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Stahlarbeiter*innen kämpfen für ihre Arbeitsplätze

Gamze Dinc

In Bochum und anderen Städten haben vergangenen Freitag Stahlkocher ihre Arbeit niedergelegt. Insgesamt haben 7000 Menschen, darunter auch GewerkschafterInnen und PolitikerInnen, an der Großdemonstration in Bochum teilgenommen, um gegen die geplante Fusion zu demonstrieren.

Die Beschäftigten des größten deutschen Stahlkonzerns stellten zuvor die Produktion ein. Unterstützt wurden die StahlarbeiterInnen von ehemaligen Opel- MitarbeiterInnen, BergarbeiterInnen und Nokia Beschäftigten.

Der DGB Chef Reiner Hoffmann warf der Leitung Thyssenkrupps vor, dass ihnen die Interessen der ArbeiterInnen gleich wären und man nicht einmal nach Alternativen suchen würde. Außerdem sprach er sich gegen die Schließung von deutschen Standorten und betriebsbedingte Kündigungen aus.

Detlef Wetzel, der stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende der Thyssenkrupp-Stahlsparte, versicherte, dass ,,noch ein schwerer Weg vor uns“ läge. Günter Back, Betriebsratschef von Thyssenkrupp, sprach sich ebenfalls gegen den Deal aus. Auch Vertreter der Parteien waren zur Kundgebung eingeladen. Die Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) äußerte in ihrer Rede Kritik bezüglich des Zusammenschlusses.

Die Stimmung innerhalb der Teilnehmer*innen war von Unsicherheit geprägt. Viele beschwerten sich darüber, dasss sie keine konkrete Informationen haben, wie es weiter gehen wird. Auch die Haltung der Gewerkschaft, wird von Teilen der Beschäftigten kritisch bewertet. Erklärungen wie „Wir sind bereit für eine Lösung, der Konzern muss uns aber ins Boot nehmen“ sei keine Lösung. „Wir möchten nicht mitentscheiden wie viele gehen müssen, sondern jede Kündigung verhindern.“ so die Kundgebungsteilnehmer.

Eine Fusion mit schwerwiegenden Folgen

Ca. 27.000 Menschen sind im Stahlbereich der deutschen Industriekonzern Thyssenkrupp beschäftigt. Doch der Konzernvorstand stimmte Fusionsplänen mit dem indischen Konkurrenten Tata Steel zu und nun drohen insgesamt 4000 Menschen der Verlust ihrer Arbeitsplätze.

Der Essener Industriekonzern will seine Stahlproduktion in ein Gemeinschaftsunternehmen mit dem indischen Unternehmen Tata Steel auslagern. Die IG Metall und die Belegschaftsvertreter werfen dem Vorstand Thyssenkrupps vor, die geplant Zusammenkunft über die Köpfe der ArbeitnehmerInnen hinweg entschieden zu haben.

Die beiden künftigen Partner haben nämlich eine Absichtserklärung unterzeichnet, weshalb die Thyssenkrupp ArbeiterInnen nun um ihren Arbeitsplatz fürchten. ThyssenKrupp und Tata Steel wollen den zweitgrößten Stahlproduzenten in Europa stellen. Sitz des neuen Unternehmens soll künftig in Amsterdam sein.

Der finanziell angeschlagene Ruhrkonzern verspricht sich durch einen Zusammenschluss erhebliche Kostenvorteile zwischen 400 und 500 Millionen Euro. Thyssen-Krupp leidet immer noch an den Folgen verfehlter Investitionen in Nord und Süd Amerika, die den Konzern insgesamt rund 15 Milliarden Euro gekostet haben. Diesen Verlust sollen aber nun mindestens 4000 Menschen ausbaden, die sonst für den jährlichen Umsatz von Milliarden Euro verantwortlich sind.


Demonstration gegen die Fusion von ThyssenKrupp und Tata

Destina Ünsalen

Am Freitag den 22.09.2017 versammelten sich unter dem Motto „ Stahl ist unsere Zukunft“ rund 7000 Stahlarbeiter in Bochum um gegen die Fusion der Thyssen Krupp mit dem indischen Stahlkonzern Tata zu demonstrieren. Die Demonstranten marschierten über die Bochumer Alleestraße und traf sich am zentralen Kundgebungort, hinter der Bochumer Jahrhunderthalle um gemeinsam mit anderen Stahlarbeitern zu protestieren.

Wir haben mit einigen Stahlarbeiter gesprochen und sie nach ihren Ängsten und Erwartungen befragt.

Können Sie sich zunächst einmal vorstellen?

Ich bin Helmut Renk und arbeite bei Thyssen Krupp in Kreuztal.

Welche Befürchtungen haben Sie für die Zukunft?

Ich mache mir große Sorgen weil wir erstmalig eine Fusion vor der Tür haben mit einem ausländischen Unternehmen und das hat es vorher so noch nicht gegeben. Die Gefahr das viele Arbeitsplätze vernichtet werden und Standorte verloren gehen ist sehr sehr groß. Deswegen mache ich mir sehr große Sorgen über die Art und Weise wie man mit uns umgeht.

Sehen Sie denn überhaupt eine Zukunft mit der Fusion?

Ja selbstverständlich kann man eine Zukunft haben wenn man sich dementsprechend aufstellt ist das möglich.

Wie ist denn die Stimmung unter den Kollegen und generell im Betrieb?

Sehr verhalten. Die Kollegen haben Angst. Wut und Enttäuschung, also ein Mix aus allem aber wir werden uns wehren und wir werden uns aufstellen. Wir werden dem Herr Hiesinger schon zeigen so einfach lassen sich Stahlarbeiter nicht in die Tüte hauen.

Welche Forderungen haben Sie?

Wir fordern Standortsicherung, sichere Arbeitsplätze und wirtschaftlich vernünftige Ausrichtung eines Unternehmens.

Erhoffen Sie sich eine Einleitung dieser Forderungen durch diese Demonstration?

Das hier ist der Anfang. Wir sind jedenfalls steigerungsfähig, wenn das nicht reichen sollte wird der Druck halt eben vergrößert.

In einem Schreiben von der Geschäftsführung an die Belegschaft wird von sozialer Verantwortung und Mitbestimmung gesprochen. Teilen Sie diese Meinung?

Nein. Man belügt uns, man informiert uns nicht und wir lesen die Dinge auch erst in der Presse. Das hat mit Augenhöhe nichts zu tun.

Können Sie sich kurz vorstellen?

Ich bin Kadir, Azubi im zweiten Lehrjahr bei ThyssenKrupp.

Was sind deine Befürchtungen? Vor allem als Auszubildender.

Das wir später keinen Festvertrag bekommen und auch keinen festen Job haben. Das jemand entlassen werden kann.

Was sind diesbezüglich deine Forderungen?

Das man zunächst keine neuen Auszubildenden annimmt und so Arbeitsplätze einspart, sodass niemand entlassen werden muss.

Wie siehst du die Zukunft mit dieser Fusion?

Für die hohen Leute wird das schon seine Vorteile haben aber nicht für die einfachen Mitarbeiter.

Wie ist denn dementsprechend die Stimmung unter den Azubis?

So sehr denken wir jetzt nicht drüber nach. Wir müssen halt abwarten was passiert.

In einem Schreiben von der Geschäftsführung an die Belegschaft wird von sozialer Verantwortung und Mitbestimmung gesprochen. Teilen Sie diese Meinung?

Ja klar, denn wir sind ja auch eine Montanunion und ich würde behaupten das da von jedem Mitarbeiter die Stimme zählt.

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