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Tausende gedenken Deniz Gezmis und seiner Genossen

Die am 6. Mai 1972 von der Militärjunta erhängten Führer der 68er Jugendbewegung in der Türkei, Deniz Gezmiş, Yusuf Aslan und Hüseyin İnan wurden an ihrem 40. Todestag mit Massendemonstrationen in Ankara und Istanbul gedacht. Die Gedenkfeier in Ankara fand an der Grabstätte von Gezmis und seiner Genossen statt. An dieser Feier nahmen mehrere Tausend Vertreter aus Politik, Gewerkschaften, Jugendorganisationen und seine damiligen Mitstreiter teil. In Istanbul fand eine Demonstration mit über 5.000 Teilnehmern statt, zu der die Jugendorganisation der Partei der Arbeit (EMEP) aufgerufen hatte. Auf den Aktionen wurde eine Brücke zwischen dem Kampf der 68er Bewegung und den heute anstehenden Kämpfen gegen Krieg und Ausbeutung geschlagen.

 

Deniz, Yusuf und Hüseyin am Todestag nicht vergessen

Bei der Gedenkfeier auf dem Friedhof von Karsiyaka in Ankara war der Hauptredner Aydin Cubukcu. Cubukcu, der vor 40 Jahren an der Seite von Deniz Gezmis u.a. gekämpft hatte, bezeichnete die Gedenkfeier „so etwas wie ein festlicher Feiertag“. Denn jeder Anlass, der die Nachfolger von Gezmis und die Verteidiger seiner Gedanken zusammenbringe, sei ein Grund, glücklich zu sein. Cubukcu brachte auch seine Überzeugung zum Ausdruck, dass dieser Kampf mit Erfolg gekrönt werde. Die AKP-Regierung verfolge eine Politik, die in jeder Hinsicht in Widerspruch gegen die damaligen Forderungen von Deniz Gezmis und seiner Freunde stehe. Sie seien damals für die Brüderlichkeit des türkischen und kurdischen Volkes und für den Sozialismus eingetreten. Ihr Kampf gehe auch heute weiter.

Gedacht wurde auch an den Anwalt von Deniz Gezmis, Yusuf Aslan und Hüseyin Inan, Halit Celenk, der am 5. Mai 2011 verstarb. Seine Ehefrau sowie Töchter und Enkelkinder waren ebenfalls auf der Gedenkfeier. Seine Tochter Serpil Celenk Güvenc berichtete vom Kampf Halit Celenks, den er 40 Jahre lang unerbittlich auf den Spuren von Gezmis und seinen Genossen geführt habe. Die Gedenkfeiern, die jedes Jahr mit größer werdendem Zulauf stattfänden, seien eine Antwort auf die AKP-Regierung, die lediglich ihre Anweisungen aus den USA umsetze: „Deniz, Yusuf und Hüseyin hingegen leben im Kampf der Arbeiter gegen Leiharbeit oder in den Protesten gegen den Aufbau eines neuen Raketenabwehr-Stützpunktes in Malatya fort.“

Der Sprecher von KESK, Doğan Kaya, der im Namen aller teilnehmenden Gruppen und Initiativen eine Rede hielt, wies auf die Losung von Deniz Gezmis nach einer „unabhängigen Türkei“ hin. Diese Forderung sei auch heute hoch aktuell. Für die Brüderlichkeit des türkischen und kurdischen Volkes einzutreten, wie Deniz Gezmis und seine Genossen dies praktiziert haben, sei heute ein Lackmustest. Wer heute die Jugendführer der 68er Bewegung hochleben lasse, aber sich für den Krieg gegen das kurdische Volk ausspreche, sei lediglich darauf bedacht, die anhaltende Popularität von Deniz, Yusuf und Hüseyin für seine eigenen nationalistischen Zwecke auszunutzen. Dogan kritisierte auch die kürzlich eingeleiteten Gerichtsverfahren gegen einige Generäle des Putsches von 1980 als „blanker Hohn“.  Einige der Generäle, die in der Vergangenheit mehrmals geputscht und Revolutionäre in den Tod geschickt hätten, würden zwar vor Gericht gestellt, aber andererseits würde das von ihnen aufgebaute Regime mit all seinen Macht- und Unterdrückungsinstrumenten auch von der AKP nicht angetastet.

 

In Istanbul demonstrieren Tausende

Das Ziel der Demonstration in Istanbul war Dolmabahce, wo Angehörige der 6. Flotte der USA 1968 von Deniz Gezmiş, Yusuf Aslan und Hüseyin İnan am Landgang gehindert und ins Meer geschubst worden waren. Auf der Demo mit rund 5.000 Teilnehmern, zu der die EMEP-Jugend aufgerufen hatte, wurde an den antiimperialistischen Kampf der 68er Bewegung erinnert und die Fortsetzung dieses Kampfes gegen die Kriegstreiberei der AKP-Regierung gefordert. Die Demonstrierenden kritisierten auch die aktuelle Debatte über das Massaker vom 1. Mai 1977. Regierungsnahe Historiker versuchen in dieser Debatte die Geschichte neu zu schreiben und die Verantwortung für das Massaker mit 37 Todesopfern den linken Kräften in die Schuhe zu schieben.

Die Hauptrede auf der Abschlusskundgebung in Dolmabahce hielt Onur Aydin vom Vorstand der EMEP-Jugend. Aydin sagte: „Das Gedenken an Deniz, Yusuf und Hüseyin gibt uns den Auftrag, ihren Kampf fortzusetzen. Deshalb müssen sich heute Jugendliche mit aller Kraft gegen die Kriegspläne der AKP-Regierung gegen Syrien stellen. Deshalb müssen wir heute für die demokratische Lösung der kurdischen Frage eintreten. Deshalb müssen wir unseren Kampf für demokratische Bildungs- und Hochschulreformen und für die Freilassung der über 600 Schüler und Studenten kämpfen, die sich für diese Forderungen stark gemacht haben.“

Iskender Bayhanvom EMEP-Vorstand sagte, die Herrschenden hätten vor 40 Jahren auf der Hinrichtung von Deniz, Yusuf und Hüseyin bestanden, weil sie mit diesen Morden die damalige Jugend- und soziale Bewegung einzuschüchtern versucht hätten. Dies sei ihnen jedoch nicht gelungen, weil bis heute die Popularität der getöteten Revolutionäre nicht schwächer geworden sei. Das sehe man auch daran, dass sogar junge Generationen, die wesentlich später geboren wurden, im Gedenken ihre Namen tragen.

Die beiden Abgeordneten Sırrı Süreyya Önder und Sebahat Tuncel, die im türkischen Parlament den Demokratischen Kongress der Völker vertreten, unterstrichen den Einsatz von Deniz, Yusuf und Hüseyin für die Rechte der Kurden. Der heutige Kampf für die demokratischen Rechte des kurdischen Volkes stehe in der Tradition des Kampfes von Deniz u.a.

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