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Fußball? Ist doch nur ein Spiel!

Ein Blick in die Social Networks reicht, um zu merken, wie fanatisch Menschen sein können, wenn es um Fußball geht. Aber auch wie die Grenzen schnell überschritten werden, sobald es um die eigene Mannschaft geht. Viele Sprüche, die unter die Gürtellinie gingen, prägten die Startseiten von Facebook, Twitter und anderen Portalen. Denn nicht wenige wichtige Spiele gab es in der letzten Zeit. Nach den Spielen der türkischen Mannschaften Fenerbahce, Galatasaray und Besiktas mussten einige Seiten für Jugendliche unter 18 Jahren verboten werden, weil die Fans sich auf schlimmste Weise beschimpft haben. Dass Fußball längst mehr als Sport ist, ist jedem bekannt.

 

Fußball ist ein weltweites Phänomen, denn überall auf der Welt wird die Sportart praktiziert. Nicht nur überall auf der Welt, sondern auch von allen sozialen Schichten. Im 19. Jahrhundert entwickelte sich Fußball in seinem Mutterland England zu einem Massensport, der immer und immer mehr Zuschauer anzog. Schon damals war Fußball ein Mittel, womit man Geld verdienen konnte, doch heute ist Fußball ein Millionengeschäft, welches dreckiger ist, denn je. Nicht selten fliegen Fußballwettskandale auf oder nicht selten lässt sich die Verbindung zur Mafia herstellen, sogar in Deutschland. Der Fußball ist für fast alle Beteiligten eine große Schatztruhe, für den man alles macht: Spiele kaufen, Betrügen, Bedrohen, eigentlich alles, nur nicht das Fair Play, welches bei der UEFA groß geschrieben wird.

 

Die einzigen Beteiligten, die keinen Gewinn bei dem ganzen Spiel haben, sind die Fans. Nichtsdestotrotz schaut es auch bei den Fans so aus, als ob es um Leben und Tod ginge. Und ja, nicht selten geht es um Leben und Tod: Das letzte Beispiel mit 74 Toten im Februar in der ägyptischen Stadt Port Said. Von diesen Beispielen gibt es nicht wenige. Dennoch treten die Fans keinen Schritt zurück. Es werden Hunderte Euros ausgegeben, um der eigenen Mannschaft durch die Welt zu folgen und das Spiel zu sehen, abgesehen davon, dass die Tickets für die meisten Menschen ein Vermögen kosten und oft den Verzicht auf ein bisschen Lebensqualität bedeuten.

Wenn es um Fußball geht, ist nichts zu teuer. Betrachten wir mal die Länder, in denen die EM dieses Jahr stattfinden wird: Polen und Ukraine. Zwei Länder, in denen die Armut sehr groß ist. Viele Menschen leiden unter Sparzwängen der Regierungen und Sozialkürzungen und besonders die Jugend ist von diesen Kürzungen betroffen. Aber für die Zeit, in der die EM stattfindet, wird der Welt eine fast „fehlerlose“ Kulisse vorgelegt: Es wurden neue Stadien und Hotels gebaut. Ukraine rechnet für die Infrastruktur mit Gesamtkosten in Höhe von rund zehn Milliarden Euro. Die äußere Fassade ändert aber nichts an der perspektivlosen Zukunft nach der EM.

 

Derzeit reden Regierungen von einem politischen Boykott der Meisterschaft, weil die kranke Ex-Ministerpräsidentin weiterhin verhaftet ist. Doch niemand redet von einem Boykott, weil auf der einen Seite so viel Geld ausgegeben wird, während auf der anderen Seite Menschen verhungern.

 

Trotz der Dinge macht es Spaß, Fußball zu gucken. Solange Fußball als ein Spiel angesehen wird, welches nach 90 Minuten vorbei ist. Doch die Medien und die Fußballbranche sorgen dafür, dass das Spiel erst mit dem Ende des Spiels losgeht. Es wird zu einem Staatsthema, wenn Fenerbahce nach zig Jahren wieder ein Pokal gewinnt. Plötzlich wird Fußball die Ehre jeden Mannes. Dass Fußball nicht nur ein Spiel ist, hört man auch aus den Diskussionen heraus. Sobald gesagt wird, zu welcher Mannschaft man hält, darf man eine Standpauke darüber hören, wie fragwürdig diese „politische Entscheidung“ ist. Besiktas sei eine politische Mannschaft, Fenerbahce eine faschistische. Ein anderer erklärt die Geschichte von Fenerbahce und will damit zeigen, wie sozial und spendabel diese Mannschaft doch ist. Galatasaray jedoch wäre die Mannschaft, die die Gülen-Bewegung unterstütze. Jeder Fan interpretiert die soziale Geschichte seiner und der gegnerischen Mannschaft anders. Bei den Diskussionen wird vergessen, dass keine Mannschaft irgendwelche Spiele gewinnt, um später zu spenden. Bei Fußball sind die Mannschaften immer die Gewinner und wenn man die Taschen voller Geld hat, ist es nicht schwer, den spendablen zu spielen. Wer politisch ist oder links-orientiert, das sind eher Fangruppen wie von St. Pauli oder Besiktas-Carsi, aber keineswegs die Mannschaften, wie es gerne verwechselt wird.

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