Written by 21:24 HABERLER

#FFF: Der zweite Grossstreik steht an. Auch in deiner Stadt!

Tugba Bakirci

Tippt man auf Google die Buchstaben Kombination „GRE“ ein, ist der erste Vorschlag von Google „Greta Thunberg“. Dies war vor dem 20. August 2018 wahrscheinlich noch nicht der Fall.
Doch wie kam es dazu, dass Greta Thunberg unter den 100 einflussreichsten Persönlichkeiten des Jahres 2019 erschien und wie viel Einfluss hat sie denn tatsächlich bei SchülerInnen, die sich vor Ort dafür einsetzten, dass die wöchentlichen Schulstreiks der Fridays for Future (FFF)– Bewegung zustande kommen?

Am 06.10.2018 fand eine Großdemonstration für den Erhalt des Hambacher Waldes statt an der sich mehr als 50.000 Menschen beteiligten. Ein besonderer Tag für die Klima-Bewegung in Deutschland. Und vielleicht auch schon der Zeitpunkt, in der einige wenige SchülerInnen die ersten Versuche wagten, auch bei sich vor Ort ihre MitschülerInnen zum Streiken zur motivieren. Nicht mal zwei Monate vor der Großdemonstration im Hambacher Wald streikte die heutige 16-jährige Greta zum ersten Mal in Schweden. Und ganz nach dem Motto „Wir streiken, bis ihr handelt!“ kam es mittlerweile auf knapp 30 Streiktage. In mehr als 2000 Städten in 125 Ländern nahmen deutlich mehr als eineinhalb Millionen SchülerInnen, Studierende und auch andere UnterstützerInnen am ersten großen Streik teil. FFF-Komittees wuchsen in vielen Städten, später gesellsten sich auch Eltern bei Parents for Future, WissenschaftlerInnen bei Science for Future und LehrerInnen bei Teacher for Future. Sogar Artist for Future gibt es mittlerweile, in der sich unter anderem Künstler wie Konstantin Wecker, mit den Streikenden SchülerInnen und Studierenden solidarisieren. Und wenn wir schon von Streiks sprechen, dann darf natürlich die Gewerkschaft nicht fehlen. In Deutschland unterstützt die GEW die Streikenden und ruft zur Solidarität auf, ebenfalls vor wenigen Wochen die ver.di-Jugend.

Auch von den Medien bekommt die Bewegung große Aufmerksamkeit. Einige Gesichter sieht man auch immer häufiger im Fernsehen und in den Zeitungen. Doch die meiste Arbeit läuft vor Ort, die Organisation, die Form und auch die Forderungen sind zwar identisch, aber doch noch alle so unterschiedlich. Der Personenkult wie beispielweise von Greta Thunberg oder anderen ist besonders durch die Medien passiert. Für viele, die sich als Teil der Bewegung sehen, steht vielmehr das Verändern und Handeln im Mittelpunkt. Beispielsweise gibt es Ortsgruppen wie die in Köln, die neben den bundesweiten Forderungen auch ihre eigene lokale Forderung abgestimmt hat. Außerdem ruft sie auch dazu auf sich mit anderen Streikenden zu solidarisieren oder sich an Demonstrationen zu beteiligen, die für mehr soziale Gerechtigkeit stehen.
Doch eins haben alle Streikenden gemeinsam: Sie gehen nicht in die Schule, weil sie die Schule langweilig oder nervig finden. Nein, sie alle wissen, dass sie diese Aufmerksamkeit genau nur deshalb bekommen haben, weil sie die Schule bestreikt haben. Sie möchten keinen Druck gegenüber ihren Lehrerinnen oder DozentInnen machen. Nein, es geht ihnen darum, Gesellschaft und Politik zum handeln zu bringen. Neben der FDP, die meinte, dass es ja schön und gut ist, dass sich Jugendliche für die Umwelt einsetzen, aber dafür nicht die Schule „schwänzen“ müssten oder die AfD, die meint, dass der Klimawandel nicht von Menschen gemacht ist, lobten Mitglieder der Parteien wie die SPD und die Grünen die Jugendlichen und betonten die Notwendigkeit dieser Bewegung.
Doch bis auf gedrucktes Lob wartet man auch noch heute auf ein Handeln dieser Parteien.
Im Gegenzug versuchen diese Parteien auf verschiedenen Wege, die FFF- Bewegung für ihre Zwecke zu nutzen, beispielsweise für ihren Wahlkampf bei den EU-Wahlen. Außerdem versuchen sie durch ihre Jugendorganisationen ihre reformistischen und liberalen Forderung in der Bewegung zu festigen.
Aus der Notwendigkeit sich dagegen innerhalb der Bewegung zur positionieren entstand dann auch eine Anti-Kapitalistische-Plattform. Ihr Ansatz ist es den Klimawandel nicht nur Global zu betrachten, sondern auch das System als Ganzes zu kritisieren. Sie fordern somit nicht nur ein Umdenken in der Klimapolitik, sondern möchten viel mehr auf die Kapitalinteressen der Konzerne ihren Fokus setzen. Sie erkennen einen Zusammenhang zwischen den gesamten sozialen Kämpfen und haben den Ansatz diese zu einen.
Wir sehen bis auf einigen Twitterpost oder Briefen, die an Schulen verschickt wurden, um die Streikenden dafür zu sanktionieren, das sie Schule „schwänzen“ wurde bisher wenig von der Politik gemacht. Genau aus diesem Grund wird auch weiterhin gestreikt ganz nach dem Motto „Wir streiken, bis ihr handelt!“

Sehr wahrscheinlich wird der zweite Großstreik am 24.05.2019 nicht der letzte sein. Einer der Millionen Streikenden SchülerInnen ist Mirkan Dogan aus Offenbach. Der 20-jährige noch Schüler aus Offenbach ist aktuell, wie so viele andere, neben seinem Abitur auch in die Vorbereitungen für den zweiten Großstreik involviert. Wir haben ihn getroffen uns ihn einige Fragen gestellt.


Seit wann und warum machst du bei Fridays for Future (FfF) mit?

In Offenbach gibt es seit ca. Anfang des Jahres eine Ortsgruppe, bei der ich von Anfang an mit dabei war. Wir erleben in Deutschland seit Jahren wenig Bewegung unter Schülern. Politische Diskussion wurden verlegt auf außerhalb des Schullebens. Aus diesem Grund stößt FfF eine wichtige Debatte in Schulen und Universitäten an. In meiner Schullaufzeit waren wir als Schülerschaft noch nie so politisiert wie jetzt. Das ist auch gut so. Ich persönlich sehe in Fridays for Future die Austragung eines Interessenskonfliktes. Wir dürfen diese Debatte nicht entpolitisieren und moralisieren, denn wir führen einen politischen Kampf, den Kampf für eine lebenswerte Zukunft. Und dieser Konflikt verläuft zwischen uns, Schüler*Innen, Studierenden und Arbeiter*innen auf der einen Seite und auf der anderen Seite, die Energiekonzerne wie RWE, die aus Profitgier unsere Umwelt zerstören. Dieser Konflikt rückt auch immer mehr in den Vordergrund von FfF. Bundesweit sind Schüler*innen zusammengekommen und haben unter dem Dach von FfF eine antikapitalistische Plattform gegründet. Damit vollzieht sich ein Prozess in Fridays for Future der weggeht von bürgerlichen Forderungen, wie sie die Grünen stellen, welche man sich erst mal leisten muss. Im Vordergrund der Arbeit steht die soziale- und Systemfrage.


Was fordert ihr von der lokalen Politik?

Wir fordern von der Politik, dass sie uns als streikende Masse ernst nimmt und handelt. Wir müssen nicht wissenschaftlich auf einem sehr hohen Stand sein, um Forderungen zu stellen. Denn eins ist klar: Die Klimafrage wird uns in den kommenden Jahren weiterhin beschäftigen. Die Politik schwimmt komplett in die falsche Richtung, wenn sie leere Worte verspricht oder sogar gegen uns Hetze betreibt.


Was möchtest du den Menschen mitgeben?

Ich möchte den Menschen mitgeben, dass sie sich aktiver für ihre eigenen Interessen einsetzen. Denn es gilt nach wie vor: Die Errungenschaften auf die wir heute bauen, wurden hart erkämpft und sind nicht der Standard. Außerdem dürfen wir uns nicht spalten lassen und sollten gemeinsam eine lebenswerte Zukunft erkämpfen.

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