Written by 16:00 HABERLER

Kampf um jeden Arbeitsplatz!

Die Werkhalle ist rappelvoll und eine Geräuschkulisse durchströmt den Raum. Viele Kolleginnen und Kollegen sind aufgebracht, Wut zeigt sich überall in den Gesichtern. Viele fühlen sich betrogen und überrumpelt. Der Betriebsrat hatte alle 14000 Kolleginnen und Kollegen zur außerordentlichen Versammlung im Kölner Werk eingeladen. Anlass zur Aufregung gibt es genug: Ford hatte wenig vorher angekündigt, eine vierstellige Zahl von Arbeitsplätzen im Kölner Werk abzubauen. Betroffen sein sollen Arbeitsplätze in der Montage, dem Motoren- und Getriebewerk, der Entwicklung, der Verwaltung und dem Vertrieb. Von aktuell 3.800 im Entwicklungs- und Ersatzteilzentrum sollen 2.500 Stellen wegfallen, rund 20 Prozent der Kollegen aus der Verwaltung sollen gehen. Als Grund gibt Ford an, ab 2030 in der EU nur noch E-Autos bauen zu wollen. Bis Mitte 2025 sollen die billigeren Modelle Mondeo, Fiesta, Galaxy, S-MAX und Focus komplett auslaufen. Stattdessen möchte Ford auf Nutzfahrzeuge und das hochpreisige Segment setzen, weil man sich da mehr Profit verspricht.

Nicht lange her, hatte das Management bekannt gegeben, das Werk in Saarlouis mit 4500 Beschäftigten und 1600 im Industriepark zu schließen. Im spanischen Valencia waren es 700 Arbeitsplätze, die das Management geschickt gegen den Standort Saarlouis ausgespielt hatte. Unter anderem sollten 500 Kolleginnen und Kollegen von Saarlouis nach Köln wechseln, im Rahmen eines Sozialtarifvertrages. Es fragt sich nur, wie, wenn in Köln nun der nächste Arbeitsplatzabbau droht? Hinter der Hand zeigte sich übrigens dann doch: Auch Valencia soll bis 2030 komplett geschlossen werden. Die von der IG-Metall-Führung so hochgelobten kurzen Streiks zum Abschluss von Sozialtarifverträgen haben somit nichts genützt. Deswegen müssen die Kolleginnen und Kollegen bei Ford um jeden einzelnen Arbeitsplatz kämpfen um nicht in Armut zu verfallen.

Auf die Zusagen von Konzern- und Gewerkschaftsführung kann man sich nicht verlassen. Solange Dividenden der Eigentümer und Aktionäre nicht angerührt werden, juckt es diese nicht, was die Kolleginnen und Kollegen und ihre Familien machen sollen.

So war es auch kein Wunder, dass die Konzernbosse sich auf der Versammlung nicht sehen ließen. Bereits vor drei Jahren hatte der Konzern hierzulande etwa 5.000 Arbeitsplätze vernichtet, europaweit zirka 10.000. Danach sollte Schluss sein, so hatte Ford damals erklärt. Eine Aussage ohne Wert.

Deswegen ist die Wut und Empörung der Kolleginnen und Kollegen mehr als nachvollziehbar. Es kommt jetzt drauf an, die Kräfte zu bündeln und den Kampf um jeden Arbeitsplatz zu führen. Die Kolleginnen und Kollegen bei Ford haben auf jeden Fall die breite Unterstützung der Bevölkerung. Sie müssen nun nur noch selber begreifen, dass die Welt stillstehen würde, wenn ihre starken und vereinten Arme es wollen. Dieses Bewusstsein in die Werke zu tragen und damit die Kollegen auf die Strassen zu bringen, ist die einzige Lösung, die ihnen noch bleibt.

Close