig fühlen, wenn meine Eltern auf der richtigen Seite, im Widerstand, gekämpft haben?“, antwortete Elke Pudszuhn von der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes, Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA) auf die Frage einer Campianerin, wie es mit dem deutschen Schuldgefühl bei den jetzigen Generationen aussähe. Elke hebt hervor, dass das Naziverbrechen nicht pauschal jedem Menschen in Deutschland in die Schuhe geschoben werden kann und dass sich die damalige Bevölkerung nicht nur aus Kollaborateuren zusammensetzte; insbesondere Elkes Eltern. Beide waren Mitglieder der Kommunistischen Partei Deutschlands und wurden im Zuge ihrer politischen Arbeit, die sich klar gegen die Hitlerdiktatur richtete, mehrmals verhaftet und in Konzentrationslager gebracht. Sie erzählt uns, wie ihr Vater und seine Genossen im KZ Buchenwald untereinander und mit der Außenwelt kommunizierten, wie sich die Gefangenen ihre Solidarität zueinander zeigten und ihren Widerstand organisierten.

So tragisch die Geschichte der Eltern auch war, drückte Elke in ihrem Vortrag nicht auf die Tränendüse. „Was ich am meisten schätze, ist, dass der Antifaschismus bei uns kein Lippenbekenntnis war, sondern gelebt wurde“, merkte sie an. Dass ihr der antifaschistische Kampf am Herzen liegt, spiegelte sich eben an ihrer sachlichen Herangehensweise wieder. Nur, wenn wir uns mit den wirklichen Gründen auseinandersetzen, können wir auch den Faschismus verstehen und ihn bekämpfen.


Elke Pudszuhn, VVN, berichtet über das KZ Buchenwald

Nun, der Faschismus ist kein alleinstehendes System; gerade im Faschismus stiegen die Profite der deutschen Banken und Konzerne durch die extreme Verschärfung der Ausbeutung rapide an. Dazu wurde der Mensch auf seinen Nutzen reduziert. Arbeitslosigkeit oder Arbeitsunfähigkeit ging mit der Angst ums Überleben einher, sodass der Arbeitende aus Angst, den Job zu verlieren, ohne viel Widerstand immer mehr Arbeit und sinkenden Lohn hinnahm, während sich Frauen fürchten mussten, ihren Zweck als Gebärmaschinen für zukünftige Arbeitskräfte und Soldaten nicht zu erfüllen. Das Märchen der menschlichen Rassen und des arischen Übermenschen diente „lediglich“ der Verschleierung und Legitimation einer verbrecherischen Politik und kam den Herrschenden in dieser schweren Stunde sehr gelegen:

Im Jahre 1929 führte die Weltwirtschaftskrise zu weitreichender Arbeitslosigkeit und Armut unter der deutschen Bevölkerung. Das deutsche Kapital sah sich mit einer Masse von Menschen konfrontiert, deren grundlegendste Bedürfnisse der Kapitalismus nicht mehr befriedigen konnte. Der wachsenden Frustration in der Bevölkerung setzten die Faschisten ein Feindbild entgegen, an dem das Volk ihre Wut auslassen konnte. Auf diese Weise wurde die Aufmerksamkeit von den wahren Verursachern der Krise abgelenkt. Zudem wurde die Bevölkerung gespalten, die sich als Gesamtheit ihrer Ausbeutung mit Leichtigkeit hätte widersetzen können. Denn es bestand zu der Zeit die Gefahr einer revolutionären Situation, da sich die Massen politisierten und Alternativen zum bestehenden System suchten.

Hitlers alleinige Schuld?

Beim Betrachten der Entwicklungsgeschichte des Nationalsozialismus ist es sehr leicht zu erkennen, dass das deutsche Kapital Hitlers Aufstieg und seine Politik unterstützt hat.

Schon seit ihrer Gründung hatte die NSDAP Kontakte zu Industriellen, allerdings entdeckten sie erst mit den Reichstagswahlen vom 14. September 1930 die NSDAP für ihre Zwecke, als diese dort 18,3% Stimmenanteil erreichte. So sprach Hitler am 26. Januar 1932 vor 600 führenden Vertretern des deutschen Industrie- und Bankkapitals im bis heute bestehenden Düsseldorfer Industrie-Club und stellte dort sein Programm für den Aufstieg Deutschlands vor. Dieses Ereignis gilt als Wendepunkt, ab dem das Kapital auf Hitler setzte: Noch im November selben Jahres forderte die „Industrielleneingabe“ Reichspräsident Paul von Hindenburg dazu auf, Hitler zum Reichskanzler zu ernennen und trug unter anderem die Unterschriften von Vertretern verschiedener Industrie- und Handelskammern, sowie direkter Vertreter großer Unternehmen wie Thyssen, Commerzbank oder der HAPAG.

Was wir daraus ziehen müssen

All diese Entwicklungen sollten uns bewusst sein wie auch die Funktion des Faschismus: sie ist die offene Diktatur des Kapitals. Und wenn dieselben deutsche Banken und Konzerne, die den Hitlerfaschismus vor 70 Jahren aufgebaut haben, morgen ihre Interessen nicht mehr durchsetzen können, so sind sie auch bereit, wieder faschistische Kräfte zu unterstützen. Denn die Bedingungen am Anfang der 1930er Jahre können genauso heute wieder vorkommen, da Krisen im Kapitalismus nicht aufhören werden; im Gegenteil, sie verschärfen sich zunehmend. Und dass die reaktionären Kräfte nur auf ihren Einsatz warten, zeigen Parteien und Organisationen wie AfD, PEGIDA und NPD. Aus diesem Grund müssen wir stets darauf hinweisen, wem Rassismus und Faschismus nützt und sie bekämpfen.

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