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Interview mit einer Familie, die aus Gaza fliehen konnte

Mahir Sahin / Krefeld
Bereits vor einiger Zeit hatten wir ein Interview mit einer Kollegin geführt, deren Eltern sich zum Zeitpunkt des Einmarschs der israelischen Armee in Gaza vor Ort befanden und bis dato nicht fliehen konnten. Mittlerweile ist die deutsch-palästinensische Familie wieder in Deutschland. Wir haben mit ihnen gesprochen.
Wo wart ihr, als die Bombardierungen auf Gaza begonnen haben?
Wir waren in Bani Suheila und sind im Anschluss bei meinem Neffen untergekommen, da es in dieser Gegend sicherer sein sollte.
Hat Euch das Auswärtige Amt nicht kontaktiert?
Das Auswärtige Amt hat zunächst nicht von alleine den Kontakt zu uns gesucht. Zwei meiner Töchter haben sich am 7. Oktober mit dem Auswärtigen Amt in Verbindung gesetzt und uns schließlich auf eine sogenannte Krisenvorsorgeliste gesetzt. Zunächst gab es allgemein gehaltene E-Mails, welche über gravierende militärische Auseinandersetzungen und humanitäre Fluchtkorridore innerhalb des Gaza-Streifen informierten. Eine direkte Evakuierung fand nicht statt.
Habt ihr versucht auf eigene Initiative Gaza zu verlassen? Und wie seid ihr schließlich geflüchtet?
Wir sind zu Beginn täglich zum Grenzübergang nach Rafah gefahren. Nachdem auch dort Bomben eingeschlagen waren, blieb der Grenzübergang für einige Wochen geschlossen. Nach ca. 4 Wochen konnten wir dann mit weiteren deutschen Bundesbürgern nach Ägypten und schließlich nach Deutschland reisen.
Was habt ihr in Gaza erlebt und gesehen? Wo habt ihr euch aufgehalten?
Nach der Evakuierung des Nordens haben meine Frau und ich uns im Süden des Gaza-Streifen aufgehalten. Wir kamen in einem Krankenhaus unter. Die Strom- und Wasserversorgung war zu diesem Zeitpunkt bereits abgeschnitten. Die meisten Gebäude sind schwer zerstört. Vor allem auch medizinische Einrichtungen. Im Sekundentakt sind schwerverletzte Frauen und Kinder in das Krankenhaus eingeliefert worden. Viele von ihnen haben es leider nicht geschafft zu überleben.
Sind eure Familienmitglieder noch in Gaza? Wie geht es ihnen?
Der überwiegende Teil unserer Verwandtschaft befindet sich weiterhin im Gaza-Streifen. Eine Ausreisemöglichkeit ist für sie bisher nicht vorgesehen. Ihnen geht es nicht gut. Sofern eine Kommunikationsmöglichkeit besteht, berichten sie von gravierenden Bombardierungen, Hungersnöten sowie des kompletten Zusammenbruchs der medizinischen Versorgung.
Was brauchen die Menschen in Gaza?
Sie brauchen einen langfristigen Frieden. Es müssen deutlich mehr Hilfsgüter nach Gaza geschickt werden. Es ist bereits eine humanitäre Katastrophe. Es gibt keine Essensvorräte, noch ist medizinisches Equipment vorhanden.
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