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Krieg und Gewalt als Teil dieser Gesellschaft

Sinem Yesil

Ein heiß diskutiertes Thema ist heutzutage die Militarisierung der Gesellschaft und der Innenpolitik. Während die Bundeswehr immer häufiger auf Inlandseinsätze setzt, rüstet die Polizei auf und obendrein findet eine Überwachung der Bevölkerung statt. Die Militarisierung breitet sich rastlos in der Gesellschaft aus.
Staaten und ihre Geheimdienste machen sich moderne Informationstechnologien, wie das Internet und unterschiedliche Programme, zu nutzen. Diese werden missbraucht und zum Nachtteil der Bevölkerung verwendet. Menschen werden abgehört, ihre Daten freigegeben und sogar verkauft. Selbst Firmen und Unternehmen sind Teil dieses hinterlistigen Geschehens und machen durch Käuferdaten Profit, indem sie diese an Dritte weitergeben. Von Datenschutz kann bei all dem gewiss nicht die Rede sein. Das Land, in dem wir leben, entwickelt sich immer weiter zu einem Überwachungsstaat, der die Grundrechte der Menschen nicht achtet. In Kriegsregionen könnte eine solche Überwachung sinnvoll sein, um den Personenschutz zu gewährleisten. Deutschland jedoch führt durch diesen Prozess der Observation eine Militarisierung der Gesellschaft herbei.

Polizeigesetze im Vormarsch
Weiterhin findet eine Aufrüstung der Polizei statt. Nicht zuletzt kam es zu einem neuen Polizeiaufgabengesetz in Bayern. Das Gesetz erntete medial und durch Protestaktionen große Kritik, da dadurch sämtliche Grundrechte erheblich einschränkt werden können. Polizisten ist es gestattet, bei einer sogenannten „drohenden Gefahr“, Gewalt gegen Demonstranten anzuwenden und sie gegebenenfalls festzunehmen. Dieser Begriff der „drohenden Gefahr“ ist sehr umstritten, da er ungenau definiert und deshalb großen Interpretationsraum für das Handeln lässt. Wann letztendlich eine Gefahr als „drohend“ eingestuft wird, hängt gewissermaßen von der Willkür und Eigenwahrnehmung des jeweiligen Beamten ab. Zudem dürfen Polizisten laut dem PAG Body-Cams tragen, die ständig laufen. Im Falle einer richterlichen Genehmigung ist das Abhören von Telefonen und Chat-Portalen wie WhatsApp oder Messenger erlaubt. Das Gesetz erlaubt der Polizei somit Grundrechte eines jeden Menschen mit bloßen Füßen zu treten und wirkt Polizeistaat-ähnlich. Polizeiliche Strukturen nehmen daher immer mehr militaristische Züge an.

Bundeswehr – Dein Ausbilder und Arbeitgeber?
Ein perfektes Beispiel für die Militarisierung der Gesellschaft ist die Bundeswehr. Sie kriegt Milliarden von Euro für eine Aufrüstung ihrer Armee und ist in fast allen Bereichen unserer Gesellschaft vertreten. Überall sind Werbeplakate zu sehen, mit welchen für eine Karriere beim Bund geworben wird. Bushaltestellen, Schulen, Universitäten und Berufsmessen werden von der Wehreinheit als Plattformen für ihre Rekrutierungsarbeit genutzt. Besonders junge Menschen in Deutschland unterliegen einer solchen Propaganda. Junge Menschen sind leicht zu beeinflussen, oft perspektivlos und meist unschlüssig, was die Zukunft und den späteren Beruf betrifft. Jugendliche aus einkommensschwachen Familien haben zudem geringere Chancen auf eine qualitative Bildung und auf ein selbstbestimmtes Leben. Hohe Studiengebühren, teure Mietpreise und geringe Ausbildungsplätze sind Hürden, die schwer zu überwinden sind. Die Bundeswehr setzt deshalb auf Jugendoffiziere, die das Gespräch zu diesen Menschen suchen und zeigt sich somit als kostenfreie Alternative zu einem regulären Studium oder einer Ausbildung. Diese Offiziere sind zuständig für die Rekrutierung von jungen Menschen. Sie gehen von einer Schule zur Nächsten und versuchen Minderjährige von Krieg zu überzeugen. Zudem nimmt die Bundeswehr Einfluss auf die inhaltliche Gestaltung des Unterrichts an Schulen. Es ist desaströs, dass Schulen und andere öffentliche Institutionen überhaupt Raum für Veranstaltungen und Werbezwecke der Armee schaffen. Kinder sollten ausschließlich von ausgebildeten pädagogischen Fachkräften belehrt werden und keinen Kontakt zu Jugendoffizieren haben, die Krieg und Gewalt verherrlichen.

Kritik an Werbekampagnen der Bundeswehr
Medien sind heutzutage nahezu unabdinglich für viele Menschen und können durchaus Einfluss auf Menschen haben. Sei es auf politischer, auf zivilgesellschaftlicher oder auf ökonomischer Ebene. Medien haben die Funktion Menschen gezielt für das Erlangen von ökonomischen und politischen Machtinteressen zu manipulieren. Auch die Bundeswehr ist sich dem bewusst und macht sich somit eine Reality-Show als Werbeplattform auf YouTube zum Medium, um für Nachwuchs zu werben. Sie nutzt wortwörtlich alle Bereiche, um für den Krieg zu werben.
Zuletzt machte die aggressive Werbekampagne der Bundeswehr negative Schlagzeilen auf der gamescom in Köln. Auf dieser Messe war die Bundeswehr ebenfalls mit einem Werbestand vertreten. Interessanter waren jedoch ihre Werbeplakate, die in den Messehallen aushingen. Zwei der Plakate erinnerten an Videospiele, wie „Call of Duty“ und „Battlefield“, die Waffen und Gewalt beinhalten. Eines der Plakate zeigt mehrere bewaffnete Soldaten und im Hintergrund ein Militärfahrzeug. Das Plakat ist mit der Aufschrift „Multiplayer at it’s best“ verzeichnet. Das nächste Plakat bildet eine Waldlandschaft mit Gesichtern von Soldaten ab und der Slogan zu dem Bild lautet „Mehr Open World geht nicht“. Weitere Werbeslogans der Bundeswehr waren beispielsweise: „Echte Kameradschaft statt Single-Player-Modus? Mach, was wirklich zählt. Lerne Teamwork kennen, und bewirb dich für eine Karriere bei der Bundeswehr.“ Und „An deine Grenzen gehen statt in deinem Level festhängen?“
Die Werbekampagne verharmlost Kriegssituationen und den Einsatz von Waffen. Sie setzt den Krieg mit Videospielen gleich und idealisiert das Töten, indem es als eine Art Spiel dargestellt wird. Wenn man sich vor Augen führt, dass etliche Minderjährige an solchen Messen teilnehmen, ist diese Art und Weise der Bundeswehr zu werben unverantwortlich und nicht zu akzeptieren. Die Plakate zeugen von Amoralität und Leichtsinnigkeit. Während weltweit der Alltag von unzähligen Menschen von Krieg und Gewalt geprägt ist, setzt die Bundeswehr auf Werbemethoden, die den Kriegszustand und die Waffengewalt beschönigen. Die Besucher der Messe gaben über Social-Media ähnliche Statements von sich. Sie verurteilten die Kampagne aufs schärfste und bezeichneten sie teilweise sogar als widerwärtig.
Zu sehen ist, dass sich die Militarisierung wie eine Insektenplage auf alle Bereiche der Gesellschaft ausweitet und in erster Linie die Jugend trifft. Aus diesem Grund sollten Schulen mehr Aufklärungsarbeit über Kriege und ihre Folgen leisten. Zudem sollte es verboten werden, minderjährige Kinder für Kriegszwecke anzuwerben.

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