Özgün Önal
Während der Pandemie wurden viele Beschäftigte entlassen, viele haben Kurzzeitarbeitsverträge erhalten; die Zahl derer, die für ihre Existenz tagtäglich Überstunden machen oder zwei Jobs haben, steigt immer mehr an. Dies gilt für die Mehrheit der Bevölkerung, für einen kleinen prozentualen Teil hat sich die Krisenzeit zum Profit umgewandelt.
Laut dem jüngsten Oxfam Bericht hat sich weltweit das Vermögen der fünf reichsten Männer seit der Pandemie 2020 verdoppelt. Das sind 14 Millionen US-Dollar pro Stunde. Gleichzeitig sind 5 Milliarden Menschen ärmer geworden, das sind 60% der weltweiten Bevölkerung. Dem Bericht zufolge machen Superreiche und Konzerne gigantische Gewinne, während weiterhin die Mehrheit unter Inflation, Kriegen und den Auswirkungen der Pandemie leiden. Festgestellt wird in dem Bericht, dass das Problem im System liegt, d.h. die Profitmaximierung einiger weniger geht über das Wohl aller. Die daraus resultierende extreme Ungleichheit führt zur Spaltung und Gefährdung der Demokratie. Die Tatsache, dass einige wenige Menschen Gewinne machen, die sie nicht versteuern, führt dazu, dass eben das Geld in der Bildung, Gesundheit und in der sozialen Sicherung fehlt. Gesellschaften, die von dieser sozialen Ungleichheit betroffen sind -und das ist mehr als die Hälfte!-, leiden immer mehr unter Krankheiten, für die es keine ausreichende Gesundheitsversorgung gibt, haben keinen Zugang zu einer guten und garantierten Ausbildung und arbeiten in schlecht bezahlten Beschäftigungen. Das schafft den Nährboden für Hetz-Kampagnen und rassistisch motivierte Strategien um von der eigentlichen Misere abzulenken.
Auch in Deutschland werden die Reichsten immer reicher und die Ungleichheit nimmt weiter zu: Das Gesamtvermögen der fünf reichsten Deutschen wuchs demnach seit 2020 inflationsbereinigt um rund drei Viertel von etwa 89 auf etwa 155 Milliarden US-Dollar.
Daher fordert Oxfam „Eine Vermögenssteuer für die Multi-Millionär*innen und Milliardär*innen der Welt“, um das Geld in Klimaschutz, den Ausbau von Bildung, Gesundheitsversorgung und sozialer Sicherung zu investieren.
Zur selben Zeit fand das Weltwirtschaftsforum in der Schweiz statt. Dort trafen sich die Staats- und Regierungschefs der Welt. Im Kernzentrum des Forums stehen Kriege und Krisen.
Oxfams Direktor Amitabh Behar war ebenfalls vor Ort, um den Bericht zur sozialen Ungleichheit zu verteidigen und eine Veränderung anzuregen. Wie die Jahre zuvor werden keine Beschlüsse im Sinne der Forderungen von Oxfam festgehalten.
Diese Haltung war zu erwarten, dennoch hat Oxfam klar gemacht, dass die widersprüchlichen Verhältnisse im System bekämpft werden müssen – für die Menschen und die Umwelt.