Paul Otto
Oh, wie schön ist Panama. Mit diesem Satz beginnt ein bekanntes Kinderbuch, mit welchem einige von uns aufgewachsen sind. Der US-amerikanische Präsident Donald Trump, dessen Verhalten uns manchmal auch recht kindisch erscheint, hat nun ebenfalls seine Liebe für Panama entdeckt. Leider verheißt das nichts Gutes für die Menschen im Tropenparadies Panama.
Mit 4,5 Millionen Einwohnern und einer mit Bayern vergleichbaren Größe, gehört Panama zu den kleineren Staaten auf dem Erdball. Vielen ist der Panamakanal ein Begriff. Um diesen Kanal geht es eigentlich Donald Trump. Er hat seinen Anspruch auf die Wirtschaftsader Panamakanal formuliert. Der 82 km lange Kanal verbindet zwei Ozeane miteinander, Atlantik und Pazifik. Gut 60 Prozent der Waren, welche durch den Kanal verschifft werden, haben die USA zum Ziel oder kommen von dort. fünf bis sechs Prozent des weltweiten Handels mit Schiffsfrachten passiert den Panamakanal.
1882 startet ein erster erfolgloser Versuch einer französischen Kanal-Baugesellschaft eine Fahrrinne durch den Dschungel graben. Sieben Jahre später ist die Firma zahlungsunfähig. Während 800.000 Franzosen den Verlust ihres Vermögens in Form von entwerteten Anleihen und Aktien beklagen, liegen viele tausend Bauarbeiter unter der Erde, gestorben durch Arbeitsunfälle oder an Krankheiten wie Gelbfieber, Cholera, Malaria etc.
Der Staat Panama wird erfunden
Trump’s Forderung nach Übernahme des Kanals durch die USA hat, wenn es nach ihnen geht, eine gewisse Berechtigung. Schließlich ist der Ministaat Panama eine Schöpfung der USA. Bis 1903 war der Landstrich ein Teil Kolumbiens. 1902 übernehmen die Vereinigten Staaten von Amerika für wenig Geld die französische Pleitefirma und bieten Kolumbien 25 Millionen Dollar für die Konzession an. Da Kolumbien das Angebot ablehnt, finanzieren und bewaffnen die USA eine Unabhängigkeitsbewegung. Mit Rückendeckung durch ein US-Kriegsschiff erfolgt die Trennung von Kolumbien und 1903 die Gründung des Staats Panama. Zwei Wochen später unterzeichnet Panama den gewünschten Vertrag mit den USA. Anschließend wird der Kanal unter amerikanischer Leitung fertig gestellt.
Seit Staatsgründung lenken unterschiedliche Marionetten-Regierungen von US-Gnaden die Geschicke Panamas. Die wirtschaftlichen und politischen Interessen der USA werden immer durchgesetzt, im Zweifelsfall mit Gewalt. Ende der 80er Jahre des letzten Jahrhunderts fällt der bisher vom Weißen Haus protegierte Militärmachthaber General Noriega in Ungnade. Sein Vergehen ist es, Waffen- und Drogenhandel nicht nur in Absprache mit den USA, sondern auch auf eigene Rechnung durchzuführen. Die USA intervenieren mit einer Streitmacht von 25.000 Soldaten und 200 Militärhubschraubern plus 110 Kampfflugzeugen. General Noriega wird festgenommen, in die USA entführt und ins Gefängnis gesteckt.
USA bereut Machtverlust in Panama und drängt vorerst den Einfluss Chinas zurück
Zur Jahrtausendwende wird von den USA vertragsgemäß der Panamakanal in die Hoheit Panamas übergeben. Heute ist China in Panama mit Hafenanlagen, Logistikzentren, beim Aufbau des 5G-Netzes und einem Anteil von 20 % der durchgeschleusten Waren präsent. Das stört die US-Regierung gewaltig. Kurz vor Weihnachten 2024 droht der designierte US-Präsident Donald Trump erneut die direkte Kontrolle über den Kanal zu übernehmen. Panamas Präsident José Raúl Mulino erklärt „die Souveränität und die Unabhängigkeit unseres Landes sind nicht verhandelbar“. Die kampferprobte Bauarbeitergewerkschaft SUNTRACS ruft mit weiteren Gewerkschaften zu einer Demonstration vor der US-Botschaft in Panama auf. Saùl Méndez, Generalsekretär von SUNTRACS warnt vor den ‘Vaterlandsverkäufern’ der eigenen Oberschicht und betont zudem „Kein Gringo-Invasor dürfe Panama drohen!“.
Seit drei Jahren organisiert die militante Gewerkschaft landesweite Streiks und, gemeinsam mit der Bündnisorganisation Vereinigte Volksallianz für das Leben, Straßenblockaden und andere Protestaktionen für eine Verbesserung der sozialen Lage der Arbeiter, Bauern und Indigenen. Obwohl Panama das höchste pro Kopf-Einkommen Lateinamerikas aufweist, vergleichbar mit der Türkei, ist der Reichtum extrem ungleich verteilt. Von der Vereinigten Volksallianz für das Leben werden auch politische Forderungen erhoben, darunter die Schließung der US-amerikanischen Militärstützpunkte.
Widerstand gegen Fremdbestimmung ist nur unter Führung der Arbeiterklasse erfolgreich
Am 2. Februar 2025 besucht US-Außenminister Marco Rubio den amtierenden Präsidenten Panamas José Raúl Mulino. Anschließend verkündet das US-Außenministerium einseitig, zukünftig keine Transitgebühren für die Kanaldurchquerung von Kriegsschiffen zu zahlen. Direkt im Anschluss an den Besuch erklärt Präsident Mulino den Austritt Panamas aus der ‘Road and Belt Initiative’, dem chinesischen Infrastrukturprojekt ‘Neue Seidenstraße’. Der Gewerkschaftsführer Saùl Méndez hatte es bereits vorhergesehen, solange in Panama eine bürgerliche Regierung an der Macht ist, wird der Widerstand gegen die Ansprüche der USA und anderer imperialistischer Mächte nie konsequent sein. Ausschließlich die Arbeiterschaft und ihre Organisationen sind in der Lage die Interessen der Bevölkerung zu verteidigen.