Written by 09:16 HABERLER

Hurra, der Spargel ist gerettet!

Soll mal einer sagen, dass es zu Corona-Zeiten keine guten Nachrichten gebe. Die Bundesregierung ermöglicht trotz einer Einreisesperre die Einreise von 40.000 Saisonarbeitern, vorrangig zur Spargelernte.

Zuerst Sturmtief Sabine, die uns ein Wochenende das Leben versaute, weil keine Bahn mehr fuhr. Dann die doofe Corona, die uns entsozialisierte für Wochen und Monate, uns zwang mit Kindern und Familie abzuhängen, in Kurzarbeit oder unbezahlten Urlaub zu gehen und den Sommerurlaub abzusagen. Wo wären wir gelandet, wenn nun auch noch kein Spargel auf dem Teller gelandet wäre? Wir grausam wäre die Welt geworden?

Da sind wir der Bundesregierung dankbar, dass sie gravierende Massnahmen ergriff, um für eine gesunde Mahlzeit zu sorgen.

An Zynismus  ist dieses Verhalten nicht mehr zu überbieten. Noch vor wenigen Wochen beschlossen die Regierungsparteien mit Teilen der Opposition, dass wegen Corona und Infektionsschutzgründen keine  aus Griechenland aufgenommen werden können. Man muss halt Prioritäten setzen.

Ebenfalls muss man betonen, unter welchen sklavischen Bedingungen die Saisonarbeiter hier in Deutschland vergütet werden; oftmals wurde nicht mal der gesetzliche Mindestlohn von 9,35 Euro bezahlt und bei mindestens 17 % aller Unternehmen im Jahre 2018 wurden viele Erntehelfer als Schwarzarbeiter mit wenigen Rechten beschäftigt.

Diese Doppelmoral ist aber nicht eine Fehlentscheidung von Regierenden, sondern tief verwurzelt im System. Diese Bankrotterklärung ist ein Bankrott der kapitalistischen Wirtschaftsweise. Das banale Beispiel der Spargelernte zeigt uns deutlich vor Augen, wessen Interessen hier vertreten werden. Die Regierung beschloss über Nacht und Nebel 600 Mrd. Euro Soforthilfe für Konzerne, während bei Tarifverhandlungen für den „systemrelevanten“ öffentlichen Dienst, zu dem auch Krankenhäusern zählen, immer das nötige Kleingeld fehlte. Es wurde in der Bildung, in der Kinder- und Altenversorgung, im Gesundheits- und Sicherheitsbereich kaputtgespart, wo es nur ging, während den Konzernen, ihren Eignern und Aktionären jegliche Freiheiten und Rechte gegeben wurden, Angestellte bis zum Mark auszusaugen.

Allein dieser Zynismus sollte ausreichen, um dem System ein Ende zu bereiten.

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