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Historischer Arbeitskampf in Hamburg

Hannes Werne / Hamburg

Am 27.03. gab es einen eintägigen Warnstreik in verschiedenen Bereichen. Zu diesem riefen EVG und ver.di gemeinsam auf, was zum ersten Mal in der Geschichte der beiden Gewerkschaft geschah. In Hamburg startete um 11 Uhr in der Nähe der Landungsbrücken eine Kundgebung, an welcher sich hunderte Arbeiterinnen und Arbeiter beteiligten. Sie alle streiken für deutliche Lohnerhöhungen. Die Arbeitskämpfe betrafen die S-Bahnen, die Bahnen der Deutschen Bahn, den Flughafen und den Hamburger Hafen. Auch einzelne Arbeiter der Stadtreinigung zeigten sich solidarisch und schlossen sich an. Nach vielen kämpferischen Reden wurde mit einer Fähre auf die andere Elbseite übergesetzt. Hier folgte eine Demonstration an der Rugenberger Schleuse.

Besonders präsent waren die Beschäftigten der EVG, von welchen deutlich mehr, als die angekündigten 150 Personen kamen. Durch die Streikteilnahme der Arbeiterinnen und Arbeitern des Hamburger Flughafens fielen alle Abflüge aus. Beschäftigte der Autobahn GmbH wurden leider am Streik gehindert, da der Arbeitgeber am 26.3. eine Notdienstvereinbarung gerichtlich durchgesetzt hat. Dadurch musste der Betrieb beinahe auf normalen Niveau weiterlaufen und es konnten sich nur wenige Arbeiterinnen und Arbeiter dem Streik anschließen.

Ebenfalls am 27.03. begann in Potsdam die dritte Verhandlungsrunde für die Beschäftigten des öffentlichen Diensts. Die Forderung liegt hier bei 10,5% mehr Lohn bzw. mindestens 500 Euro bei einer Laufzeit von 12 Monaten. Die Eisenbahnerinnen und Eisenbahner kämpfen für 12% mehr Lohn bzw. mindestens 650 Euro. Für Auszubildende werden 325 Euro gefordert. Diese Forderungen werden bisher von den Arbeitgebern ignoriert und stattdessen werden im TVöD lediglich 5% Entgelterhöhung und eine Einmalzahlung von 2.500 Euro angeboten. Für diese Reallohnkürzungen wollten die Arbeitgeber auch noch einen Tarifvertrag mit einer Laufzeit von zwei Jahren. Die Deutsche Bahn will die Löhne ebenfalls um lediglich 5% erhöhen, bei einer Laufzeit von 27 Monaten. Auch hier wird eine Einmalzahlung von 2.500 Euro angeboten, welche allerdings nicht attraktiv ist, da die Entgelttabellen entscheidend sind.

Aus diesen schwachen Angeboten resultiert die aktuelle Kampfbereitschaft der Arbeiterinnen und Arbeiter. In vielen Reden wurde deutlich, dass Beschäftigte sich immer weniger leisten können, bei Einkäufen noch stärker aufs Geld achten müssen und Angst vor Kosten für Miete und Ausbildung ihrer Kinder haben. Durch zu geringe Ausbildungsvergütungen sind viele Auszubildende abhängig von ihrem Elternhaus, weshalb sich auch viele junge Menschen dem Streik anschlossen. Die stark steigenden Preisen in allen Lebensbereichen machen vielen Menschen, welche unser alltägliches Leben mit ihrer Arbeit aufrechterhalten, zu schaffen. Daher gilt es für die Forderungen weiterzukämpfen, wobei ein Inflationsausgleich das Mindeste sein sollte. Die Bereitschaft dazu zeigte sich heute auf der Straße.

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