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Studieren in Armut wegen hoher Mieten

Oscar Luckow

Die Höhe der Mieten in Deutschland erreichen von Jahr zu Jahr neue Rekorde und verschlingen dabei einen immer größeren Teil des Einkommens der arbeitenden Menschen in Deutschland. Seit 2015 sind die Mieten in den Großstädten um durchschnittlich 50 Prozent angestiegen. Besonders hart trifft diese Entwicklung Menschen mit geringem Einkommen. Oft muss mehr als ein Drittel bis zur Hälfte des Lohns für die Miete ausgegeben werden, sodass nach Abzug der Miete jeder Fünfte ein Resteinkommen unter der Armutsgrenze hat. Da Studierende und junge Menschen meist nur über ein geringes Einkommen verfügen, gehören sie in der Regel zu dieser Gruppe.

Bezahlbare Wohnungen oder WGs gibt es in den Großstädten kaum noch. Ein WG-Zimmer kostet beispielsweise in Hamburg durchschnittlich 620, in Berlin 650 und in München 790 Euro. Und das bei einem BAföG-Höchstsatz von 992 Euro, der lediglich maximal 380 Euro für das Wohnen vorsieht. Es ist so kein Wunder, dass knapp drei Viertel der Studierenden neben ihrem Vollzeitstudium noch einem Nebenjob nachgehen müssen, um sich irgendwie über Wasser zu halten. Insbesondere im Zusammenhang mit dem Druck in der Regelstudienzeit zu bleiben, da sonst der Verlust des BAföG-Anspruches droht, führt das zu einer enormen Belastung.

Der Staat unternimmt nichts, um die Wohnsituation der Studierenden zu verbessern. Das zeigt sich etwa an der Lage der Hamburger Studierendenwohnheime. Diese sollen eigentlich eine günstige Alternative zum privaten Wohnungsmarkt bieten. Doch mittlerweile liegen auch die Mieten im Wohnheim bei 310 bis 480 Euro im Monat, also zum Teil deutlich über der Wohnpauschale des BAföGs. Aber das entscheidende Problem ist, dass es zu wenige Wohnheimplätze gibt. Zu Beginn des Wintersemesters 25/26 warteten noch über 2.000 Studierende auf einen Wohnheimplatz. Hamburg ist dabei natürlich kein Einzelfall. Eine ähnliche Situation findet man in allen Uni-Städten, sodass bundesweit derzeit 33.000 Studierende auf einer Warteliste für einen freien Wohnheimplatz stehen. Der Grund dafür, dass es einen so großen Mangel an Wohnheimen gibt, ist die Unterfinanzierung der Studierendenwerke. So hatte das Studierendenwerk Hamburg 2024 beispielsweise ein Defizit von 6,5 Mio. Euro. Das liegt vor allem an den zu geringen staatlichen Zuschüssen. Stattdessen zahlen wieder die Studierenden durch höhere Beiträge, teureres Mensaessen oder eben durch steigende Wohnheimmieten.

Und auch sonst reicht der Bestand an gefördertem Wohnraum nicht aus. Die Anzahl an Sozialwohnungen nimmt immer weiter ab. Im Jahr 2006 gab es noch über zwei Millionen und heute ist es nur noch knapp die Hälfte. Das liegt daran, dass Sozialwohnungen nur eine temporäre Sozialbindung haben. Nach ca. 15 bis 20 Jahren fallen sie aus der Bindung heraus und können frei am Markt gehandelt werden. Und da die Anzahl der neu gebauten Sozialwohnungen geringer ist, als die Anzahl derer, die auf diese Art wegfallen, verringert sich der Bestand stetig.

Der private Wohnungsmarkt versorgt die Studierenden und die Bevölkerung insgesamt offensichtlich nicht mit bezahlbarem Wohnraum, weil er darauf ausgerichtet ist, den Eigentümern der Wohnungen, vor allem großen Immobilienkonzernen, einen möglichst großen Profit zu sichern. Gleichzeitig gibt es zu wenig öffentlichen und bezahlbaren Wohnraum, es fehlen Wohnheime und Sozialwohnungen. An diesen Stellen müsste viel mehr investiert werden, aber genau wie in anderen sozialen Bereichen fehlt das hier Geld.

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