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Solidarität mit den verhafteten Bauarbeitern in Istanbul!

Der neue Istanbuler Flughafen ist seit 2015 im Bau und soll mit einer Kapazität von jährlich 150 Millionen Passagieren der größte Airport der Welt werden. Er gilt als Prestigeprojekt von Staatspräsident Erdogan. Die Eröffnung ist für den 29. Oktober geplant. Bisher starben bei verschiedenen Arbeitsunfällen seit Beginn der Baumaßnahmen laut türkischen Gewerkschaften über 400 Bauarbeiter. Die Regierung spricht nur von 27 Toten. Internationale Beobachter sprechen von mindestens 42 dokumentierten Arbeitstoten.

Am 12. September kam es erneut zu einem Arbeitsunfall, bei dem 19 Bauarbeiter verletzt wurden. Daraufhin legten hunderte Bauarbeiter spontan und für mehrere Tage die Arbeit nieder, um gegen die Missstände auf der Großbaustelle zu protestieren. Neben den schweren Arbeitsbedingungen prangern sie an, dass die Baustelle nicht ausreichend gesichert ist, klagen über unhygienische Unterbringung, schlechtes Essen, sowie über fehlende und unzureichende Bezahlung. Gewerkschaftsvertretern wird der Zugang zur Baustelle verweigert. Nach der Arbeitsniederlegung drohte der Arbeitgeber mit Kündigung, entließ vermeintliche „Rädelsführer“ und rief die Polizei herbei, jedoch führten die Streikenden ihre Protestaktion weiter.

Forderungskatalog vom Arbeitgeber direkt abgelehnt

Die Bauarbeiter haben einen Forderungskatalog („Wir sind keine Sklaven“) erstellt, dieser wurde von den Verantwortlichen jedoch sofort zurückgewiesen. Die Bauarbeiter fordern u.a.: Keine Entlassungen der Bauarbeiter, die sich an den Aktionen beteiligt haben und deren Wiedereinstellung; Verbesserungen der Situation in den Schlafrevieren, angemessene Dusch- und Hygienebedingungen; keine Barauszahlungen der Löhne, stattdessen Überweisung auf das Konto sowie die Auszahlung der teilweise bis zu 6 Monaten nicht bezahlten Löhne, Vorkehrungen und bessere Maßnahmen zur Arbeitssicherheit und Arbeitskleidung.

Am 15. September kam es in der Nacht auf der Baustelle in den Schlafrevieren zu einer Polizeirazzia und bis zu 600 Bauarbeiter wurden verhaftet. Mittlerweile wurden viele wieder freigelassen. Unter den verhafteten befinden sich Gewerkschaftsfunktionäre, die sich weiterhin in Haft befinden. Zur Zeit werden den Rechtsanwälten keinerlei Auskunft über die Verhafteten gegeben. Somit ist es nicht möglich, diese juristisch zu begleiten. Der Eingang zur Baustelle ist mit Polizei und Gendarmerie abgeriegelt und die Baucontainer, in der die Bauarbeiter untergebracht sind, werden rund um die Uhr überwacht. Die Bauarbeiter berichten von Zuständen wie in einem Militärcamp.

Türkei ist Vize-Weltmeister bei Arbeitsunfällen!

Unter der AKP-Regierung sind die Arbeitsunfälle stark gestiegen. In den Jahren 2002 bis 2016 sind 17.000 Arbeiter durch Arbeitsunfälle umgekommen. Die Türkei hat nach China die meisten Arbeitsunfälle. Das Arbeitssicherheits- und Gesundheitsgesetz wurden durch die Regierung immer wieder gelockert. Die meisten Arbeitsunfälle kommen in der Baubranche vor.

Die DIDF- Föderation der Demokratischen Arbeitervereine, steht hinter den berechtigten Forderungen der Bauarbeiter. Die Organisation verurteilt die Maßnahmen der Regierung aufs Schärfste und ruft alle Gewerkschaften und fortschrittlichen Kräfte in Deutschland auf, sich mit den Kollegeninnen und Kollegen zu solidarisieren

IG-Bau: „Stoppt die Unhaltbaren Zustände“

Die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) hat die mangelhaften Arbeitsbedingungen beim Bau des dritten Flughafens in Istanbul scharf kritisiert. „Es hat bereits tödliche Arbeitsunfälle gegeben, weil der Arbeitsschutz nicht eingehalten wird. Außerdem berichten die Beschäftigten von geprellten Löhnen und einer unmenschlichen Unterbringung. Das sind unhaltbare Zustände, gegen die die Bauarbeiter zu Recht in den Streik getreten sind“, sagte IG BAU-Bundesvorsitzender Robert Feiger.

Die Gewerkschaft verurteilt insbesondere die Festnahme von mehreren Hundert Beschäftigten, die sich für bessere Arbeitsbedingungen eingesetzt haben. „Der Arbeitsschutz auf der Flughafen-Baustelle muss dringend verbessert werden, um Arbeitsunfälle zu vermeiden“, so IG BAU-Vize Dietmar Schäfers, der auch Präsident der Europäischen Föderation der Bau- und Holzarbeiter (EFBH) ist. Zudem müssten alle Beschäftigten freigelassen werden, die allein deshalb in Haft seien, weil sie sich gegen schlechte Arbeitsbedingungen gewehrt hätten, so Schäfers.

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