Written by 12:40 HABERLER

Ruhrpott stellt sich quer – Keine Chance für Nazis

Rund 10000 Menschen haben vergangenes Wochenende in Duisburg gegen die Aufmärsche der rassistischen Pro NRW und der rechtsextremen NPD demonstriert, deren Sternmarsch unter dem Motto “Abendland in Christenhand” vor der Duisburger Merkez Moschee stattfinden sollte. Insgesamt marschierten ca. 350 Nazis in Duisburg.
Auch in anderen Ruhrgebietsstädten wie Gelsenkirchen und Essen versuchten die Nazis, Kundgebungen und Demonstrationen durchzuführen, die allesamt mit heftigen Protesten und Blockaden aus der Bevölkerung verhindert werden konnten.
Bereits am Samstag trafen schon rund 600 Antifaschisten am Duisburger Hauptbahnhof, um gegen eine NPD-Kundgebung zu protestieren. Im Gegensatz zur hohen Anzahl der Gegendemonstranten fand die Kundgebung der Nazis verspätet mit einem Häuflein von ca. 40 NPD-Anhängern statt. Mit Plakaten, die dem Minarettenbau-Verbot in der Schweiz dankten und mit rassistischen Parolen wie “Heimreise statt Einreise” versuchten die NPD-Anhänger, gegen Pfiffe und „Nazis raus!“-Parolen der Antifaschisten zu begegnen.
Am Sonntag Vormittag blockierten mehrere Tausend Antifaschisten verschiedene Straßenkreuzungen, ebenso die Zufahrtsstraßen, die zum Ort der Auftaktkundgebungen von NPD und Pro NRW führten. Somit konnten beide Demonstrationen erst mit deutlicher Verspätung unter Polizeischutz starten. Zudem musste auch die ursprüngliche NPD-Route geändert werden.

Es geht nicht um Moscheeschutz
Das Problem der neofaschistischen und sogenannten „Pro“ Gruppen, wird seit geraumer Zeit seitens der Medien auf Moscheen und „Anti-Islamisierungskampagnen“ reduziert, was nicht die Wirklichkeit wiederspiegelt. Auch die Aktionen dagegen, haben nicht das Hauptziel „Moscheen“ zu schützen. Denn, so wie die Staatsgewalt mit aller Gewalt die Neofaschisten „schützt“, steht sie auch in der Pflicht die Moscheen zu schützen. Das ist nicht die Aufgabe der AntifaschistInnen. Sowohl in Köln wie auch in Duisburg und anders wo, haben sich Tausende Menschen versammelt und gegen Rassismus protestiert, weil sie für ein besseres Zusammenleben wollen, und Ausgrenzung und Rassismus nicht akzeptieren.

Massive Polizeigewalt
Über 3000 Polizisten waren im Einsatz, um die Nazis zu schützen. Der massive Einsatz der Polizei zeigte die Unerträglichkeit gegenüber den Antifaschisten. Denn bereits bei der Ankunft der Gegendemonstranten am Sonntag versuchte die Polizei mit Einsatz von Tränengas, die friedlichen Demonstranten einzuschüchtern. Auch erwarteten die Demonstranten an verschiedenen Straßenkreuzungen mehrere Polizisten zu Pferde. An mehreren Stellen wurden friedliche Sitzblockaden mit Einsatz von Schlagstöcken geräumt. Dabei wurden insgesamt rund 150 Gegendemonstranten festgenommen, die vorher schon erklärt hatten, dass sie friedlich sind und friedlich bleiben werden.
Die Polizeibrutalität hatte sich auch schon am Samstag gezeigt, als eine Gruppe von DIDF-Aktivisten, die sich nach Ende des antifaschistischen Protestes von dem Kundgebungsort entfernt hatten. Grundlos schlugen die Beamten auf einige Demonstranten ein. Mit Tritten und Schlägen schlugen sie den ehemaligen Vorstandsmitglied der Duisburger Ortsgruppe um. Dabei wurde auch seine Frau mit Schlagstöcken auf den Rücken geschlagen, sodass sie bewusstlos wurde und ins Krankenhaus gebracht werden musste.

Staatlich verordnete Gewalt gegen „Linksextreme“
Auch bei dieser Demonstration hat die Polizei gezeigt, wie aggressiv sie gegen die Antifaschisten vorgehen kann. Während NPD- und Pro NRW-Anhängern die Möglichkeit gegeben wird, unter Polizeischutz zu demonstrieren, werden Antifaschisten ohne handfeste Gründe angegriffen. Die immer aggressiver werdende Haltung der Polizei verdeutlicht den Versuch, vor allem Jugendliche davon abzuhalten und einzuschüchtern, sich Nazis in den Weg zu stellen. Diese gegen Linke gerichtete Haltung zeigt sich auch in der politischen Debatte, wenn es um Extremismus geht. Die Bundesregierung hat im Haushalt die Gelder zur Bekämpfung von Rechtsextremismus indirekt gekürzt, indem sie den Begriff auf Extremismus (Islamischer – und Linksextremismus) ausgeweitet hat und vor allem den „Linksextremismus“ zur größeren Gefahr erklärt hat. Somit sieht man in diesem Streicheln von Nazis mit Samthandschuhen auf der einen Seite und den Schlagstöcken gegen Antifaschisten auf der anderen Seite, wer dem System dienlich ist und wer nicht.

Yasemen Ilhan

meinungen…

Kardelen Dogan
Ich bin 17 Jahre alt und Schülerin der 10. Klasse einer Gesamtschule in Duisburg. Wir haben uns in einem Bündnis zusammengeschlossen, haben wir uns des öfteren getroffen, um Flyer an Schulen oder in der Stadt zu verteilen. In den meisten Schulen haben die Direktoren und Lehrer positiv reagiert. Mein Lehrer hat mir erlaubt, Flyer zu verteilen und Plakate aufzuhängen. Die Resonanz in den Schulen war größtenteils sehr positiv, aber in einigen Schulen ist die Polizei einmarschiert und hat die Schüler aufgefordert, die Plakate wieder abzuhängen.

Sinan aus Essen
Ich fand die Demo heute sehr gut und vor allem erfolgreich. Die Leute waren sehr energisch und haben sich nicht von der Polizei einschüchtern lassen. Wir sind unseren Weg gegangen und haben viel Aufmerksamkeit auf uns gezogen. Ich denke, dass in Zukunft noch viel mehr Leute dazu kommen werden. Alle, die heute nicht auf der Straße waren, fordere ich auf, Teil dieser anti-faschistischen Bewegung zu sein, da die Faschisten sich mit der Zeit immer vermehren werden und die, die gerade zu Hause sind auch irgendwann davon betroffen sein werden.

Emre 18. Jahre alt
Ich bin Schüler in Gelsenkirchen. Wir haben uns schon vorher auf diese Demo vorbereitet, weil wir von den Aktionen mitbekommen hatten. Gestern haben wir an den antifaschistischen Gegendemonstrationen in Gelsenkirchen teilgenommen und heute sind wir in Duisburg. Vor den Aktionen haben wir darüber diskutiert, dass die Faschisten das Thema Moschee nur als Vorwand benutzen. Wir dürfen uns nicht spalten lassen. Ich fand die Demo eigentlich ganz gut, nur das Auftreten von der Polizei war ziemlich provokant. Vor allem behandeln sie uns, als wären wir hier die Kriminellen. Eigentlich sollten sie die Faschisten so behandeln und nicht uns. Der Kampf gegen Faschismus und Rassismus muss weitergehen. Alle Leute, egal welche politische Einstellung oder Glaubensrichtung sollen sich vereinen.

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