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Movies unide, hate divides – Politische Proteste bei der 74. Berlinale

Alev Bahadir

Die Berlinale ist eins der bekanntesten Filmfestivals der Welt. Bei den 74. Internationalen Filmfestspielen Berlin, die vom 15. – 25. Februar stattfinden, buhlen die Filmschaffenden nicht nur um den goldenen Bären, sondern das Festival ist dieses Jahr so politisch, wie schon lange nicht mehr.

Neben den Preisen von Cannes und Venedig ist der Goldene Bär eine der renommiertesten Auszeichnungen in der Filmbranche. Auch in diesem Jahr konkurrieren 20 Filme aus 30 Ländern. In diesem Jahr geht es aber mindestens genauso viel darum, was abseits der Leinwand passiert, wie um die Filme, die auf ihr abgespielt werden.

Ausladung von AfD-Politikern

Im Vorfeld der Berlinale gab es bereits zahlreiche Proteste. Der Grund war die Einladung von 5 AfD-Politikern zur Eröffnungsgala. Da die AfD im Bundestag und im Berliner Abgeordnetenhaus vertreten ist, sei sie, laut einem Statement der Festivalleiterin Mariette Rissenbeck, aufgrund von Einladungsquoten über das Kultusministerium und den Berliner Senat eingeladen worden. Die Politiker wurden am 8. Februar von der Festivalleitung wieder ausgeladen. Das jedoch erst nach zahlreichen Protesten. So schrieben 200 Kulturschaffende Anfang Februar in einem offenen Brief die Einladung: „Wir halten dies für unvereinbar mit dem Bekenntnis des Festivals, ein Ort der «Empathie, des Bewusstseins und der Verständigung» zu sein, wie es auf der Jahrespressekonferenz am 19. Januar verkündet und auf der Homepage des Festivals veröffentlicht wurde“. Am Rande des Festivals und ebenfalls auf dem roten Teppich machten die Teilnehmenden deutlich, dass Rassismus auf dem Fest keinen Platz habe. Angesprochen auf die Ausladung, sagte Festivalchefin Rissenbeck: „Wir haben in den letzten Tagen gespürt, wie sehr alle, die hier bei der Berlinale arbeiten, aber auch das Publikum, das zu uns kommt, damit hadern: Dass wir als Berlinale, die so demokratisch, international, antirassistisch und gegen Diskriminierung aufgestellt ist, Leute aktiv einladen und willkommen heißen, die für eine Partei stehen, die genau das Gegenteil unserer Werte vertritt.“

Neben dem Protest gegen die AfD, wurde auch an die Opfer von Hanau gedacht. Mehrere Filmschaffende hielten auf dem roten Teppich Bilder der Ermordeten hoch.

„Ohne uns kein Kino“

Am Rande der Eröffnung fanden sich am Potsdamer Platz 150 Kinobeschäftigte zusammen, um auf die Arbeitsbedingungen in den Filmhäusern aufmerksam zu machen. Die großen Kinoketten CinemaxX und CineStar wurden an dem Wochenende von ver.di bestreikt. Trotz hoher Einspielergebnisse im Jahr 2023, ist es gängig, dass die Beschäftigten der Kinos zum Mindestlohn arbeiten. Ein Einstiegsgehalt von 14 Euro die Stunde ist die Forderung der Beschäftigten. Bei den steigenden Lebenshaltungskosten ist der Mindestlohn kaum ausreichend, zudem erzählen Mitarbeitende, dass sie trotz jahrelanger Tätigkeit oft mit Erhöhungen von wenigen Cent abgespeist werden. Ebenfalls anwesend auf dem Aktionstag waren Filmschaffende. Auch sie befinden sich aktuell in Tarifauseinandersetzungen, wo es um einen Inflationsausgleich, die 4-Tage-Woche und die Frage der Pensionskassen geht.

„No Other Land“

Ebenfalls für Aufmerksamkeit sorgte die Aufführung des Films „No Other Land“. Der Dokumentarfilm wurde von einem palästinensisch-israelischen Kollektiv von vier Filmemachern gedreht und zeigt die Vertreibung von Palästinensern aus den Dörfern von Masafer Yatta im Westjordanland. Der Palästinenser Basel Adra dokumentiert das Abreißen der Dörfer durch die israelische Armee, unterstützt und begleitet wird er vom israelischen Journalisten Yuval Abraham. Begleitet wurde die Aufführung von „Free Palestine“-Rufen. Die Festivalleitung hatte im Januar erklärt, die Berlinale wolle eine „Plattform für friedlichen Dialog in Bezug auf den Nahostkonflikt“ sein. „Wir möchten, dass das Leid aller wahrgenommen wird und mit unserem Programm verschiedene Perspektiven auf die Komplexität der Welt eröffnen“, hieß es da.

 

 

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