Im Gegensatz zum „spektakulären“ Wahlergebnis bei den Bundestagswahlen im September letzten Jahres schaffte es die CSU dieses Mal nicht, ihre Anzahl an Stadt- und Kreisratsmandaten zu erhöhen. Dabei rutschte sie sogar mit 39,7 % unter die gefühlte Horrorgrenze von 40 %, geht aber dennoch als stärkste Partei aus den Wahlen. Die SPD musste sich mit 20,7% zufrieden geben und hat somit ein Verlust von 1,9 % im Vergleich zu den Wahlen im Jahre 2008. Von den derzeitigen Oppositionsparteien auf Bundesebene erzielte das Bündnis 90/Die Grünen ein Plus von 2 %, wohingegen die Linke in vielen Wahlkreisen einen deutlichen Stimmenverlust verkraften musste. Überschattet wurde der ganze Vorgang jedoch von einer sehr geringen Wahlbeteiligung. Während z.B. bei den Wahlen 2008 die Wahlbeteiligung in München bei 47,6 % war, waren es dieses Jahr nur noch 42 %. Somit hat mindestens jeder zweite Wahlberechtigte den Weg zur Urne nicht gefunden. Somit bleibt die Tendenz der geringen Wahlbeteiligungen weiterhin negativ und zeigt, dass die meisten keine Veränderungen aus Wahlen erwarten.
Sinan Cokdegerli
„Ich werde mich für Jugend- und Bildungsarbeit, bezahlbare Wohnheime und Nahverkehr einsetzen“
Insgesamt war die Wahlbeteiligung sehr gering, auch in Nürnberg mit 44%. Dieses Ergebniss hat sich auch bei den Jugendlichen wiedergespiegelt. Lediglich 24% der Wahlberechtigten zwischen 18-25 Jährigen und 33 % der 25-35 Jährigen beteiligten sich an den Wahlen. Wir haben mit Özlem Bahadir gesprochen. Sie wurde in Nürnberg für die Linke Liste in den Stadtrat gewählt.
Neues Leben: Wie war eure Vorarbeit?
Özlem Bahadir: Da die Linke Liste ein Büdniss ist, wurde vorab besprochen, wie der Wahlkampf gestaltet werden soll und welche Themanschwerpunkte wir nehmen. Ebenfalls wurden unter den verschiedene Organisationen der Linken Liste die einzelnen Stadtgebiete aufgeteilt, damit man alle Nürnberger Stadtteile bedienen konnte.
Für Themen setzt du dich besonders ein?
Meine Schwerpunkte sind die Jugend- und Bildungsarbeit, weil ich bereits in meiner Organisation, der DIDF-Jugend, Jugendarbeit gemacht habe. Ich weiss, dass sich in diesen Bereichen noch viel verändern muss, z.B. dürfen bei Jugendeinrichtungen keine Gelder gekürzt werden. Es müssen neue Jugendeinrichtungen entstehen die sich selbstverwalten und eine gute Ausstattung haben. Es müssen mehr Pädagogen eingestellt werden. Jeder Jugendliche hat das Recht auf einen Ausbildungsplatz seiner Wahl. Da ich als Altenpflegerin arbeite, werde ich mich auch mit der Gesundheitspolitik beschäftigen.
In Altenheimen fehlt es an Personal, da muss mehr qualifiziertes Personal vorhanden sein, die auch eine vernünftige Bezahlung erhält.
Welche Jugendthemen sind in Nürnberg die dringenden Fragen, die eine Lösung brauchen?
Die Jugendlichen und Studierenden fordern seit Jahren ein Ticket für den öffentlichen Nahverkehr.
Die Fahrpreise wurden in den letzten Jahren drastisch erhöht und Anfang 2015 stehen nochmals 10% Erhöhung an. Ich werde mich für einen bezahlbaren öffentlichen Nahverkehr einsetzen. Auf der anderen Seite fehlt es für Jugendliche an bezahlbarem Wohnraum oder Wohnheime. Die Jugendlichen interessiert auch, wie es nach der Schule und Ausbildung weiter geht, viele bekommen keinen Ausbildungsplatz und müssen deswegen irgendwelche Maßnahmen machen.
Warum war es der DIDF-Jugend wichtig, sich zu beteiligen?
Für DIDF-Jugend ist es wichtig, sich da zu engagieren, wo man lebt, um etwas mitwirken, mitgestalten und mitentscheiden zu können. Deswegen haben wir uns als DIDF-Jugend Nürnberg mitbeteiligt, damit wir ein Sprachrohr im Stadtrat haben, weil im Stadtrat vieles entschieden wird, was uns direkt betrifft.