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Pazifismus Pandemie bei „Puma-Panzern“ – Die Panzer, die sich weigerten, zu schießen

Doǧuş Ali Birdal

Wer hätte gedacht, dass das größte Statement gegen die von der Bundesregierung beschlossenen 100 Milliarden Euro Sondervermögen für die Bundeswehr nicht von der Bevölkerung, sondern von einer Gruppe organisierter pazifistischer Panzer gesetzt wird. Um genauer zu sein: Der „Puma-Schützenpanzer“. Bei einer Übung der Bundeswehr vielen gleichzeitig 18 Panzer aus der von Rheinmetall und Krauss-Maffei Wegmann gemeinsam hergestellten Reihe des „Puma“ aus. Was auf den ersten Blick wie ein Mangel in der Produktion aussieht, der sich auf alle diese Exemplare durchgeschlagen hat, stellt sich bei genauerer Betrachtung als Widerstand in Form von zivilem Ungehorsam der „Pumas“ dar. Denn für den Ausfall der Panzer ist laut eigenen Angaben der Bundeswehr nicht ein einheitlicher Schaden verantwortlich. Das Schadensbild reiche von „abgenutzten Zahnkränzen“ bis hin zu „Problemen mit der Elektronik“, die zu Kabelbränden im Inneren geführt haben. Dass das „Selbstanzünden“ eine bewehrte Widerstandsmethode in aussichtslosen Situationen ist, scheint die Maschine vom Menschen gelernt zu haben.

„Alle Stellen im Heer führen im Moment eine umfangreiche Bestandsaufnahme durch“, teilte Inspekteur des Heeres, Generalleutnant Alfons Mais, durch die Pressestelle des Heeres mit. Das Ziel sei, die Einsatzbereitschaft des Schützenpanzers „so schnell wie möglich wiederherzustellen“. Doch genau an dieser Einsatzbereitschaft fehlt es den Pumas. Ihre Entscheidung, die Waffen niederzulegen, scheint schon lange getroffen zu sein. Seit der ersten „Puma-Verträge“, die schon während der Regierung unter Gerhard Schröder geschlossen worden sind, hat die Bundeswehr massive Probleme mit dem Puma-Modell. Selbst durch eine Generalüberholung von bisher 40 Fahrzeugen konnten die Probleme offenbar nicht beseitigt werden. Es scheint fast so, als sei der Puma sich seiner besonderen Rolle bewusst. Denn gerade er sollte einen wichtigen Teil der NATO-Speerspitze innerhalb der schnellen Eingreiftruppe („Very High Readiness Joint Task Force“, VJTF) der NATO-Kriegsallianz an der „Ostflanke“ des Militärbündnisses bilden. Doch dazu wird es wohl nicht kommen. Denn die „taktische Gefechtstauglichkeit“ ist „wesentliche Voraussetzung“ für den Einsatz im Rahmen der VJTF. Im Verteidigungsministerium wusste man schon längst von der mangelnden Einsatzbereitschaft der „Pumas“ und hatte vorgesorgt. So versicherte Verteidigungsministerin Lamprecht der NATO, dass diese sich „weiter auf unsere Pflichterfüllung bei der VJTF verlassen“ könne, denn man habe das 50 Jahre ältere Vorgängermodell „Marder“ bereits bei den „Vorbereitungen eingeplant“.

Auf das hartnäckige und ungehorsame Puma-Modell will die Verteidigungsministerin künftig nicht bauen, solange die Ursachen der Puma-Pannen nicht identifiziert und beseitigt sind. Die Modernisierung weiterer Pumas, die sie sich erst vergangene Woche vom Bundestag hat genehmigen lassen, gibt sie vorerst nicht in Auftrag. Auch den Kauf weiterer Exemplare, der für nächstes Jahr geplant war, stellt sie in Frage. Wenn die Einsatzbereitschaft des Puma-Panzers nicht in absehbarer Zeit wiederhergestellt wird, werden die für Milliarden angeschafften 350 Puma-Exemplare der Bundeswehr wohl ein Fall für den Schrottplatz. Jeder einzelne kostete dem Bund 17 Millionen Euro, insgesamt über 6 Milliarden Euro. Ob Schadensersatzansprüche gegen die Hersteller dieses pazifistischen Panzers mit Herz (Rheinmetall Landsysteme und Krauss-Maffei Wegmann) geprüft werden, teilte die Bundesregierung bislang nicht mit. Falls es zum Totalausfall des Pumas kommt, wird wohl ein anderes, konservativeres Modell seinen Platz einnehmen. Weniger Komplex mit weniger Funktionen, dafür mit Einsatzbereitschaft und Kriegsliebe. Ob der Widerstand der Pumas allerdings einfach nur zu noch mehr Rüstungsausgaben führen wird, oder aber eine Inspiration für die Friedensbewegung wird, bleibt abzuwarten.

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