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Zum 50. Todestag von Nazim Hikmet

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„Leben wie ein Baum, einzeln und frei, und brüderlich wie ein Wald, das ist unsere Sehnsucht“. Das ist wohl der weltweıt bekannteste Vers des türkischen Dichters Nazim Hikmet. Am 3. Juni diesen Jahres war sein 50. Todestag. Wenn Hikmet über ein freies Leben schrieb, hatte es eine ganz andere Bedeutung für ihn, als für die meisten anderen Menschen. 15 Jahre seines Lebens verbrachte er in Gefängnissen in der Türkei und weitere 20 Jahre im Exil. Trotzdessen- oder vielleicht gerade deswegen- inspiriert er die Menschen heute noch mit seiner Lyrik und seinen Worten.

1902 wurde Hikmet als Sohn eines Beamten im (damals osmanischen) Thessaloniki geboren. Seine Kindheit verbrachte er jedoch vor allem in Aleppo und Diyarbakır. Als junger Mann schloss sich Hikmet zuerst der Nationalbewegung Mustafa Kemal Atatürks an, reiste dann jedoch illegal nach Moskau aus, wo er das kennenlernen sollte, das ihn mehr als alles andere inspirieren sollte: den Kommunismus. Er studierte eine Zeitlang an der Kommunistischen Universität der Werktätigen des Ostens in Moskau, wo er sich mit berühmten futuristischen Dichtern wie Majakowsk umgab. Mit seiner Rückkehr in die Türkei begann die politische Verfolgung. 1928 wurde er für acht Monate inhaftiert. Auch danach wurde er immer wieder zensiert. 1933 kam er erneut für zwei Jahre ins Gefängnis in Bursa. 1938 dann der Schock. Hikmet wurde von einem Kriegsgericht zu 28 Jahren Haft verurteilt. Trotz Publikationsverbot war er auch im Gefängnis nicht untätig. So übersetzte er mehrere Werke, wie Tolstois „Krieg und Frieden“, und schrieb selber. Nach einem Hungerstreik und langer, internationaler Proteste wird Hikmet 1950, nach zwölf Jahren Haft, entlassen. Doch das Gefängnis brachte ihm auch gesundheitliche Schäden. Er war schwer herzkrank. 1951 wurde er als 49-jähriger Mann ins Militär einberufen. Wohlwissend, dass das seinen Tod bedeuten würde, floh er ein letztes Mal nach Russland. Dieses Mal für immer. Dort lebte er bis zu seinem Tode 1963.

Heute gilt Hikmet als einer der bedeutendsten Dichter der Türkei. Seine Gedichte sind viel und oft zitiert und der berühmte Pianist und Komponist Fazil Say schuf 2001 ein orchestrales Werk über Hikmets Texte. Auch wenn Nazim Hikmet während seiner Zeit in Russland ab 1951 de facto frei war, war er doch fern seiner Heimat und es stellt sich die Frage, ob er sich, wie ein freier Baum im Wald der Brüderlichkeit gefühlt hat.

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