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Mit Kunst und Musik gegen Hass und Krieg – Warum wir gerade jetzt ein Festival für die Jugend brauchen

Alessio Giunta*

Für viele war der vergangene Sommer eine Zeit der Freude: Die Schule war rum, die Flüge in den Urlaub waren gebucht und das Sommercamp der DIDF-Jugend und des IJV am Attersee stand vor der Tür. Viele freuten sich auch darauf, ihre Lieblingskünstler:innen auf den großen Festivalbühnen sehen zu können – Das heißt, wer sich die mehrere hundert Euro teuren Tickets dafür leisten konnte. Aber auch die Touren der einzelnen Artists werden für immer mehr Menschen zu einem Luxus, der gezwungenermaßen meist von den eigenen Kopfhörern oder Bluetooth-Boxen zu Hause ersetzt werden muss.

Mit der Musik im Ohr und dem Handy in der Hand schaut man also durch die Timelines der Sozialen Netzwerke und redet sich, zwischen den Strandselfies und überteuerten Aufnahmen von Konzerten, ein, dass nur man selbst diese Events verpasse und diesen Sommer quasi verschwende. Dabei liegt die Schuld nicht bei uns, schließlich können wir nur an so vielen Dingen teilnehmen, wie uns finanziell und zeitlich möglich ist. In einer Zeit der steigenden Kosten für Lebensmittel, Miete und letztlich auch für solche Kulturangebote, ist es daher nur sinnvoll genau hinzuschauen, für was wir unser Geld ausgeben.

“Doch von 100 Milliarden sind wir denen nicht ‘mal ‘nen Cent wert”

Berlin tut unterdessen nur sehr wenig, um den Großteil der Menschen in diesen schweren Zeiten zu helfen. Denn die sogenannte „Fortschrittskoalition“ gibt für 2024 einen neuen Sparkurs vor, der u.a. die Finanzierung des Elterngeldes und des BAföGs deutlich runterschraubt. Zeitgleich soll der Etat für die Bundeswehr auf 2% des BIPs angehoben werden, was im Falle von Deutschland rund 78 Milliarden Euro für das Jahr 2022 gewesen wäre. Zudem kommen weitere 100 Milliarden Euro in Form eines Sondervermögens dazu, welches von vielen Abgeordneten unkritisch beschlossen wurde.

Bei solchen Zahlen kann einem schwindelig werden. Man könnte glatt vergessen, dass jede sechste Person in Deutschland in Armut lebt, Senior:innen und Jugendliche sind noch stärker gefährdet. Diese müssen zusehen, wie sie ihren harten Alltag bewältigen und sich auf noch größere Krisen gefasst machen. Dazu kommt die in ganz Europa spürbare Stärkung des rechten Lagers, was sich hierzulande durch rassistische Anschläge äußert, wie der in Hanau 2020, oder das Aufsteigen der AfD in den Umfragen. Besonders Jugendliche mit Migrationshintergrund leiden nicht nur ökonomisch, sondern werden auch von Politik und Medien im Stich gelassen.

Gemeinsam sind wir laut!

Wir sehen um uns herum die Folgen der Entscheidungen dieser Regierung, die nicht unsere Interessen vertritt. Das zu Beginn erwähnte Beispiel der teuren oder fehlenden Freizeitveranstaltungen ist etwa eine davon. Diese werden allerdings nicht dauerhaft gelöst, indem wir 2025 eine neue Regierung zusammenmischen, sondern indem wir uns in unserer Schule, unserer Universität, unserem Arbeitsplatz oder in der Nachbarschaft solidarisieren. Ein erster Schritt, damit dies geschieht, sind gemeinsame Aktionen, auf die man leicht Freunde, Verwandte oder Bekannte einladen kann.

Eine solche Veranstaltung ist unser bundesweites Festival, veranstaltet von der DIDF-Jugend am 21.10.2023 in der Stadthalle Köln-Mülheim. Wir möchten mit diesem Festival auch ein kulturelles Gegenstück zur kommerziellen Kulturlandschaft bieten, die auch den lokalen Musiker:innen die Möglichkeit bietet ihre Kunst zu präsentieren und die Sprache der Jugend versteht. Die auftretenden Acts vereinen internationale Musik mit modernem Deutsch-Rap und Poetry Slam – alles unter dem Motto „Für die Jugend, für unsere Zukunft!“ Lasst uns gemeinsam ein Zeichen gegen diese Krisen und gegen Aufrüstung setzen, die auf unserem Rücken ausgetragen werden. Lasst uns nicht spalten, sondern gemeinsam für ein besseres Leben einstehen, das uns zusteht. Wie könnte uns das besser gelingen als mit einem Festival, dessen Lineup sich sehen lassen kann und das von Jugendlichen für Jugendliche veranstaltet wird?!

Also gebt uns, was uns zusteht!

Du bist interessiert? Dann frag bei deiner DIDF-Jugend Gruppe vor Ort an oder schreib uns eine Nachricht.

*Der Artikel ist erstmals in der Junge Stimme Sonderausgabe Sozialkürzungen erschienen.


Aufruf

Wir müssen unsere Zukunft selbst in die Hand nehmen. Unser Alltag beweist es: Durch die Inflation wird alles teurer und wir können uns unser Leben kaum mehr leisten. Miet-, Energie- und Lebensmittelpreise steigen ständig. Die Kluft zwischen Arm und Reich wird immer größer. Wir, die Jugend, und insbesondere migrantische Jugendliche, sind davon mit am meisten betroffen. Wir wollen Veränderungen: Wir möchten nicht in einer Gesellschaft leben, in der die Konzerne weiter an hohen Preisen profitieren, während unsere Bedürfnisse nicht berücksichtigt werden! Wir wollen gute Bildungs-, Arbeits- und Lebensbedingungen und einen Lohn, von dem wir leben können!

Währenddessen hat die Bundesregierung ein Sondervermögen in Höhe von 100 Milliarden Euro beschlossen und will 2% des BIP für Aufrüstung ausgeben.

Die Last davon spüren wir! Das Budget für die Bundeswehr steigt, aber Vertreter der Bundesregierung schlagen vor, in Gesundheit, Bildung und im sozialen Bereich über 30 Milliarden Euro zu kürzen! In unseren Schulen und in den Universitäten fehlt es an allem, aber für Panzer und Kampfjets ist genug Geld da. Zudem exportiert Deutschland Waffen in die Ukraine. Das Ganze für die Interessen von einigen wenigen, die von Kriegen profitieren. In unserem Interesse sind sie allerdings nicht! Wir wollen nicht in einer Welt leben, in der unsere Zukunft durch Krieg und Militarisierung bedroht wird. In der Jugendliche, ob aus der Ukraine oder Russland, sterben müssen oder wie in Deutschland genau darauf vorbereitet werden. Die Kriege müssen enden!

Die Investitionen müssen statt in die Rüstung in die Jugend gehen – für Bildung und Soziales!

Dafür müssen wir uns zusammenschließen. Doch rechte Organisationen und Gruppen versuchen uns durch Rassismus und Terror einzuschüchtern und zu spalten. Ob durch Parteien wie die AfD oder Anschläge wie in Hanau: Die rechten Netzwerke gehen bis in die Polizei und Bundeswehr. Sie wollen uns gegeneinander aufhetzen, damit wir nicht zusammenhalten. Sie greifen uns migrantischen Jugendlichen durch rassistische Diskussionen in den Medien an. Dafür müssen wir uns selbst einsetzen. Wir brauchen eine echte Bekämpfung von Rechts – rassistische und faschistische Parteien und Organisationen gehören verboten!

Wir müssen unsere Zukunft selbst in die Hand nehmen.

Es fehlt nicht nur an Geld, sondern auch an Zeit und Raum für unsere Freizeitgestaltung. Der Alltag ist teuer: Um sich mit Freunden zu verabreden, müssen wir jeden Euro umdrehen. Nach einem anstrengenden Tag auf der Arbeit, in der Schule und/oder in der Universität bleibt oft keine Kraft mehr, um sich von den alltäglichen Strapazen zu erholen. Der Besuch von z.B. Kinos oder Konzerten ist demnach seltener möglich. Auch deshalb organisieren wir unser eigenes Festival: Wir wollen gemeinsam ein Zeichen der Solidarität setzen.

Denn all diese Probleme lösen sich nicht von selbst, sondern nur, wenn wir uns zusammenschließen und gemeinsam für unsere Interessen und unsere Zukunft kämpfen. Allein können wir nichts ausrichten. Gemeinsam und organisiert, werden wir gegen soziale Probleme, gegen Krieg und Militarismus, gegen Umweltzerstörung und Rassismus kämpfen.

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