Mahir Sahin
Die Lage in Gaza ist katastrophal und die Lebensbedingungen der Menschen verschlechtern sich mit jedem Tag immer mehr. Die Hilfswerke warnen, dass es an Essen, Wasser und Unterkünften mangelt, laut Auswärtigem Amt sind seit Beginn der Angriffe auf Israel am 7. Oktober etwa 3.000 Deutsche aus dem Land ausgereist. Um deutsche Bürgerinnen und Bürger aus Israel herauszubringen, organisierte die Lufthansa insgesamt acht Sonderflüge. Auch im Gazastreifen befinden sich aktuell hunderte deutsche Staatsbürger. Diese sollen bei der Ausreise zwar auch unterstützt werden, doch scheint das unmöglich, da eine Ausreise aus dem Gaza nur über den Grenzübergang Rafah nach Ägypten möglich ist, aber dieser Grenzübergang ist zur Zeit geschlossen. Wir konnten mit Hanna B. ein Interview führen. Sie macht sich ernsthafte Sorgen um ihre Eltern, die sich aktuell in Gaza befinden und nicht rauskommen. Sie waren zu Besuch bei Verwandten im Gaza, als die Angriffe anfingen.
Wie haben deine Eltern reagiert, als Gaza bombardiert wurde?
Sie waren zutiefst besorgt und haben unmittelbar die deutsche Botschaft aufgesucht, um eine sichere Ausreise zu organisieren. Sie befinden sich immer noch im Süden des Gaza-Streifen. Genauer gesagt an der Grenze zu Rafah, zusammen mit ca. 200 weiteren Bundesbürgern. Der Grenzübergang wird jedoch fast täglich bombardiert. Auch nach der Evakuierung des Nordens. Strom und Wasserversorgung sind abgeschnitten, sodass die Kommunikation fast unmöglich ist. Sofern sie die Akkus ihrer Mobiltelefone aufladen konnten, kommunizieren wir hierüber mit ihnen. Bei WhatsApp haben wir Geschwister eine Gruppe eingerichtet, um uns gegenseitig auf dem Laufenden zu halten.
Was berichten deine Eltern?
Die komplette Strom- als auch Trinkwasserversorgung ist im Gaza-Streifen eingestellt. Man hört im ganzen Gebiet die Einschläge der Bombenangriffe. Die meisten Gebäude sind schwer zerstört, vor allem auch medizinische oder zivile Einrichtungen. Bereits mehrere Versuche aus dem Gaza-Streifen über den Grenzübergang zu Ägypten auszureisen, sind gescheitert. Meine Eltern stehen jeden Tag vor dem verschlossenen Grenzübergang Rafah, um den Gaza-Streifen zu verlassen.
Wie reagierten die deutschen Behörden?
Unmittelbar nach dem verheerenden Angriff am 7. Oktober haben wir uns mit dem Auswärtigen Amt in Verbindung gesetzt und meine Eltern in die Krisenvorsorgeliste eingetragen. Diese gilt allerdings nur für das Gebiet in Israel und dort wurden ja auch schon ausländische Personen ausgeflogen. Für das Gebiet innerhalb des Gaza-Streifens wird keine Evakuierung angeboten. Mehrfach haben wir mit den Behörden Telefonate geführt, um etwaige Informationen über eine Ausreisemöglichkeit zu erhalten. Leider haben wir bis zum heutigen Tag keine finalen Informationen erhalten.
Was erwartet ihr von den Deutschen Behörden?
Sofern die Ausreise aufgrund der geschlossenen Grenze unmöglich bleibt, erwarten wir zumindest eine alternative Evakuierung. Die Amerikaner versuchen bspw. auf dem Seeweg zu evakuieren. Der Flughafen Al Arisch in Ägypten wurde für Hilfsgüter seitens Ägypten wieder geöffnet. Hier sollten auch Möglichkeiten errichtet werden, wieder zurück nach Deutschland auszufliegen. Meine alten Eltern, 82 und 76 Jahre, verharren seit 10 Tagen bereits unter den schlimmsten Bedingungen mitten im Bombenhagel. Es muss endlich geholfen werden. Wir sind alle mit unseren Kräften am Ende.