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„Nicht Herkunft, sondern Parteiprogramm ist wichtig“

Am 14. Mai sind Landtagswahlen in NRW. Diese gilt als eine „kleine Bundestagswahl“ in dem bevölkerungsdichtesten Bundesland. Ezgi Güyildar kandidiert als DIDF-Mitglied und auf deren Empfehlung auf der Landesliste der Partei die Linke. Wir haben mit Güyildar über die Wahlen und den Wahlkampf gesprochen.

Wie läuft der Wahlkampf? Was bekommen Sie für Reaktionen? 
Die Reaktionen, die wir bekommen, sind ziemlich vielfältig. Wir bekommen Zustimmung aber auch Ablehnung. Ablehnung gegenüber uns und unsere Forderungen hegen vor allem Menschen, die unser Programm oft nicht mal gelesen haben und uns mit Vorurteilen begegnen. Jedoch merken wir aber immer wieder, dass die Menschen mit der herrschenden Politik unzufrieden sind und sich aus dieser Situation nicht herauszuhelfen wissen. An diesem Punkt, versuchen wir, soweit es geht auch anzusetzen und den Menschen zu erklären, dass wir die einzige Partei sind, die sich mit den Herrschenden anlegt und wir auf Unterstützung seitens der Bevölkerung angewiesen sind. Die Menschen müssen sich selber organisieren.
 

Wie sehen die Prognosen und Umfragewerte in NRW aus?
Laut Umfragen liegen wir seit längerem stabil zwischen 5 bis 7 Prozent. Jedoch lagen wir auch einmal bei 4 Prozent. So wie es im Wahlkampf üblich ist, spielt sich alles kurz vor den Wahlen auf der Straße ab. Man muss raus auf die Straßen und bei den Menschen vor Ort sein, um ihnen die Politik der Linken näher zu bringen. Jedoch sind wir aber auch auf jeden Einzelnen angewiesen, der die politischen Themen, sei es im Betrieb, in der Nachbarschaft oder in der Uni auf die Tagesordnung bringt und den Menschen die einzige und wirkliche alternative Partei ans Herz legt; nämlich die Linke. Wir sind keine Partei die Spendengelder von Konzernen oder Firmen erhält und sind auch finanziell viel schlechter gestellt, als andere Parteien, aber wir haben viele engagierte Menschen, die mit uns gemeinsam etwas verändern wollen.

Warum sollte jemand mit einem Migrationshintergrund bei diesen Wahlen die Linke wählen? 
Wir stehen konsequent seit Jahren dafür ein, dass „gleiche Rechte für alle“ nicht nur eine Phrase bleibt, sondern auch ein Teil der Realität wird. Wir wollen gleiche soziale aber auch politische Rechte für alle. Dazu gehört auch als wichtigste Forderung das Wahlrecht für alle, die hier dauerhaft leben und momentan ein ganz aktuelles Thema; die Zulassung und Erleichterung von Doppelstaatsangehörigkeit. Menschen mit Migrationshintergrund gehören zu den am meisten sozial und finanziell Benachteiligten in dieser Gesellschaft. Diese sollten Parteien wählen, die sich für ihre Interessen einsetzen und nicht, die der Konzerne oder Lobbyisten.
 

Die Aufmerksamkeit der Türkeistämmigen ist vor allem in den letzten Monaten auf die Entwicklungen in der Türkei gerichtet gewesen. Was kann man machen, damit deren Augenmerkmal auf die hiesige Politik gerichtet wird?
Die Ereignisse und Entwicklungen in der Türkei werden die Türkeistämmigen in Deutschland wahrscheinlich noch mehrere Jahre beschäftigen. Aber auch andere außenpolitischen Ereignisse beschäftigen Menschen hier im Lande. Das lässt sich nicht aufhalten, aber wir dürfen nicht zulassen, dass dieselbe polarisierende Politik, die Erdogan und seine AKP in der Türkei treiben, auch hier in Deutschland sich bereit macht. Wichtig ist es, bei den Menschen vor Ort präsent zu sein, um diese auf ihre bestehenden konkreten Probleme aufmerksam zu machen und mit ihnen gemeinsam für Veränderungen zu sorgen. Anders kann man das nicht handhaben.
 


Was sollte das Kriterium für die Wahlentscheidung sein: Parteiprogram oder Herkunft der Kandidaten?
Natürlich sollte man sich nach dem Parteiprogramm richten. Dieselbe Herkunft hat nichts über die Interessen und Forderungen zu sagen. Ich würde auch nicht die Interessen des Konzernmanagers vertreten, nur weil dieser Türkeistämmig ist.

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