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Vielleicht ein Gefühl von letzter Freiheit

Die griechischen Strände galten lange Zeit als einige der schönsten in Europa. Nun werden sie immer mehr zum Schauplatz des Suizids verzweifelter Bürger. Diese Strände hat die Fotografin Eva Leitolf abgelichtet. Sie sehen genauso schön aus, wie früher auch, aber nichts ist in Griechenland so, wie es einst war. Es ist kein Geheimnis, dass die Griechen wohl am meisten unter der Finanzkrise leiden. Massenentlassungen, Senkung der Löhne und Erhöhung der Lebensmittelkosten sind hier an der Tagesordnung. Die Armut wächst rasch in Griechenland. Jene, die können, verlassen das Land und die, die es nicht können, müssen unterhalb der Existenzgrenze leben. Viele sehen nur einen Ausweg: den Selbstmord.

Vor der Krise galt Griechenland, laut der Weltgesundheitsorganisation, als das Land mit der geringsten Suizidrate. Das hat auch nicht umsonst etwas mit dem griechisch-orthodoxen Glauben zu tun, dem 97 % der Bevölkerung angehört. Hier ist Suizid eine Sünde, gilt als Tabu und Selbstmörder dürfen nicht kirchlich beigesetzt werden. Die Hilfsorganisation Klimaka geht davon aus, dass sich seit 2010 über 2000 Griechen umgebracht haben. Drei mal mehr, als vor der Krise. Die Dunkelziffer ist wohl viel höher, denn viele Familienangehörige tarnen den Selbstmord als Unfall, wegen der Kirche. Viele Griechen wählten als Ort zum Sterben die schönsten Strände des Landes aus. Jene hat Leitolf fotografiert. „Vielleicht ein Gefühl von letzter Freiheit“, meint Leitolf, auf die Gründe für den Ort angesprochen.

Fakt ist, dass die griechische Bevölkerung unter der Krise leidet. Wahre Hilfe ist erst einmal nicht zu erwarten. Die sogenannten „Hilfspakete“ waren auf jeden Fall keine und ob Griechenland diese überhaupt weiterhin empfangen wird, ist unsicher. Bayerns Finanzminister Markus Söder sagte zum Thema Griechenland: „An Athen muss ein Exempel statuiert werden, dass diese Eurozone auch Zähne zeigen kann. Schuld an den Problemen in Griechenland sind die Griechen und sonst keiner“. Dass an den Problemen der Griechen nicht die Griechen schuld sind, die sich selbst und ihre Familien kaum ernähren können und viele deshalb ihre Kinder an soziale Einrichtungen abgeben mussten, sondern Supermächte wie Deutschland, sollte hier klargestellt werden. Denn die Eurozone zeigt schon lange Zähne und hat somit Griechenland erst in den Ruin getrieben.

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