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Oppenheimer – Der „Vater“ der Atombombe

Dogus Birdal

Der Film handelt vom Leben und der Arbeit des berühmten Physikers J. Robert Oppenheimer, insbesondere seine zentrale Rolle bei der Entwicklung der Atombombe während des Zweiten Weltkriegs. Der Film beleuchtet seine wissenschaftlichen Bemühungen, inneren Konflikte und die moralischen Dilemmata, die mit seiner Arbeit verbunden waren und wirft dennoch wichtige Fragen auf. Nolans Film folgt seinem Protagonisten von der physikalischen Grundlagenforschung in den 1930er Jahren über die Entwicklung der Atombombe bis in die Nachkriegszeit.

Aufgewachsen ist er in wohlbehüteten Verhältnissen, die ihm seinen Weg an die Universität und in die Wissenschaft ermöglichten. Während seiner Forschung an der Quantenphysik lernt Oppenheimer viele bedeutende Wissenschaftler der damaligen Zeit, wie Niels Bohr oder Werner Heisenberg kennen. Heisenberg wird später auch an der Entwicklung der Atombombe arbeiten, allerdings auf deutscher Seite. Wie viele Intellektuelle Anfang des 20. Jahrhunderts setzte sich Oppenheimer mit kommunistischen Ideen auseinander und pflegte Kontakte zur kommunistischen Partei in den USA. Im Rahmen des Einstiegs der USA in den zweiten Weltkrieg wurde als Teil des Aufrüstungsprogramms auch die Entwicklung der Atombombe angestrebt. Hierfür haben Wissenschaftler beim sog. „Manhattan-Project“ unter dem Kommando der US-Armee die erste Atombombe entwickelt, angeführt von Oppenheimer. In der Nachkriegszeit blieb Oppenheimer Berater der US-Regierung, sprach sich jedoch gegen die Entwicklung der noch tödlicheren Wasserstoffbombe und für eine stärkere Kontrolle der Kernenergie sowie gegen die atomare Aufrüstung im kalten Krieg aus. Dies machte ihn zur Zielscheibe der antikommunistischen Kampagne in der McCarthy-Ära. Ihm wurden die Sicherheitsfreigabe und damit seine Einflussnahme, sowohl als politischer Berater als auch durch sein Ansehen im öffentlichen Auge entzogen.

Die Vorstellung Oppenheimers, dass die Entwicklung der Atombombe lediglich der Abschreckung zur Beendigung des zweiten Weltkriegs und zur Prävention aller weiteren Kriege dienen soll, wird im Film erst enttäuscht, als die Bombe bereits fertiggestellt und tatsächlich verwendet wird. Gleichzeitig wird die moralische Heuchelei der US-Amerikanischen Regierung offengelegt. Es wird dargestellt, wie der Einsatz der Atombombe gegen unschuldige Menschen der Vorbereitung des Kalten Kriegs und nicht dem Kampf gegen den Faschismus diente. Nach dem Sieg über das faschistische Deutschland tat sich nämlich aus Sicht der Vereinigten Staaten ein neuer Konkurrent in der Aufteilung der Welt auf: Die Sowjetunion.

Der Film neigt allerdings dazu, die wissenschaftlichen Beteiligten als passive Figuren darzustellen, die von den Umständen gezwungen wurden und wenig bis keine Verantwortung für ihre Arbeit tragen. Oppenheimer selbst schaut weg, als ihm die Bilder von Hiroshima und Nagasaki gezeigt werden. Auch der Zuschauer bekommt die Bilder nicht zu sehen. Das Einzige, was von der Atombombe zu sehen ist, ist ihr Test. Stilistisch eine gute Darstellung von Oppenheimers Motivation die Wissenschaft voranzutreiben, ohne sich mit den Folgen auseinanderzusetzen bzw. diese bewusst zu ignorieren. Was der Film allerdings auch ignoriert, sind einige historische Details, wie z.B., dass ein Teil des Urans für die Hiroshima-Bombe aus den etwa 1100 Tonnen Uranerz und Uranoxid, das die US-Army in der zweiten Aprilhälfte 1945 von den Deutschen in Staßfurt erbeutet hatte, stammte. Sie war also erst einsatzbereit, als der Krieg praktisch schon gewonnen war. Dieses kleine, aber wichtige Detail, hätte nochmal hervorheben können, dass Waffen nicht dafür dienen, Kriege und Zerstörung zu verhindern, sondern diese erst ermöglichen und dass die Wissenschaft in einem imperialistischen System auch immer für Kriegstreiberei verwendet werden wird.

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