Die syrische Luftwaffe hat ihre Angriffen aufdie Stadt Al Kussair begonnen. Im Kampf um die strategisch wichtige Stadt Qusair im syrisch-libanesischen Grenzgebiet haben die regulären syrischen Streitkräfte Berichten zufolge am Wochenende den Druck auf die bewaffneten Gruppen massiv erhöht. Unterstützt von Luftangriffen und Artillerieeinsätzen sind die Truppen nach eigenen Angaben am Sonntag in den Ort vorgerückt. Unbestätigten Quellen zufolge wurden dieses auch von der Hisbollah unterstützt und dabei verlor diese nach Angaben der oppositionsnahen syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte mindestens 28 eigene Kämpfer. Assads Armee und regierungstreue Kämpfer versuchen seit Wochen, die strategisch wichtige Stadt zwischen Damaskus und der Mittelmeerküste unter Kontrolle zu bringen.
Während seitens der westlichen Mächte bereits die Teilnahme der Hisbollah stark angeprangert wurde und diese höchstwahrscheinlich als ein Angriffsgrund gewertet wird, hat sich der Hisbollah-Führer Hassan Nasrallah bereits mehrfach zum Engagement der Hisbollah in Qusair und Umgebung geäußert. Die französische Mandatsmacht hatte in den 1930er Jahren die Grenze zwischen Libanon und Syrien gezogen und die Dörfer um Qusair, in denen libanesische Schiiten und Christen leben, auf syrisches Staatsgebiet verbannt. Die Dörfer gehören verwaltungstechnisch zur libanesischen nördlichen Bekaa-Ebene, die von der Hisbollah regiert wird. Viele Bewohner der Qusair-Dörfer sind Anhänger oder Mitglieder der Hisbollah, was deren militärisches Engagement in Qusair erklärt. Durch den Ort verläuft eine wichtige Nachschublinie für Waffen und Kämpfer in die Provinz Homs. Sie kreuzt die Autobahn, die Damaskus mit der Küstenregion verbindet.
Syrien- Konferenz zum Scheitern verurteilt
Unterdessen laufen hinter den Kulissen die Vorbereitungen für die Syrien-Konferenz, die Anfang Juni in Genf stattfinden soll. Syriens Präsident Baschar al-Assad glaubt nicht an einen Erfolg der von Russland und den USA geplanten Friedenskonferenz. Er rechnet mittelfristig eher mit einer militärischen Intervention des Westens. Er sei zwar zu Verhandlungen bereit sagte Assad in einem am Wochenende veröffentlichten Interview der argentinischen Nachrichtenagentur Télam und der Zeitung „Clarín“. „Wir glauben aber, dass viele westliche Länder keine wirkliche Lösung in Syrien wollen.“ Einen Rücktritt lehnte Assad kategorisch ab. Syrien sei ein unabhängiger Staat, und die Syrer bestünden auf ihrem Recht auf Selbstbestimmung, sagte er. Die Frage, wer Präsident Syriens sei, werde bei den Wahlen 2014 entschieden, nicht von den USA oder irgendeinem anderen Staat.
Jeder vierte Einwohner auf der Flucht
Was im März 2011 im Anschluss des arabischen Frühlings in Tunesien und Ägypten begann, ist längst zum Bürgerkrieg geworden. Unter den Kämpfen zwischen vom Ausland unterstützten Milizen und einem taumelnden Regime leidet vor allem die Zivilbevölkerung. Zehntausende Syrer starben bereits, Hunderttausende wurden vertrieben.
Mehr als 1,5 Millionen Syrer sind nach UN-Angaben wegen des Bürgerkriegs inzwischen aus ihrem Land geflüchtet. Nach Angaben des UNHCR-Sprechers würden fast 250000 syrische Flüchtlinge derzeit pro Monat neu erfasst. Insgesamt hätten sich mehr als 1,5 Millionen Menschen von Hilfsorganisationen registrieren lassen. Die wirkliche Zahl aber liege vermutlich höher.
Nach UN-Angaben sind zudem mehr als 4,25 Millionen Syrer innerhalb des Landes auf der Flucht. Das bedeutet, dass insgesamt mehr als ein Viertel der 22,5 Millionen Einwohner, die das Land vor Beginn des Bürgerkriegs hatte, das “Zuhause” verlassen mussten. Es scheint auch in naher Zukunft kein Ende in Sicht zu sein, solange imperialistische Kräfte den einzigen Weg zum Frieden durch militärische Intervention durchsetzen wollen.