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Kinderarbeit in der türkischen Haselnuss-Landwirtschaft

„Oft reden sie über Liebe in der Nutella-Werbung, nicht aber über die Kinderarbeit, die mutmaßlich in dem süßen Brotaufstrich steckt.“ so die Einleitung einer Petition, die sich gegen Kinderarbeit in der Haselnuss-Landwirtschaft in der Türkei stellt. Demnach ist eine Gruppe in der Türkei der Kinderarbeit auf den Grund gegangen. Sie haben mehr als zehn Städte in der Schwarzmeer-Region besucht, in der die Haselnüsse angebaut werden.  Ihre Videos dokumentieren, dass Kinder ab dem Alter von 11 Jahren dort bis zu 12 Stunden am Tag arbeiten müssen.  Es gibt weder Verträge noch angemessene Gesundheitsvorsorge und Arbeitsschutz. Ein 11-jähriges Mädchen beschreibt ihren Alltag so: „Wir gehen um 6:30 Uhr zur Ernte und [….] arbeiten bis 18 Uhr. Wir machen zweimal Pause. Es ist jetzt das zweite Mal, dass ich hier arbeite.“ Dokumentiert wird in dem Video, dass schon Kinder ab 11 Jahren als billige Arbeitskräfte eingesetzt werden. Sie arbeiten lange Stunden für wenig Lohn und unter oft gefährlichen Bedingungen. Viele Kinder versäumen für die Arbeit den regelmäßigen Schulbesuch. Statt zu lernen, müssen sie schuften.  Der zentrale Grund dafür, Kinder zu beschäftigen, sind die niedrigen Löhne für die Arbeiter auf den Haselnussfarmen insgesamt.  Sie kommen nur über die Runden, wenn sie ihre Kinder mitbringen, um mit ihnen bei der Ernte zu arbeiten. Andernfalls wären sie nicht in der Lage, sich eine Unterkunft zu leisten oder die Kosten für die Fahrten zu den Farmen zu tragen. Gleichzeitig bleibt das Lohnniveau niedrig, wenn Kinder die gleiche Leistung für noch weniger Lohn erbringen.

Dabei ist der Skandal nicht nur, dass Kinder die Knochenarbeit in der Landwirtschaft leisten müssen, sondern vor allem auch die Unterbringung der meist minderjährigen Landarbeiter. Eng an eng müssen diese in einem heruntergekommenen Raum schlafen, Hygiene und Sanitär ist ungenügend.

Ferrero ist im Besitz einer Familie und wird von Giovanni Ferrero geleitet, einem der reichsten Männer Italiens.  Das italienische Süßwarenunternehmen ist der größte Schokoladenproduzent der Welt und Hersteller von Nutella.  Sie sind der Hauptabnehmer von Haselnüssen in der Türkei, dem Herkunftsland von 70% der Haselnüsse weltweit. Die Haselnüsse in Nutella, duplo, Kinder Bueno und Ferrero-Rocher machen ihn jeden Tag reicher.

„Giovanni Ferrero hat es in der Hand, wie in seinem Namen Süßigkeiten hergestellt werden. An ihn richtet sich heute unser Appell, den wir im kommenden Jahr mit einer großen Aktion in Italien an ihn überreichen werden.“ so die Initiatoren der Petition.

Das Unternehmen Ferrero behauptet, es würde Kinderarbeit nicht dulden und in der gesamten Lieferkette Kinderrechte gewährleisten. Die Recherche zeigt eine andere Realität. Händlern und Anbauer vor Ort erklären, dass sie nie Personal von Ferrero getroffen hätten, das sich um die Arbeitsbedingungen oder mögliche Kinderarbeit kümmere. Die Händler und Bauern bestätigen aber gleichlautend, dass Ferrero sich sehr für die Qualität der Haselnüsse interessiert.  Sie tauchen also vor Ort auf, doch ihr Interesse gilt den Haselnüssen, nicht den Kindern oder den Bedingungen, die in der Ernte arbeiten.

Von den Geschäftsführern wird nur widersprüchliches ausgesagt.  So sagt der eine: „Wenn wir feststellen, dass ein Produkt mit unethischen Praktiken hergestellt wird, rühren wir es nicht mehr an.“ Ein anderer gesteht dann aber doch: „Kinderarbeit gibt es [auf türkischen Haselnussfarmen], das ist unbestreitbar.“ Weil Ferrero bei Händlern kauft und sich nicht ausreichend darum kümmert, woher sie ihre Haselnüsse beziehen, wissen sie im Grunde nicht, wie viel Kinderarbeit es in der Haselnussernte gibt. Das Unternehmen gibt zu, dass es bis 2018 nur bei 39 Prozent der gekauften Haselnüsse die Herkunft nachvollziehen konnte. Die restlichen 61 Prozent werden untern Tisch gekehrt, damit der Profit stimmt.

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