Written by 18:00 DEUTSCH

Lust auf mehr Überstunden?

Mirkan Dogan

Mit einer Reihe von Maßnahmen schlägt der Finanzminister Christian Lindner vor, die Wirtschaft zu entlasten. Unter diesen Vorschlägen befindet sich auch der Vorschlag Überstunden steuerlich zu entlasten oder sogar einen Teil von Überstunden komplett unbesteuert auszuzahlen.

Bei der Talkshow von Caren Miosga behauptet Lindner, dass die deutschen mehr Lust auf Überstunden bräuchten. Dies seien geeignete Maßnahmen, um den sogenannten „Fachkräftemangel“ zu bekämpfen.

Doch braucht es tatsächlich mehr Lust auf Überstunden?

In der Vergangenheit kam nicht nur aus der Politik, sondern auch von zahlreichen Arbeitgeberverbänden die Idee auf, dass man mehr Lust auf Arbeit machen müsse. Oft wird sich über fehlende Arbeitsmoral oder die junge Generation aufgeregt. Nun steigt auf diese Debatte auch der Finanzminister Lindner erneut mit ein. Doch es braucht keine weiteren Anreize für Überstunden für Unternehmen. Das zeigen zahlreiche Erhebungen. Im Schnitt entfielen im Jahr 2023 auf jeden Arbeiter Überstunden in Höhe von 31,6 Stunden. Insgesamt häuften die Beschäftigten in Deutschland ein Überstundenvolumen von über 1.329 Millionen Stunden. Diese Zahl ist seit der Jahrtausendwende gefallen. Damals lag das Volumen bei 2.000 Millionen Extrastunden.

Und wenn man sich nun die Überstunden genauer anschaut, sieht man Folgendes: 58 Prozent der abgeleisteten Überstunden unbezahlt. Das heißt für 58 Prozent der Überstunden wirkt der Vorschlag von Lindner erst gar nicht. Denn diese Überstunden werden nicht mal ausgezahlt.

Auch von den Gewerkschaften kommt an dieser Stelle Kritik, denn diese Maßnahmen werden bestehende Ungerechtigkeiten verschärfen. Zum einen wirken sich überlange Arbeitstage schädlich auf die Gesundheit der Beschäftigten aus und zum anderen verschärfen sich die Ungerechtigkeiten zwischen den Geschlechtern. Denn diejenigen, die zum Beispiel eine schlecht bezahlte Teilzeitbeschäftigung aufstocken, würden von den Steuervorteilen nicht profitieren. Während der gut verdienende Vollzeitbeschäftigte von den Steuererleichterungen profitiert. Und hier verschärfen sich die Ungerechtigkeiten zwischen den Geschlechtern. Denn in Teilzeitbeschäftigung sind vor allem Frauen gefangen. Den 4,44 Millionen Männern in Teilzeit stehen 11,71 Millionen Frauen in Teilzeit gegenüber. Bei der Vollzeitbeschäftigung ist dieses Verhältnis umgekehrt. Auf der anderen Seite kann diese Maßnahme dazu genutzt werden, um Vollzeitbeschäftigung zurück zu drängen.

Steuergeschenke für Unternehmen?!

Doch vor allem würde diese Maßnahme den Unternehmen dienen. Denn diese profitieren von dieser Steuererleichterung, indem sie nicht mehr den vollen Lohn bezahlen müssen. Der Bundesminister macht hier Vorschläge angeblich für die Interessen von Beschäftigten. Doch dieser Vorschlag dient den Interessen der Unternehmen und sind weitere Geschenke für die grossen Konzerne, die sich schon die Hände reiben.

Close