Seitdem die Energiekosten nach den Sanktionen gegen Russland und dem Importstopp von russischem Gas seit 2022 deutlich in die Höhe geschossen sind, scheint es kaum mehr verwunderlich, wenn 5,3 Millionen Menschen in Deutschland 2024 ihre Wohnung aufgrund ihrer finanziellen Lage nicht ausreichend heizen konnten.
Robert Planz
Die Anzahl der betroffenen Menschen hat sich in Deutschland in den drei vorausgehenden Jahren auf 6,3% der Bevölkerung verdoppelt. Im EU-Durchschnitt steigerte sich der relative Wert im vergleichbaren Zeitraum “nur” um ein Drittel. Dies zeigt, dass die Werktätigen in den verschiedenen Ländern im gleichen Boot sitzen und von der sich international verschärfenden Konkurrenzsituation und dem daraus resultierenden Sozialabbau betroffen sind. Während ihnen von den Politikern weisgemacht wird, auch mal für ihr jeweiliges Land in “schwierigen Zeiten” frieren zu sollen, steigen die Profite der (Energie-)Konzerne von Jahr zu Jahr. Besonders betroffen sind Alleinerziehende und Alleinstehende sowie Kinder und Jugendliche. Von diesen Gruppen sind etwa ein Fünftel finanziell nicht dazu in der Lage, ausreichend zu heizen. Die überproportionale Nutzung von Gas- und Ölheizungen in Mietshäusern und die Abwälzung der durch diese entstehenden Nebenkosten auf die Mieter verdeutlichen, wieso es gerade diese Gruppen trifft. Währenddessen werden Förderungen für die Installation von Wärmepumpen von bis zu 70% durch die Regierung ausgezahlt, welche Eigenheimbesitzern zugutekommen und ganz nebenbei eine Subvention für Unternehmen darstellen. Anstatt der in Deutschland über die Hälfte der gesamten Bevölkerung, die zur Miete wohnt und in welcher Arbeiter überproportional vertreten sind, unter die Arme zu greifen, wird die soziale Schere noch weiter aufgerissen. Im Zeitraum der stärksten Verteuerung 2022 und 2023 forderten Wirtschaftsvertreter und die höchsten Ränge der Gewerkschaft IG Metall für die deutsche Schwerindustrie Subventionen in Form des Industriestrompreises, um den Standort zu stärken, statt eine Subvention für Arbeiter ins Gespräch zu bringen.
Für die 5,3 Millionen Betroffenen-Tendenz steigend- führt fehlende Beheizung des Wohnraums neben der unmittelbaren Kälte zu weiteren gesundheitlichen Folgen. In den Wintermonaten wird die Schimmelbildung deutlich gefördert und dementsprechend ein Nährboden für weitere Atemwegserkrankungen geschaffen. Neben dieser unmittelbaren Folge stehen den Betroffenen anfallende Sanierungskosten, die durch den Vermieter aufgebrummt werden können, z.B. beim Umzug bevor. Vonovia setzt mittlerweile Rauchmelder mit eingebautem Thermostat und Luftfeuchtigkeitsmesser ein, auf deren Daten die Mieter zugreifen können. Der Immobilienmonopolist inszeniert sich damit als besonders kundenfreundlicher Vermieter, während die Daten zur Überwachung und Sicherstellung von gerichtsfesten Daten, die beim Auftreten von Schimmel gegen die Bewohner eingesetzt werden, ihren tatsächlichen Nutzen offenbaren.
Offenbaren tut sich hier keine isolierte und außergewöhnliche Entwicklung, sondern eine Notwendigkeit für die Regierenden, im Rahmen der Zeitenwende, für welche der Sozialabbau im Inneren ein notwendiges Übel für die Aufrüstung nach außen ist.

