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Generationenkonflikte?

Mit der Wiedereinführung der Wehrpflicht und den Diskussionen um die Rente ist ein Wort in aller Munde: Generationenkonflikt. Aber ergibt sich tatsächlich ein Konflikt zwischen jung und alt, wenn es darum geht, wer für die Interessen der deutschen Konzerne in den Krieg ziehen soll oder wie Armut im Alter bekämpft werden kann?

Die Antwort lautet: Nein. Auch wenn alte und junge Menschen subjektiv unterschiedliche Interessen haben können, gravierende Unterschiede in Sozialisation und Aufwachsen bestehen, profitiert keine Seite davon, wenn es der anderen schlechter geht. Dass die Jugend wütend darüber ist, dass sie den Dienst an der Waffe leisten soll, ist nachvollziehbar. Eine Umfrage des DeZIM Instituts zeigt klar: während 58 % der Befragten aus der Gesamtbevölkerung sich für die Wiedereinführung der Wehrpflicht ausgesprochen haben, gab es bei der Gruppe der direkt Betroffenen (18 – 28 Jahre) nur 30 % Befürwortung. Angesprochen auf die Bereitschaft, sich selbst für die Bundeswehr zu verpflichten, erklären nämlich nur 23% der Befragten in allen Altersgruppen, dass sie bereit wären, das zu machen. Die Verpflichtung, in den Krieg zu ziehen, ist weder im Interesse der Jugend, noch der Rentner. Keiner der beiden Gruppen geht es besser, wenn es der anderen schlechter geht. Das begreifen auch immer wieder ältere Generationen und solidarisieren sich mit der Jugend – sei es bei Fridays for Future oder zuletzt bei den Schulstreiks gegen die Wehrpflicht.

Noch scheinheiliger wird die Debatte rund um die Rente geführt. Die 18 jungen Abgeordneten der Union, die sich angeblich gegen das Rentenpaket stellen, weil es zum Nachteil der Jugend sei, haben keinesfalls die Jugend im Blick. Nicht nur, dass ein stabiles Rentenniveau auch für heute jüngere Generationen langfristig hilfreich wäre, spielt die Jugend bei anderen Entscheidungen keine Rolle. Denn alle der 18 stimmten mit „Ja“ zur Einführung der Wehrpflicht, wo wurde denn da an die Zukunft der Jugend gedacht? Wenn Zahlen klipp und klar nachweisen, dass eine bedeutungsschwere Mehrheit der Jugend gegen die Wehrpflicht ist?

Genauso wenig, wie die Grenze zwischen Mann und Frau oder mit oder ohne Migrationshintergrund verläuft, trennen uns zwischen jung und alt ebenso wenig. Die Diskussionen um Wehrpflicht und Rente zeigen, dass der zentrale Gegensatz zwischen arm und reich bleibt und entsprechend Klientelpolitik gemacht wird. Deshalb darf man sich von Scheindebatten nicht täuschen lassen und muss die Generationenübergreifende Solidarität in den Vordergrund stellen. Die Frage ist keine kulturelle oder altersspezifische, sondern eine soziale Frage. Die naheliegende Antwort, wie man das Renten Problem lösen könnte? Wiedereinführung der Vermögenssteuer, z. B. würde Milliarden in die Staatskassen bringen und viele soziale Probleme lösen. Darüber sollte sich die Medien und Politik Gedanken machen.

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