Hasan Bego
Im Rahmen des Gründungskongresses des Internationalen Jugendvereins (IJV) fand am 23. Mai 2025 eine Podiumsdiskussion statt. Unter dem Titel „Wer bestimmt die Wahrheit?“ stand die Rolle des Journalismus in Kriegs- und Krisenzeiten im Mittelpunkt der Diskussion. Eingeladen hatten die Jugendorganisationen DIDF-Jugend und der internationale Jugendverein – IJV.
Auf dem Podium saßen Alev Bahadir (Yeni Hayat – Neues Leben), Jara Hamdorf (Lautschrift) und Pauline Jäckels (taz). Die Gäste gewährten dem Publikum spannende Einblicke in die journalistische Praxis, insbesondere im Umgang mit Berichterstattungen zu Krieg, Gewalt und gesellschaftlicher Polarisierung. Dabei stand vor allem die mediale Berichterstattung rund um den Gaza-Krieg im Mittelpunkt der Debatte.
Kritisch setzten sich die Teilnehmenden mit der Frage auseinander, wie Medien in Deutschland über den Nahostkonflikt berichten. Insbesondere wurde bemängelt, dass die Berichterstattung häufig einseitig zugunsten der israelischen Perspektive erfolgt, während pro-palästinensische Positionen oft unterrepräsentiert sind. Auch wurde diskutiert, dass viele Redaktionen lange gezögert hätten, bestimmte Aspekte des Krieges aufzugreifen oder differenzierter darzustellen. Ein zentraler Punkt war dabei die enge Verflechtung zwischen politischem Diskurs und medialer Darstellung. Immer wieder wurde betont, dass viele deutsche Medien in ihrer Berichterstattung an der sogenannten „deutschen Staatsräson“. Diese Haltung, so die Journalistinnen, beeinflusse nicht nur politische Entscheidungen, sondern auch die mediale Perspektive – und schränke kritische Stimmen zur israelischen Politik spürbar ein.
Ein weiterer Schwerpunkt lag auf der strukturellen Kritik am deutschen Mediensystem. Die Journalistinnen hoben hervor, dass rassistische Narrative in der Berichterstattung kein neues Phänomen seien, sondern dies auch bei der Berichterstattung zu den NSU-Morden oder zu Fällen von Polizeigewalt sichtbar ist. Als Beispiel wurde die frühe mediale Darstellung der NSU-Mordserie genannt, bei der lange Zeit von sogenannten „Dönermorden“ gesprochen wurde – eine Bezeichnung, die rassistische Stereotype reproduzierte und die Betroffenen stigmatisierte.
Das Interesse an der Veranstaltung war groß und wurde von vielen jungen Menschen besucht. In der abschließenden Fragerunde beteiligten sich die Zuhörer*innen und nutzten die Gelegenheit, eigene Perspektiven und Nachfragen einzubringen. Die Podiumsdiskussion wurde gleichzeitig als Live-Podcast für jung&laut aufgezeichnet – ein gemeinsames Podcast-Projekt der Zeitschriften Lautschrift und junge Stimme.
Die Veranstaltung zeigte, wie wichtig Räume für kritische Medienreflexion sind – besonders für junge Menschen, die sich in einer von Krisen geprägten Welt orientieren möchten.