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Der 8. Mai muss ein Feiertag werden!

Vor 78 Jahren wurde Deutschland vom Hitler-Faschismus befreit. In den knapp sechs Jahren des Zweiten Weltkriegs ermordeten die Faschisten im Holocaust über 6 Millionen Jüdinnen und Juden, sowie hunderttausende Sinti und Roma, politische Widerstandskämpfer, Menschen mit Behinderung etc. Im von ihnen begonnenen Weltkrieg starben über 60 Millionen Menschen. Der 8. Mai ist der Tag der Befreiung vom Faschismus und ein Mahnmal für alle, die den Sieg unter größten Opfern möglich gemacht haben. In Deutschland sollte der 8. Mai also einen besonderen Stellenwert einnehmen, doch das tut er bis heute nicht.

„Entnazifizierung“ ist nicht passiert

Während der 8. Mai in der DDR bereits seit Anbeginn feierlich begangen wurde, gab es bis Mitte der 70er Jahre kaum eine Gedenkkultur in der Bundesrepublik. Zwar wurde z.B. Mitte der 60er die KZ-Gedenkstätte in Dachau eingeweiht, doch blieb der 8. Mai in der BRD-Wahrnehmung „grau und trostlos“ (Ludwig Erhard). Willy Brandt bezeichnete im Blick auf die Feiern in der DDR: „Zwanzig Jahre sind genug -genug der Spaltung, genug der Resignation und genug des bloßen Zurückschauens.“ Während für die Völker Europas der 8. Mai der Schlag der Befreiung aus dem Hitler-Faschismus war, der für die Arbeiterklasse nichts als Zerstörung und Tod brachte, war er für das deutsche Kapital, das sich reich an Zwangsarbeitern und Kriegsindustrie verdiente, und die führenden Politiker dieser Zeit eine Niederlage. Doch sie alle blieben in der BRD erhalten. Die gleichen Richter, die gleichen Beamten, die gleichen Politiker, die den Faschismus zuvor noch gestützt hatten, sollten nun eine „Demokratie“ aufbauen. Die gleichen Firmen, von Siemens, über die Deutsche Bank oder Volkswagen, die Profiteure des Kriegs waren, waren auch nach dem Ende des Faschismus Arbeitgeber mit großer Lobby. Auch wenn sich die 68er Bewegung in Deutschland mit den Taten der Eltern auseinandersetzte und eine Aufarbeitung forderte, brauchte es Jahre bis der 8. Mai überhaupt von offiziellen Stellen als „Befreiung“ bezeichnet wurde. In eine wirkliche öffentliche Wahrnehmung hat der Tag es, wenn überhaupt, aufgrund von Bemühungen von Aktivisten geschafft. Erst in den letzten Jahren haben Bundesländer begonnen den 8. Mai als „Gedenktag“ zu erklären.

Antikommunismus spielt eine Rolle

Wer den 8. Mai als Tag der Befreiung vom Faschismus begeht, muss auch anerkennen, wer Europa vom Faschismus befreit hat. Auch wenn die westlichen Alliierten (USA, Großbritannien, Frankreich) eine Rolle gespielt haben, hat kein Land unter einem vergleichbaren Einsatz den Faschismus so bekämpft, wie die Sowjetunion. 27 Millionen Tote sind auf Seiten der Sowjetunion bei der Befreiung ihres eigenen Landes und anderer Staaten gefallen. Ohne die Sowjetunion, die u.a. auch das Vernichtungslager Auschwitz befreite, hätte der Faschismus (vor allem in Osteuropa) kaum zurückgedrängt werden können. So steht der 8. Mai also auch unmittelbar im Zusammenhang mit dem Kampf der Sowjetunion. Ein Dorn im Auge eines Landes, in dem die antikommunistische Propaganda so weit verbreitet ist, wie in kaum einen anderen Staat.

Esther Bejarano setzte sich für den Feiertag ein

Auftrieb erlebte die Bewegung, die die Einführung des gesetzlichen Feiertags am 8. Mai fordert, vor allem durch eine Person: Auschwitz-Überlebende und VVN Ehrenvorsitzende Esther Bejarano. Bejarano war, wie kaum eine zweite Person, bekannt für ihren lebenslangen Kampf gegen Faschismus. Bis zu ihrem Tod im Jahr 2021 war Esther Bejarano die wichtigste Fürsprecherin und eine Initiatorin der Petition „8. Mai zum Feiertag machen“, die über 175.000 Unterschriften erreicht hat. Der 8. Mai ist der Tag des Gedenkens und des Mahnens. Für all jene, die in den Konzentrationslagern der Faschisten, auf dem Kriegsfeld und beim Kampf der Befreiung gestorben sind. Aber auch an alle, die heute leben und weiterhin gegen Faschismus und Krieg kämpfen.

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