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Das bundesweite Festival der DIDF-Jugend

Alessio Giunta

Wer am 21. Oktober auf dem Instagram-Account der DIDF-Jugend vorbeigeschaut hat, konnte viele Aufnahmen hinter den Kulissen der Festivalvorbereitungen oder davon, wie ich im Moshpit fast zertreten wurde, ansehen. Für alle die dies verpasst haben, ist hier ein Recap des 21.10.2023 – der Tag unseres Jugendfestivals.

12:00

Ich komme an der Stadthalle Mülheim an. Während ich noch versuche, mich drinnen zurechtfinden, herrscht schon voller Betrieb. Im Hauptraum werden eifrig die Stände aufgebaut und die Bilder unserer letzten Demonstrationen aufgeklebt, im Saal nebenan hört man, wie Instrumente gestimmt werden. Draußen bleibt es unterdessen ruhig, vorerst.

15:00

Als hätten sie auf ein Zeichen gewartet, kommen alle gemeinsam an und füllen den Parkplatz und die Stadthalle selbst. Menschen aus allen Teilen Deutschlands wechseln zwischen Versuchen an der Schlange eine Reihe zu bilden und dem Begrüßen ihrer Freunde, die sie seit dem Sommercamp nicht mehr gesehen haben. Die NRWler feilen währenddessen an den letzten Dekorationen, bevor das Festival offiziell beginnt.

16:00

Der Saal füllt sich immer mehr, erst die Stühle hinten, später trauen sich auch einige nach vorne. Es beginnt der erste Programmpunkt: auf der Leinwand wird auf schwarzem Hintergrund „Musik AG und Camp TV präsentieren“ projiziert, Jugendliche halten die DIDF-Jugend und IJV-Fahne, hinter ihnen die österreichischen Berge. Spätestens nach dem „Oh no!“ weiß jeder, dass unser diesjähriger Camp-Song gespielt wird. Sofort kommen Erinnerungen von sonnigen Tagen am See und in Wien und von Sucuktoasts am Bakkal auf.

Von Applaus begleitet kommen die Moderatorinnen Simge und Melek auf die Bühne und leiten auch schon das Programm und den ersten Redebeitrag des Internationalen Jugendvereins ein. Noa aus Hamburg begrüßt uns im Namen der Organisation und spricht auch direkt unser Motto an: „Für die Jugend, für unsere Zukunft!“ Damit ist die Zukunft von uns Jugendlichen gemeint, egal welcher Ethnie oder Berufsstand wir angehören. Dafür sind wir hier in Köln, um gemeinsam zu lachen und zu tanzen aber auch, um uns zu informieren und vor allem nicht zu vergessen, wie stark wir sind, wenn wir die Dinge gemeinsam angehen! Das Festival allein zeigt bereits, wie die „politikferne Jugend“ es schafft, ein ganzes Festival mit hochkarätigen Acts auf die Beine zu stellen, für einen Zehntel des Preises, den andere verlangen.

Gleich zwei dieser Acts machen nicht nur direkt zu Beginn enorm Stimmung, sondern sind auch beide lokale Rapper aus Köln: Mavi der Rote und Elle. Zusammen rappen sie über ihren Block, dem Weg da raus und die Solidarität untereinander. Für die meisten waren sie absolute Neuheiten und schafften es dennoch viele mit ihrem Sound und ihren Texten zu überzeugen.

17:00

Nach einer Ansprache der DIDF, welche nochmals die Wichtigkeit der Kampagne und unseres Mottos unterstrich, betritt Comedian und Poetry Slammer Abdul Kader Chahin die Bühne. Nachdem er uns, nach so viel ernstem Vorprogramm, mit seinen Geschichten aus seinem Duisburger Block zum Lachen bringt und den Saal für einen Moment diese schweren Zeiten vergessen lässt, möchte auch er ein Statement zum Konflikt zwischen Gaza und Israel setzen. Diesmal in Form eines Poetry Slams, der seine einzigartige Perspektive, als Palästinenser, zum Ausdruck bringt.

Nach seinem Auftritt erhalten viele weitere Aktivisten das Wort und klären uns über die Kampagne der Krankenhausbewegung in Köln auf. Auch ein Vertreter der Gewerkschaftsjugend liefert einen Beitrag dazu, warum die Jugend sich organisiert gegen die schlechten Arbeitsbedingungen in den Betrieben wehren muss.

18:00

Der nächste große Act ist kein geringerer als der Rapper Credibil, der seit 10 Jahren für seine gesellschaftskritische und emotionale Musik bekannt ist. Seine Songs brachten uns zum Mitsingen aber auch zum Nachdenken und Trauern, etwa wenn er in einem Song über seinen Vater spricht, der früh von Zuhause abgehauen ist. Erzählt es nicht weiter, aber ich habe sogar einige Jungs dabei Tränen vergießen sehen…

19:00

Unsere Kolleginnen und Kollegen der Falken sprachen auf der Bühne die Kürzungen des Kinder- und Jugendplans der Bundesregierung an. Diese sollten, bevor sie teilweise zurückgenommen wurden, auch uns betreffen, da wir etwa einen Teil unseres jährlichen Sommercamps und viele andere Programme, die uns sehr am Herzen liegen damit finanzieren.

Gleich danach füllte die Band „Kontrast“ die Bühne. Die DIDF-Jugend Band sang und spielte auf ihren Instrumenten gecoverte und gemischte Songs, welche von türkischen, kurdischen, deutschen und internationalen Einflüssen geprägt ist.

20:00

Hat hier jemand mehrsprachige Musik gesagt? Sofort danach tritt die Band „Engin“ auf, die das Beste aus türkischer und Indie-Musik nimmt und daraus einen einzigartigen Mix kreiert, der sich schwer nachstellen lässt.

Auch TVStud, eine gewerkschaftliche Bewegung, die sich für einen Tarifvertrag für studentische Beschäftigte einsetzt, bereicherte das Festival mit einer Solibotschaft. Gerade für die Studierenden, und erst recht diejenigen, die als Werkstudent:innen arbeiten war dies enorm wichtig.

21:00

Nun richtet sich die DIDF-Jugend an die Teilnehmenden des Jugendfestivals mit einer klaren Kante gegen alle Kriege auf der Welt. Sei es in der Ukraine, im Gaza-Streifen oder in Rojava: Keine Profitgier und keine Erweiterung der eigenen Grenzen rechtfertigt die Bedrohung und das Morden der Zivilbevölkerung! Im Anschluss an den Redebeitrag zeigt die gesamte Halle mit einem Transparent ihre Solidarität mit der palästinensischen Bevölkerung.

Nach der Ansprache betritt unser vorletzter Act, Mikail Arslan, die Bühne. Seine Musik bekennt sich bedingungslos zu seiner kurdischen Herkunft und begleitet uns stets auf unseren vergangenen Veranstaltungen.

22:00

Es folgt die Abschlussmoderation. Das Festival neigt sich dem Ende zu, aber ohne vorher nochmals kräftig laut zu werden, denn der Berliner Rapper Apsilon, stürmt aus der Kulisse, mitten ins Rampenlicht. Seine Texte rechnen ab mit Vorurteilen gegen Migranten, gegen die Missstände in unserer Gesellschaft. Manchmal mit gewaltigen Performances, manchmal mit langsamen, traurigen Songs, die uns sein Gefühlschaos verstehen lassen. Bei ersterem formte sich übrigens der berüchtigte Moshpit.

23:00

Nach der finalen Abmoderation bedanken sich Simge und Melek beim Publikum, welches aber noch lange nicht müde ist. Im Saal wird Halay getanzt, während bei den Ständen viele Jugendliche Interesse zeigten, politisch aktiv zu werden.

Bis in die Morgenstunden wird gefeiert und wenn nicht irgendwann die Busse angekommen wären, damit alle nach Hause kommen, wären wir wahrscheinlich noch länger verblieben. Der DIDF-Jugend bleibt nur Danke zu sagen, an alle Acts, der ganzen Organisation im Hintergrund, allen Redner:innen und vor allem dem Publikum. Das Festival war ein voller Erfolg und wir freuen uns bereits auf weitere!

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