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Wie viel kostet die Schule?

In allen Bundesländern hat das neue Schuljahr nun begonnen – und wie jedes Jahr startet damit auch der Einkauf von Schulmaterialien. Bücher, Stifte, Arbeitshefte und weitere Utensilien müssen besorgt werden, wenn sie nicht von der Schule gestellt werden. Hinzu kommen Kosten für die Klassenkasse, Kopiergeld, Ausflüge, Fahrkarten und vieles mehr. Dies führt bei vielen Familien zu enormen finanziellen Belastungen.

Allein rund 800.000 Kinder werden in diesen Tagen eingeschult. Das bedeutet ebenso viele neue Schulranzen. Wer einen hochwertigen Ranzen kaufen möchte, zahlt dafür schnell 114 Euro oder mehr.

Schulrucksäcke und -ranzen sind im Vergleich zum Vorjahr um 21 Prozent teurer geworden. Auch die Grundausstattung für Erstklässler stieg um acht Prozent. Gründe dafür seien steigende Material-, Personal- und Entwicklungskosten, erklärt Florian Kriegel vom Vergleichsportal Idealo.

Zugleich ist der Ranzen längst zu einem Statussymbol geworden. Heute tragen Kinder Marken wie Ergobag, die mit Patches, Dinos oder Einhörnern ergänzt werden. Früher war es der schlichte Scout-Kasten. Studien zeigen immer wieder, dass Kinder nicht zurückstecken wollen – Trends und Kooperationen mit Spielzeugherstellern oder Animationsfilmen treiben die Preise zusätzlich in die Höhe.

Über die gesamte Schulzeit hinweg können sich die Kosten laut Experten auf rund 3.000 Euro summieren. Doch das ist nur ein Teil: Klassenfahrten, Fahrtkosten, Sportzeug, Bücher, Ganztagsbetreuung, Schulessen und zunehmend auch digitale Geräte machen Schule teuer. Haben Familien mehrere Kinder, wächst die finanzielle Belastung erheblich – nicht alle Eltern können sich diese Ausgaben leisten.

Die Preisvergleichsplattform Idealo hat in einer Erhebung die durchschnittlichen Gesamtkosten von der Einschulung bis zum Abitur über rund 20.755 Euro berechnet. Darin enthalten sind u. a. 666 Euro für die Einschulung, 4.172 Euro für das Schulessen, 2.000 Euro für Klassenfahrten, 360 Euro für Schulbücher, 9.591 Euro für Betreuung, 1.591 Euro für Fahrkarten, 758 Euro für Arbeitsmaterialien und 1.616 Euro für sonstige Ausstattung.

„Schulkosten werden schnell zum Problem“, sagt Yasmin Alinaghi vom Paritätischen Wohlfahrtsverband Hessen. Sie warnt: „Kinder werden automatisch ausgeschlossen, wenn Eltern finanziell schlecht gestellt sind.“

Zwar können Bürgergeldempfänger über das Bildungs- und Teilhabepaket Unterstützung beantragen, doch das deckt lange nicht den tatsächlichen Bedarf. Seit dem 1. Januar 2024 erhalten Schülerinnen und Schüler pauschal 195 Euro für den Schulbedarf – 130 Euro im ersten Halbjahr und 65 Euro im zweiten.

Doch das sei unzureichend, betont Alinaghi. Erst die geplante Kindergrundsicherung könne diese Lücke abmildern. Tatsächlich kann auch diese jedoch den Investitionsbedarf nicht ersetzen. Warum müssen Schulbedarf, Mittagessen usw. von privater Hand getragen werden und nicht als Komplettleistung für die Schüler zur Verfügung gestellt werden?

Die Berechnungen und Diskussionen machen deutlich: Der Schulbesuch ist mit erheblichen Kosten verbunden – besonders für Familien mit mehreren Kindern. Gleichzeitig zeigt sich, dass staatliche Investitionen oft in andere Bereiche wie die Bundeswehr oder Aufrüstung fließen, während die Bildung zu kurz kommt. Diese Prioritätensetzung ist nicht zukunftsorientiert und trägt dazu bei, dass Deutschland in europäischen Bildungsstudien regelmäßig schlecht abschneidet. Eine erfolgreiche Schullaufbahn darf nicht vom Geldbeutel der Eltern abhängen. Bund und Länder müssen deutlich stärker in Bildung investieren.

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