Written by 08:56 DEUTSCH

Aus der Geschichte der KPD lernen

Das folgende Interview wurde vom türkischen Fernsehsender Hayat TV im Rahmen seiner Geschichtsserie geführt. Wir drucken es ab, weil wir es auch für unsere Leser interessant finden.

 

 

Das Gedenken an Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg hat auch heute noch eine sehr große Aktualität. Der deutsche Imperialismus ist ungeschlagen und hat zwei sehr schwere Niederlagen 1918 und 1945 überlebt. Heute macht er wieder Großmachtpolitik und mischt sich auf der ganzen Welt ein. Das konnte man vor Kurzem sehen, als Kanzlerin Merkel in die Türkei zu Erdogan flog, ihn vor den Wahlen unterstützte und mit ihm Abkommen „zur Bekämpfung der Flüchtlingskrise“ traf. Das heißt, dass heute der deutsche Imperialismus einen Menschen, der in seinem eigenen Land Chaos und Blutvergießen schafft, als seinen treuen Bündnispartner hat. Sie gibt ihm Milliarden und arbeitet mit ihm zusammen. Natürlich wird die Türkei dabei zu einem Gehilfen der deutschen Großmachtpolitik.

Nach dem zweiten Weltkrieg: BRD – DDR

Leider hat in Deutschland die revolutionäre Bewegung aus den Niederlagen von 1919/1933 und letztlich auch 1945 keine ausreichenden Konsequenzen gezogen. Nach 1945 wurde in einem Teil von Deutschland der Sozialismus errichtet, aber im anderen Teil wieder das deutsche Kapital an die Macht gelassen. Das Kapital machte alles Mögliche, um den Sozialismus zu zerstören. Natürlich fanden sich auch im sozialistischen Teil viele Kräfte, die das Land in die Entartung geführt haben und reif gemacht haben für die Übernahme durch das deutsche Kapital in den 90`er Jahren. Die Linken haben aber nicht daraus gelernt, sondern setzen heute viele alte Fehler fort, indem jeder für sich oder gar gegeneinander arbeitet, anstatt gemeinsam gegen das Kapital aufzutreten. Anstatt eine gemeinsame starke Front zu bilden, spalten sie sich und schwächen die Arbeiterbewegung. Wir möchten das verändern. Wenn Karl und Rosa heute da wären, würden sie aktiv gegen den Krieg und für eine starke Front und eine Einheit der Revolutionäre und des Volkes kämpfen.

SPD und KPD im Streit

Es gab viele Gründe, warum es immer wieder zu Niederlagen der revolutionären Arbeiterbewegung in Deutschland kam. Das begann schon 1918 damit, dass die KPD erst nach der Revolution gegründet wurde. Dies war bereits zu spät und das war offensichtlich ein Fehler der Revolutionäre, nicht ausreichend und mit aller Kraft für eine starke Kommunistische Partei gekämpft zu haben. In Russland hatte sich das anders entwickelt. Da gab es eine revolutionäre Partei vor der Revolution, die die Führerrolle der Revolution übernahm und die Revolution wurde erfolgreich vollzogen. In Deutschland wurde die Revolution zu Anfang November gemacht und die kommunistische Partei erst zu Ende Dezember 1918 gegründet, wo bereits die Sozialdemokraten die Revolution umgedreht und die Macht ergriffen hatten. Auch 1933 gab es Schwächen und es gab keine Einheit der Arbeiterbewegung. Stattdessen gab es eine tiefe Spaltung und das konnte das Kapital nutzen. 1945 hatten wir zum einen die Tatsache, dass viele aktive Revolutionäre in KZ-Lagern ermordet wurden, aber wir hatten auch gewisse opportunistische Tendenzen in der KPD, die nicht ausreichend in Ost und West für die Einheit Deutschlands, für die Einheit der Arbeiterbewegung und für ein Deutschland auf antifaschistischer Grundlage gekämpft hat. So konnte das Kapital siegen und konnte die Kommunisten per KPD-Verbot unterdrücken. Somit wurden die sozialistische und revolutionäre Bewegung extrem geschwächt. Sogar bis heute spüren wir die Folgen. Die SPD hat sich natürlich mit ihrer Entscheidung, den imperialistischen Krieg 1914 zu unterstützen, als Partei des Kapitals entwickelt. Das ist sie bis heute geblieben.

„Einheitsfront“ zu spät

Die KPD hat sich vor der Machtübergabe an Hitler in der Weimarer-Zeit intensiv um ein breites Bündnis bemüht. Dabei hat sie vor allem die Arbeiter aufgefordert, eine feste Einheit gegen den Faschismus zu bilden, aber gleichzeitig an die SPD-Führung appelliert, um eine antifaschistische Einheitsfront aufzubauen. Die SPD-Führung hat aber abgelehnt und immer alles zurückgewiesen, weil sie prinzipiell jede Einheit mit Kommunisten abgelehnt hat. Das war auch nach der Machtergreifung durch Hitler so. Die KPD hatte ein Aufruf für einen Generalstreik gestartet. Sowohl die SPD als auch die von der SPD geführten Gewerkschaften haben diesen Aufruf abgelehnt, obwohl es dadurch eine Chance gegeben hätte, durch die Zusammenarbeit Hitler zu stürzen. Auch die Kommunisten haben bei der Herstellung einer Einheitsfront Fehler gemacht, welche später vom bulgarischen Kommunisten Dimitroff aufgegriffen und kritisiert und auch von der KPD korrigiert wurden. Wie zum Beispiel die Bezeichnung der SPD als „sozialfaschistisch“, welches eine Beleidigung war. Der Hauptfehler war aber, dass die KPD die Mitglieder der SPD nicht davon überzeugen und so gewinnen konnte, dass sie für eine Einheit kämpften oder sich für eine Einheitsfront einsetzten. In den KZs waren dann SPD und KPD`ler bereit, ernsthaft miteinander zusammenzuarbeiten. Das war natürlich zu spät.

Und welche Schlussfolgerung heute?

Gerade aus so bitteren Erfahrungen, wie der Niederlage gegen den Faschismus, kann man natürlich eine Menge lernen und auch Konsequenzen für heute ziehen. Das Wichtigste ist, dass Revolutionäre immer für die breiteste Einheit der Arbeiterbewegung und des ganzen Volkes eintreten müssen mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln. Jede nationale, religiöse und soziale Spaltung schwächt die Arbeiterbewegung. Wenn es den Herrschenden gelingt, uns gegeneinander zu hetzen, indem sie nationalen oder religiösen Hass schüren, dann haben sie ein leichtes Spiel und können das Volk für ihre Zwecke ausnutzen. Es ist heute in Deutschland angesichts der rassistischen Hetze und der Kriegspolitik dringend notwendig , dass wir diese Einheit herstellen. Das ist aber auch in der Türkei wichtig, wo die herrschende Klasse die Menschheit gegeneinander hetzt, Türken gegen Kurden und dabei ein blutigen Konflikt schürt. Obwohl es Brüder und Schwestern sind, die gemeinsame Ziele haben. Sie wollen in Frieden leben und brauchen Brot und Arbeit, denn das sind die wahren Bedürfnisse der Menschen dort. Sie wollen nicht gegeneinander kämpfen und das Land in ein Chaos stürzen. Wenn die Politik der Regierung erfolgreich ist, führt sie das Land in die Katastrophe. Sowohl im Inneren, wie es derzeit die türkische Regierung macht, als auch nach außen. Nach außen, indem sie sich in andere Länder einmischt und dort Krieg schürt. Denn dann wird das Volk dafür mit Blut bezahlen müssen.

 

Diethard Möller

Close