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Zündstoff-Festival in Hamburg: „La Haine“

Alix Calimez

Im Rahmen des Zündstoff-Festivals des 3001 Kino vom 1. bis zum 3. Juni hat die Stadtteilgruppe Altona des Internationalen Jugendvereins gemeinsam mit der DIDF-Jugend Hamburg den Film „La Haine“ gezeigt und moderiert. Bei dem Zündstoff-Festival kooperiert das Kino mit verschiedenen Organisationen und Gruppen, wie z.B. auch Fridays for Future, und zeigt gesellschaftskritische Filme. Die Stadtteilgruppe organisiert jeden Monat eine öffentliche Kulturveranstaltung, um der Jugend einen Raum für politische Bildung und Austausch zu bieten. Jeden zweiten Monat gibt es dafür einen Kinoabend im 3001 Kino. Diese Art von Veranstaltung ist eine gute Möglichkeit, um politischen Input zu bestimmte Themen zu geben. Dieses Mal war die Veranstaltung im Rahmen des Zündstoff-Festivals im 3001 Kino mit über 100 Teilnehmenden, ein voller Erfolg.

La Haine wurde im Jahr 1995 veröffentlich. Es ist ein Spielfilm mit fiktiven Charakteren, jedoch ist die Handlung von wahren Ereignissen inspiriert. Im Jahr 1993 wurde in der Banlieue (franz. Vorort) von Paris ein 16-jähriger junger Mann, namens Makomé Bowole, in Polizeigewahrsam genommen und im Zuge des Verhörs ermordet. Dieser Fall löste in der ganzen Stadt gewaltsame Proteste aus. In den Banlieues herrschen sehr prekäre Lebensbedingungen. Diese sind von Armut und Perspektivlosigkeit geprägt. Solche Randbezirke entstehen mit den steigenden Mietpreisen innerhalb der Städte, sodass ökonomisch schwächere Haushalte an den Rand der Städte und somit auch der Gesellschaft getrieben werden. Vor Ort gibt es kaum bis keine Freizeitaktivitäten, Bildungsmöglichkeiten geschweige denn Jobangebote für junge Menschen. In La Haine begleitet man drei im Banlieue lebende junge Männer nach einer Nacht gewaltsamer Auseinandersetzungen mit der Polizei. Dabei wird die Prägung des Lebens durch die Armut und Perspektivlosigkeit sowie von Gewalt, Rassismus und Schikane durch die Polizei sehr deutlich gezeigt. Die Kriminalisierung durch die Gesellschaft und die Polizei durch Vorurteile und gewaltsame Übergriffe prägen das Leben und generieren einen Hass bei den Bewohner:innen. Es ist eine Gewaltspirale, aus der nicht auszubrechen ist, denn diese soziale Ausgrenzung, die Perspektivlosigkeit und die prekären Lebensbedingungen zwingen viele Menschen zur Kriminalität, z.B. Drogenhandel, durch die tatsächliches Gewaltpotential entsteht. Durch diese Kriminalität wird die gewaltsame Vorgehensweise des Staates und der Polizei in den Banlieues legitimiert. Es ist ein Teufelskreis.

Wir wissen: diese Probleme haben keinen individuellen Ursprung, sondern sind strukturell. Denn die Banlieue-Bewohner:innen werden systematisch ausgegrenzt und ausgebeutet. Ihnen wird ein Ausbruch aus der Armut unmöglich gemacht, weil dieses System davon profitiert. Es ist die Aufgabe sowohl die strukturellen Ursachen für diese Gewalt als auch die Wege daraus aufzuzeigen: durch ein solidarisches und organisiertes Miteinander, mit der wir genau jener Perspektivlosigkeit und Vereinzelung entgegentreten und gemeinsam für eine bessere Zukunft kämpfen können. Dies war auch dann die Stimmung des gemeinsamen Austausch im Anschluss an die Aufführung im Hof des Kinos.

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