In der dritten Verhandlungsrunde der Tarifgespräche für die Beschäftigten in den Häfen Norddeutschlands wurde keine Einigung erzielt. Die Gewerkschaft ver.di fordert eine Erhöhung des Stundenlohns um 3 Euro, während die Arbeitgeber 80 Cent angeboten haben. Vor der dritten Verhandlungsrunde haben tausende Arbeiter in verschiedenen Häfen mit Warnstreiks von 24 bis 48 Stunden ihre Forderungen unterstrichen.
Auch in der dritten Verhandlungsrunde der Tarifverhandlungen, die rund 12.000 Beschäftigte in den Häfen betreffen, wurde keine Einigung erzielt. Die Gewerkschaft ver.di fordert rückwirkend zum 1. Juni 2024 eine Erhöhung des Stundenlohns der Hafenarbeiter um 3 Euro sowie eine Anhebung der Schichtzulagen. Zudem verlangt die Gewerkschaft eine Erhöhung der Ausbildungsvergütungen um 300 Euro und eine Mietzulage von 100 Euro.
ENTTÄUSCHUNG UND WUT UNTER DEN ARBEITERN!
Das Scheitern der Tarifverhandlungen zwischen der ver.di und dem Zentralverband der deutschen Seehafenbetriebe (ZDS) am 17. und 18. Juni hat bei den Hafenarbeitern für große Unzufriedenheit gesorgt.
Maren Ulbrich, die die Verhandlungen im Namen von ver.di führt, sagte: „Das völlige Fehlen von Zugeständnissen seitens der Arbeitgeber und das Fehlen eines fortschrittlichen Angebots hat unter den Arbeitern zu Enttäuschung und Wut geführt. Mit ihrer Haltung zeigen die Arbeitgeber, dass sie die Arbeit der Beschäftigten nicht wertschätzen. Die Last des Wettbewerbs zwischen den Unternehmen und der Bilanzprobleme darf nicht auf den Schultern der Arbeiter abgeladen werden.“
Ulbrich betonte, dass ihre Gewerkschaft eine Vertragslaufzeit von 12 Monaten anstrebe: „Die Lebensbedingungen werden nicht leichter, daher halten wir einen Jahresvertrag für die beste Lösung.
In einer Stadt wie Hamburg zu leben sei schwierig, so die Gewerkschafterin, und daher fordere man neben der Erhöhung der Ausbildungsvergütungen um 300 Euro auch eine monatliche Mietzulage von 100 Euro.
ANGEBOTE WIE SPOTT!
Der ZDS, der die Verhandlungen im Namen von 56 der 141 im Hafen tätigen Unternehmen führt, legte in der dritten Verhandlungsrunde kein ernsthaftes Angebot vor. Der ZDS bot rückwirkend ab dem 1. Juni eine Erhöhung der Löhne um 2,9 Prozent, aber mindestens 80 Cent pro Stunde an.
In der Erklärung des ZDS hieß es: „Angesichts des sehr belastenden Tarifvertrags, den wir 2022 abgeschlossen haben, haben wir mit diesem Angebot die Reallöhne gesichert.“ Weiter wurde argumentiert, dass die Arbeitgeber nicht in der Lage seien, mehr zu geben.
Zur Erinnerung: Der im Jahr 2022 unterzeichnete Tarifvertrag, der bis Mai 2024 gültig ist, brachte den Hafenarbeitern Erfolge bei der Inflation. Eine Klausel im Vertrag sah vor, dass es bei unterschiedlichen Entgeltgruppen im Jahr 2022 Erhöhungen zwischen 7,9 und 9,4 Prozent und im Jahr 2023 für alle Entgeltgruppen eine Erhöhung von 4,4 Prozent gibt. Wenn die Inflation 5,5 Prozent überstieg, wurde eine zusätzliche Lohnerhöhung gezahlt. Da die Inflation im Durchschnitt 2023 offiziell 5,9 Prozent betrug, wurde den Hafenarbeitern eine zusätzliche Lohnerhöhung gewährt.
Daher ist es verständlich, dass die Hafenarbeiter das Angebot des ZDS als „spöttisch“ empfinden. Letztlich hat die Lohnerhöhung in Zeiten hoher Inflation und die danach gezahlte zusätzliche Erhöhung nur verhindert, dass die Reallöhne sinken. Die Forderung nach einer Erhöhung des Stundenlohns um 3 Euro, was einer Lohnerhöhung von 18 Prozent entspricht, zielt darauf ab, die Reallöhne zu steigern.
„UNERWÜNSCHTE“ AKTIONEN VON VER.DI!
Nach der zweiten Verhandlungsrunde am 6. Juni rief ver.di die Arbeiter am 7. Juni im Hamburger Hafen, am 11. Juni in Bremen, am 12. Juni in Bremerhaven und am 14. Juni in Emden zu Warnstreiks auf.
Der Warnstreik in Hamburg wurde für die Früh- und Spätschicht angekündigt und die Unternehmen hatten sich darauf eingestellt. Doch in Bremerhaven und Emden wurden Warnstreiks nur für die Frühschicht angekündigt, jedoch auch in der Spätschicht fortgesetzt. Der ZDS bezeichnete die Streiktaktik der Gewerkschaft als „unerwünschte Aktionen“ und warf ver.di vor, mit solchen Aktionen die „soziale Partnerschaft“ zu belasten.
WIR WOLLEN DIE GEGENLEISTUNG FÜR UNSERE ARBEIT!
Eine Gewerkschaft ruft schließlich nicht aus Gefälligkeit zu Warnstreiks oder unbefristeten Streiks auf, sondern um ihre Forderungen durchzusetzen. Daher dauerten die Warnstreiks in den Häfen von Hamburg, Bremen, Bremerhaven, Brake und Emden vor der dritten Verhandlungsrunde 24 bis 48 Stunden.
Am 17. Juni sprachen unsere Reporter in Hamburg mit Hafenarbeitern, die an einer gemeinsamen Aktion teilnahmen. Die Arbeiter sagten: „Wir sehen, dass die Zahl der Schiffe und Container, die in den Hafen ankommen, zunimmt. Aber gleichzeitig sehen wir, dass wir unseren Einkaufswagen nicht füllen können.“ (Bremerhaven, Andre), „Meine Arbeit findet draußen, direkt im Hafen, statt, wo ich regelmäßig einen der Containerportalkräne bediene, um riesige Frachtschiffe zu be- oder entladen. Wir transportieren Container von 60-75 Tonnen von einem Ort zum anderen. Wir wollen die Gegenleistung für diese schwere Arbeit.“ (Hamburg, Patricia), „Als Vertreter der jungen Arbeiter und Auszubildenden bin ich hierher gekommen, um zu zeigen, dass wir auf unserer Forderung nach einer Erhöhung um 3 Euro bestehen.“ (Brake Weser, Jan)
Der türkische Hafenarbeiter Gürol Kurt, der aus Bremen an der Aktion teilnahm, sagte: „Heute bin ich hier, um den Arbeitgebern zu zeigen, dass wir in diesem Tarifprozess hinter unseren Forderungen stehen. Alles ist sehr teuer geworden. Wir fordern eine Erhöhung unseres Stundenlohns um 3 Euro und Arbeitssicherheit. Gleichzeitig unterstützen wir den Kampf der HHLA-Arbeiter in Hamburg gegen die Privatisierung. Wir Hafenarbeiter haben gemeinsame Probleme und versuchen, entsprechend zu handeln. Die Arbeitgeber setzen uns ständig unter Druck und diktieren niedrige Löhne. Wir wollen zeigen, dass wir das nicht akzeptieren.“
Alle Hafenarbeiter, mit denen wir sprachen, erklärten, dass sie bereit seien, wenn nötig auch längere Streiks durchzuführen.
AKTIONEN WERDEN WEITERGEHEN!
In den Erklärungen von ver.di und ZDS wurde mitgeteilt, dass die Tarifverhandlungen auf Juli vertagt wurden. Beide Seiten nannten keinen konkreten Termin, aber es wird erwartet, dass die Verhandlungen Anfang Juli fortgesetzt werden.
Maren Ulbrich sagte: „Wir sind noch sehr weit voneinander entfernt. Das Angebot der Arbeitgeber ist für uns nicht akzeptabel. Sie müssen ein verhandelbares Angebot vorlegen, damit der Vertrag kurzfristig abgeschlossen werden kann.“ Auf die Frage, ob und in welchem Umfang die Aktionen weitergehen werden, antwortete sie: „Das haben wir noch nicht entschieden. Aber es wird Aktionen geben, das ist sicher.“