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8,2 Prozent Forderung in der Eisen- und Stahlindustrie

Die Tarifkommission Eisen und Stahl der IG Metall traf am 26. April zusammen und legte die diesjährige Forderung mit 8,2 Prozent fest.

Im Grunde genommen, wurde die Forderung für 75000 Eisen- und Stahlarbeitern beschlossen: unter den 7000 Hüttenarbeitern in Ostdeutschland wird die gleiche Forderung erhoben wie im Westen von den 68000 KollegInnen vereinbart. Ebenso ist die im Westen getroffene Vereinbarung im Osten dieselbe. Denn das Ergebnis vom Westen wird im Osten übernommen.
Aus diesem Grund nehmen die Mitglieder der Kommission aus den Ostbetrieben, insbesondere der Betriebsratsvorsitzende des Werks Eisenhüttenstadt des Konzerns ArcelorMittal, an der Sitzung der Tarifkommission der IG Metall im Westen teil.

Die Forderung wurde nach einer heftigen Diskussion beschlossen
Man kann sagen, dass die Debatte intensiv, turbulent und nicht zu unterschätzen war. Sie war hitzig. Von Eisenhüttenstadt bis Bremen, von Salzgitter bis Thyssen-Krupp – von den meisten Tarifkommissionmitgliedern wurde eine Forderung in der Höhe zwischen 7% bis 9,8% gefordert. Auch gab es Forderungen von 10% oder sogar 13%, weshalb es zu regen Diskussionen kam.
Im vergangenen Jahr wurde ein Abschluss mit einer einmaligen Corona-Prämie von 500 Euro und eine Einmalzahlung von 500 Euro für 15 Monate getroffen, die nicht prozentual tabellenwirksam war.
Es scheint, dass die Beschäftigten der Eisen&Stahlindustrie und die Mitglieder der Tarifkommission diesen Abschluss nicht vergessen haben. Aus diesem Grund wurde für diese Tarifrunde weder bei der Forderung noch bei dem in diesem Jahr zu treffenden Abschluss eine einmalige Zahlung vorgesehen.
Anfang vergangenen Jahres wurde behauptet, eine solche Vereinbarung sei unter Berücksichtigung der Corona-Situation der Unternehmen getroffen worden. Am Ende des Jahres hat man gesehen, dass ausnahmslos alle Unternehmen große Gewinne erzielten.
Es wurde von Vielen zur Sprache gebracht, dass etliche Unternehmen für dieses Jahr höhere Gewinnerwartungen haben, als im Vorjahr und, dass die Dividenden der Aktionäre erhöht wurden. Zudem lässt sich sagen, dass steigende oder sogar verdoppelte Benzinpreise, gestiegene Strom- und Gaspreise sowie gestiegene Lebensmittelkosten, also eine Inflation um 7,5%, die Kriterien waren, die bei der Höhe der Forderung eine wichtige Rolle spielten.
Es ist fraglich, inwieweit diese Forderung die anderer Branchen beeinflussen wird, die in den folgenden Monaten in die Tarifrunde gehen werden.

Die Verhandlungen beginnen bald
Knut Giesler, Verhandlungsführer der Tarifkommission der IG Metall, hat den Ablauf der Tarifrunde wie folgt dargestellt: die erste Verhandlung findet am 13. Mai statt. Die zweite ist am 23. Mai. Aufgrund der Friedenspflicht, die noch bis Ende Mai gilt, wird es bis Ende Mai keine Aktionen geben. Dann werden in den Betrieben Warnstreiks durchgeführt und die dritte Verhandlung von höchstens vier wird folgen. Den vor einigen Jahren im Metall- und Elektrosektor eingeführten 24-Stunden-Streik wird es bei der Eisen&Stahl nicht geben. Kommt nach der vierten Verhandlung keine Einigung zustande, findet eine Urabstimmung für einen Streik statt. (Neues Leben)


Unsere ganze Kraft für diese Forderungen

Ayhan Zeytin*

Wie kann eine Forderung von nur 8,2% in einer Tarifkommissionssitzung beschlossen werden, wenn die Mehrheit Forderungen zwischen 7% und 9,8%, manche sogar 10% bis hin zu 13% stellen?
Diese Frage habe ich mir als langjähriges Mitglied der Tarifkommission gestellt. Ehrlich gesagt war ich für eine zweistellige Forderung und bin es nach wie vor. Wenn 8,5 oder 8,9 Prozent gefordert werden würde, könnte ich es verstehen. Es kann aber niemand, mich eingeschlossen, eine unverständliche Forderung wie 8,2 Prozent nachvollziehen.

Natürlich werden wir nach Ablauf der Tarifrunde diese und unsere Forderung diskutieren. Wir werden unsere Kritik einbringen und das sollten wir auf jeden Fall tun. Allerdings erwartet uns nun als ArbeiterInnen und Auszubildende die Verantwortung, uns mit aller Kraft an Protesten und Warnstreiks zu beteiligen. Wir, die betrieblichen VertreterInnen von Werktätigen (Betriebsrat) und GewerkschaftsvertreterInnen (Vertrauensleute), haben die Pflicht, den breitesten Teil der ArbeiterInnen für Aktionen zu mobilisieren und zu sensibilisieren.

*Betriebsrat ArcelorMittal Bremen

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