Am 18. Oktober hat das Studierendenparlament der Universität Duisburg-Essen alle Studierenden zur Vollversammlung (VV) gerufen. An beiden Standorten wurde die Vollversammlung durchgeführt. Eines der Tagesordnungspunkte war der Einsatz für die „Durchsetzung einer Zivilklausel“. Bei der Zivilklausel geht es darum, dass sich Universitäten und Forschungseinrichtungen selbst verpflichten, ausschließlich für zivile Zwecke zu forschen, anstatt Kooperationen mit der Rüstungsindustrie einzugehen. „Denn die erste Aufgabe und die geeignetste Waffe der Studierenden, um Kriegen den Weg zu versperren, ist, die Zusammenarbeit mit der Rüstungsindustrie und dem Militär zu unterbinden!“, so sprach ein Vertreter vom AstA der Universität am Standort Essen.
Um auch ein Zeichen gegen einen bevorstehenden Türkei-Syrien-Krieg zu setzen, haben am 22. Oktober Studierende und Jugendliche der DIDF-Jugend mit der Hochschulgruppe SDS eine Podiumsdiskussion zum Thema „Türkei-Syrien-Konflikt“ veranstaltet. Die Redner der Veranstaltung waren Bernhard Trautvetter vom Essener Friedensforum, von der DIDF-Jugend Ezgi Güyildar und als Moderator Jules El-Khatib von der SDS.
Der Konflikt zwischen der Türkei und Syrien hat in den letzten Wochen mehrmals auf dem Campus der Universität zur Diskussionen geführt, vor allem auf dem Essener Campus, wo viele der Studierenden türkeistämmige Wurzeln haben. Bei vielen dieser sind mehrmals die nationalen Emotionen zum Vorschein gekommen, wie zum Beispiel „Syrien ist selbst schuld! Die haben angefangen und haben uns angegriffen.“ Hierbei wurde deutlich, dass viele unter dem Einfluss der Kriegsproganda in den türkischen Medien stehen.
Der SDS und der DIDF-Jugend war es wichtig, den Studierenden und Jugendlichen über die komplexen Hintergründe dieses Konfliktes Informationen zugänglich zu machen, die in der bürgerlichen Presse nicht erwähnt werden und zu diesem Thema zu sensibilisieren. Und zwar, dass seit Beginn des Konfliktes die Türkei mit Rückendeckung des Westens agiert, dass sich die Kriegspropagandamaschinerie gegen Syrien und das Assad-Regime international warm läuft, dass Menschen, egal ob Soldaten oder Zivile, ums Leben kommen.
Dem Aufruf folgten etwa 50 Studierende und diskutierten mit.
„Auch in Deutschland kann man was tun!“
Wir haben den AStA-Vorsitzenden der Universität Duisburg-Essen, Ardil Semih Inak, gebeten, uns einen Eindruck über die Veranstaltung zu geben und uns kurz seine Einschätzungen über die türkische Provokation gegen Syrien zu erläutern.
Ardil Semih Inak
Ich denke, dass dieser Konflikt sehr komplex ist. Es stecken viele unterschiedliche Interessen dahinter. Es gibt Unterstützer der „Freien Syrischen Armee“. Darunter ist auch die Türkei, die sich letztendlich die Vormachtstellung im Nahen Osten sichern und die Entstehung eines „Kurdistans“ verhindern möchte. Hinzu kommt, dass Saudi Arabien und die westlichen Mächte die Türkei unterstützen, weil insbesondere Saudi Arabien gegen den Iran agieren und diesen schwächen möchte. Auf der anderen Seite wird Syrien von Russland und China unterstützt, weil sie ihre Einflussmöglichkeiten beibehalten wollen. Der Iran hat nur noch einen Staat an seiner Seite, der ihn uneingeschränkt unterstützt und das ist Syrien. Ein weiterer Aspekt, der zu Komplexität führt, ist, dass ein Kurdistan ins Spiel kommt. Was wir uns natürlich wünschen, ist, dass so schnell wie möglich Frieden herrscht. Das geht aber wiederum nur, wenn keine Intervention von außen kommt.
Ich finde es super, dass so eine Informationsveranstaltung stattfand, wo man sich unterschiedliche Meinungen, Ansichten und Blickwinkel anhören konnte. Seit eineinhalb Jahren bin an dieser Universität, ich habe mehrere politische Veranstaltungen besucht und das erste Mal habe ich eine politische Veranstaltung mit 50 Teilnehmern gesehen, die von einer politischen Hochschulgruppe getragen wird.
Was noch gemacht werden muss, ist, dass man gegen den Waffenimport und -export aus Deutschland agiert und darauf aufmerksam macht, was für Massaker mit den deutschen Waffen überhaupt ermöglicht werden. Das ist meiner Meinung nach das, was man in Deutschland machen kann.