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Was der Widerstand bei Borbet zeigt…

Der Arbeitskampf der Borbet Beschäftigten nähert sich seinem dritten Monat. Fast täglich versammelten sie sich vor der geschlossenen Fabrik in Solingen und versuchten, ihrer Stimme gegen die unrechtmäßige Kündigung Gehör zu verschaffen. Daneben haben sie vor dem Landtag NRW in Düsseldorf, vor dem Rathaus in Solingen und auch in Hesborn, wo sich die Borbet-Zentrale befindet, Demonstrationen durchgeführt und versucht, die Ungerechtigkeit, die sie erleben, zu vermitteln. Sie reisten auch zu den anderen Betrieben von Borbet in Deutschland, um ihren Kolleginnen und Kollegen ihre Probleme mitzuteilen und sie zu warnen: „Das kann euch morgen auch passieren“. Nachdem das Borbet Werk in Solingen Ende des Jahres Konkurs angemeldet hatte, wurden 600 Beschäftigte entlassen. Die Arbeiter bezweifeln, dass das Werk wirklich insolvent ist und fordern ihre Rechte ein.

Zwei Welten in Winterberg

Eine der bemerkenswertesten Aktionen der Borbet-Beschäftigten war ihre Demonstration am 12. Februar in Winterberg, dem Skigebiet, in dem die Weltmeisterschaften im Rodeln stattfanden. Da Borbet einer der Sponsoren der Veranstaltung war, reisten die Beschäftigten und ihre Familien mit zwei Bussen zum Skigebiet. Dabei trafen zwei Welten aufeinander: Eine von WM-Besuchern, meist wohlhabende Menschen mit teuren Skianzügen und Profisportlern aus verschiedenen Ländern, und die andere von Borbet-Arbeitern, die das Skigebiet zum ersten Mal in ihrem Leben besuchten und gegen ihre Entlassung ohne Abfindung durch ihre Arbeitgeber protestierten. Die Kinder einiger Familien, die mit Luxusautos, Kleidern und Skiausrüstung angereist waren, um sich einen Tag lang zu amüsieren und die Kinder, die mit dem Bus angereist waren, um ihre bei Borbet arbeitenden Väter zu unterstützen, und deren Hände kalt waren, als sie Flugblätter verteilten, sahen einander aus zwei verschiedenen Welten an.

Foto: Yeni Hayat

Die Borbet-Frauen

Einer der wichtigsten Faktoren für den Beginn und das Wachstum des Widerstands der Borbet-Arbeiter waren die Frauen, die sich zur Unterstützung ihrer Männer mobilisierten. Sie wurden zur treibenden Kraft des Widerstands und zu deren entschlossensten und kreativsten Aktivisten. Mit Töpfen und Pfannen, Trommeln und kreativen Slogans brachten sie einen andere Stimmung in die Proteste. Diese Entschlossenheit und Initiative der Borbet-Frauen hat ihre Männer zweifellos hoffnungsvoller und stärker gemacht. Viele von ihnen feierten den 8. März, den Internationalen Frauentag, zum ersten Mal in ihrem Leben, und sie bereiteten gemeinsam das Programm der Aktion an diesem Tag vor und übernahmen sie.

Die Hoffnung wächst, die Entschlossenheit wird über den Sieg entscheiden

Nach 75 Tagen ununterbrochener Aktionen scheinen die Borbet-Arbeiter entschlossen zu sein, Widerstand zu leisten, bis sie ihre Rechte erhalten. Arbeiter, die sich früher gegenseitig den Rücken zugedreht haben, unterstützen sich jetzt gegenseitig und verfolgen ihre Forderungen auf der Straße und in den Gerichtssälen. Die Beschäftigten, die durch den entschädigungslosen Rausschmiss an den Nullpunkt gebracht wurden, haben durch diese lang anhaltende und entschlossene Aktion bereits wichtige Fortschritte und Hoffnung gewonnen. Der Arbeitgeber, der sich selbst widerspricht, hat begonnen, den Beschäftigten in den gegen die Entlassungen eingereichten Klagen Abfindungen anzubieten. Die Klage, die mit der Begründung eingereicht wurde, dass der Konkurs nicht rechtmäßig ist, wird gegen Ende dieses Monats verhandelt. Der Ausgang ist derzeit noch unklar. Aber es ist klar, dass die Entschlossenheit der Borbet-Beschäftigten zusammen mit ihren Familien darüber entscheiden wird, wie weit die Gewinne reichen werden.

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