Written by 15:00 HABERLER

Wer kämpft, gewinnt!

Cayan Kartal

Für die Reinigungskräfte der Firma Sasse am Flughafen Düsseldorf gibt es künftig einen Betriebsrat. Bei der ersten Betriebsratswahl, die vor kurzem stattgefunden hat, bekam die Gewerkschaftsliste IG BAU die meisten Sitze innerhalb des Betriebsrates. Trotz Pandemie, Kurzarbeit und reichlich Gegenwind konnten die Arbeiter am Ende einen Betriebsrat gründen. Und somit haben die Beschäftigten zukünftig die Möglichkeit, mitzubestimmen.

Die Reinigungskräfte der Firma Sasse reinigen den Terminal des Flughafens. Vor der Pandemie haben dort knapp ca.120 Reinigungskräfte in drei Schichten gearbeitet, aktuell arbeiten dort nur noch knapp 60 KollegInnen in zwei Schichten. Viele der befristet eingestellten Beschäftigten bekamen nach der ersten Corona-Welle keine weitere Verlängerung mehr, somit standen sie mitten in der Pandemie ganz ohne Einkommen und Arbeit dar.

Der ausschlaggebende Grund für die KollegInnen, einen Betriebsrat zu gründen, war die nicht gerechte Aufteilung der Kurzarbeit. Einige mussten Monate lang in die Kurzarbeit, andere hingegen, die den Führungskräften nahe stehen, gar nicht. Auch bei den Schichtplänen, gerade bei der Sonntagsarbeit, kam es meistens zu ungerechter Verteilung. Diese Themen will der gewählte Betriebsrat nun jetzt anpacken.

Gemeinsam ohne Rassismus

Die Kolleginnen und Kollegen hatten mehrmals Aktiventreffen durchgeführt und eigene Flyer in verschiedenen Sprachen veröffentlicht. Gegen jegliche Gegenpropaganda von Führungskräften haben sich die KollegInnen nicht beirren lassen und haben immer wieder an den betrieblichen Themen festgehalten, die ihnen nicht passten. Es wurden Gerüchte gestreut, dass die Gewerkschaft die Firma platt machen wolle oder dass diejenigen, die für den Betriebsrat kandidieren möchten, auch gut Deutsch sprechen und schreiben müssten. Zum Hintergrund der Belegschaft muss man sagen, dass ca. 90% der Belegschaft einen Migrationshintergrund haben und aus den verschiedensten Regionen der Welt stammen. Die meisten von ihnen sind weiblich. Dementsprechend war die Gewerkschaftsliste auch internationalistisch aufgestellt. Die Wahl wurde von der Firmenleitung hinausgezögert, weil die Leitung im Interesse der gegnerischen Liste vor Gericht zog und lediglich einen Tag vor der ursprünglichen Wahl die Wahlen per Gerichtsentscheid gestoppt hatte. Doch die KollegInnen haben sich auch davon nicht einschüchtern lassen und kämpften bis zur letzten Minute.

Solidarisch und nur gewerkschaftlich organisiert kann man gewinnen!

Am Flughafen in Düsseldorf in der Reinigung gibt es schon sehr lange gewerkschaftliche Organisierung, Auseinandersetzungen und Betriebsratsstrukturen. In der Flugzeugreinigung bei DLG (ein Tochterunternehmen der Firma Klüh) gibt es schon eine längere kämpferische Tradition einer Betriebsratsstruktur. Die Reinigungskräfte ob bei DLG, Klüh, Combreen oder Sasse kennen sich untereinander, da sie alle am Airport reinigen. Es gab noch vor drei Jahren einen tagelangen Arbeitskampf gegen die Entlassungen bei Klüh, wo es auch zur Solidarität untereinander kam. Alle Kämpfe am Flughafen hinterlassen Spuren und sind Erfahrungen, von denen die Reinigungskräfte geprägt werden. Deshalb ist es notwendig, sich auch untereinander weiter zu solidarisieren. Mit Sasse gibt es jetzt das zweite direkte Betriebsratsgremium in der Reinigung am Flughafen. Bei Combreen in der Flugzeugreinigung sind weiterhin schlechte Arbeitsbedingungen, dort gibt es leider eine niedrige gewerkschaftliche Organisierung und keinen Betriebsrat. Dort, wo die gewerkschaftliche Organisierung hoch ist, hat man eine Chance, bessere Arbeitsbedingungen zu erreichen. Mit einer starken Gewerkschaft im Betrieb und mit aktiven KollegInnen, die standhaft bleiben, gewinnt man auch.

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