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Deutsches Unternehmen Aunde entlässt Gewerkschaftsmitglieder in der Türkei

Das Textilunternehmen Aunde (Achter & Ebels GmbH) wurde 1899 in Mönchengladbach gegründet. Seit 1920 wurden Polsterstoffe für die Automobilindustrie entwickelt und produziert. In den 1980er Jahren begann die schrittweise Umwandlung vom Textilhersteller zum Automobilzulieferer. Die Aunde Group SE umfasst heute mehr als 117 Werke in 29 Ländern. Entwickelt und produziert werden technische Textilien, Sitzbezüge aus Textil und Leder, technische Federn oder komplette Autositze für führende Automobilhersteller der Welt.

Auch in der Türkei ist das Unternehmen aktiv. „Aunde Teknik“ wurde 1984 gegründet. Im Jahr 1990 ging das Unternehmen eine Partnerschaft mit „Orhan Holding“ ein. Aunde Teknik ist eines der führenden Unternehmen in der türkischen Automobilzulieferindustrie, das Stoffe und Sitzbezüge für die Automobilindustrie herstellt und 85 Prozent seiner Produktion exportiert. Seit 2006 verfügt Aunde Teknik über Produktionsstätten für Stoffe und Sitzbezüge in der Türkei mit ca 2000 Mitarbeitern.

Bereits in der Vergangenheit fiel das Unternehmen mehrfach durch Verhinderung von gewerkschaftlicher Betätigung auf. Im März 2018 machte das Unternehmen Negativschlagzeilen in der Produktionsstätte in Bursa wegen der Verhinderung der Gründung einer Gewerkschaft. Aktuell, von November des letzten Jahres bis Ende Februar 2024 wurden ca. 200 Gewerkschaftsmitglieder nach und nach entlassen. In einem Interview mit der türkischen Tageszeitung Evrensel erklärten die entlassenen Kollegen, dass sie Mitglied der Gewerkschaft Tekstil İş im Gewerkschaftsverband DISK wurden, weil sich ihre Arbeitsbedingungen immer drastischer verschlechterten. Sobald die Unternehmensführung erfuhr, wer in die Gewerkschaft eingetreten war, ergriff sie Maßnahmen, um diese zum Austritt zu nötigen. Den Gewerkschaftsmitgliedern wurden schwerere Aufgaben zugeteilt, sie wurden verbal beleidigt und zur Kündigung ihrer Mitgliedschaft in der Gewerkschaft gedrängt. Eine Arbeiterin wurde sogar dazu genötigt, bis zum Ende ihrer Schicht auf einem Bein zu stehen, weil sie Gewerkschaftsmitglied war.

Der Chef von Aunde Teknik, der für seine harten Arbeitsbedingungen, niedrigen Löhne und sein harsches Vorgehen gegen Organisierungsversuche der Beschäftigten bereits in der Vergangenheit bekannt war, entließ über 200 Beschäftigte. Die Gewerkschaft organisierte eine Protestaktion und Presserklärung vor dem Unternehmen und forderte die Wiedereinstellung der entlassenen Kolleginnen und Kollegen. Ein Vertreter erklärte: „Der Arbeitgeber und seine Vertreter, die das Gesetz nicht anerkennen, zwingen euch zur Kündigung. Sie sagen, dass sie die Gewerkschaft hier nicht reinlassen werden. Unsere Gewerkschaft ist eine Arbeitergewerkschaft, keine Arbeitgebervertretung. Wir werden uns weiterhin gemeinsam unter dem Dach unserer Gewerkschaft für unsere Gewerkschaftsrechte organisieren, für das Recht auf Tarifverhandlungen, für das Streikrecht, für das Recht auf Mitsprache und Mitentscheidung, um für unsere Arbeit und unseren Schweiß bezahlt zu werden.“

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